Warum überhaupt Tabakaktien?
Die Zahl der gerauchten Zigaretten geht jährlich zwar um 2-3% zurück, doch diesen mengenmäßigen Rückgang können alle vier großen Hersteller problemlos durch jährliche Preiserhöhungen von 5-6% ausgleichen. Daher steigt der Gewinn immer weiter an.
Und warum können die Zigarettenpreise so stark angehoben werden?
KraftHeinz ist das beste Beispiel dafür, dass viele Konsumgüterhersteller derzeit mit großen Problemen zu kämpfen haben. Ihre Pricing Power (die Fähigkeit, die Preise erhöhen zu können, ohne Marktanteile zu verlieren) ist kaum noch vorhanden. Händler wie WalMart, Amazon & Co werden immer mächtiger. Sie diktieren zunehmend die Einkaufspreise und bauen parallel günstige Eigenmarken auf.
In der Zigarettenindustrie ist die Situation aus Anlegersicht wesentlich entspannter. Nur noch vier große Unternehmen dominieren den Markt. Sie liefern sich keinen Preiskampf. Erhöhen die Preise lieber Jahr für Jahr. Die Kunden machen mit: Sie haben größtenteils ihre Lieblingsmarke und bleiben dieser treu. Selbst nach einer saftigen Preiserhöhung. Neue Wettbewerber gibt es aufgrund eines Werbeverbotes auch nicht. Und zu Eigenmarken greift kaum ein Raucher. Schließlich ist die Zigarette auch eine Art Statussymbol. Mit der Wahl der Marke ordnet man sich in der Gesellschaft ein.
Die Kombination aus süchtigen Konsumenten, leicht rückläufigen Mengen, geringem Wettbewerb und stetigen Preiserhöhungen führt zu stetigen Gewinnsteigerungen. Bei allen großen Herstellern.
Unsere vier zusätzlichen Kriterien - so bereiten wir uns auf den nächsten Abschwung vor
Im Finanzielle Freiheit Depot haben wir uns das Ziel gesetzt, eine jährliche Rendite von mindestens 8,5% zu erzielen. Dabei wollen wir keine allzu großen Risiken eingehen. Die US-Wirtschaft wächst nun bereits seit neun Jahren am Stück. Im historischen Durchschnitt kam es alle sieben Jahre zu einer Rezession. Auch wenn die weltweiten Wirtschaftsaussichten nach wie vor gut sind, so möchten wir unser Depot doch bereits auf eine Zeit geringeren Wirtschaftswachstums vorbereiten.
Im Oktober 2018 habe ich daher einen eigenen Artikel mit vier wichtigen Kriterien zur aktuellen Anlagestrategie geschrieben. Diese vier Kriterien helfen uns dabei, die Risiken unserer Investitionen deutlich abzusenken.
- Nichtzyklische Aktien kaufen, denn diese erwirtschaften auch in konjunkturell schwierigen Zeiten weiterhin attraktive Gewinne.
- Anteil an US-Aktien erhöhen, denn die strukturellen Probleme sind in den USA deutlich geringer. Außerdem ist die Wirtschaft größtenteils eine unabhängige Binnenwirtschaft.
- Auf eine geringe Verschuldung achten, denn steigende Zinsen und rückläufige Gewinne können sonst schnell zur Gefahr werden.
- Den Anteil an Nebenwerten im Depot gering halten.
British American Tobacco erfüllt mit Ausnahme der geringen Verschuldung alle Kriterien. Doch ein größeres Problem sehe ich in der Verschuldung auch nicht. Sie liegt aktuell beim 4,3-fachen operativen Gewinn und damit nur knapp über der Schwelle vom 4-fachen Gewinn, ab der die Verschuldung langsam kritisch wird. Dazu kommt: Die Erträge sind sehr stabil. Das Fremdkapital ist langfristig finanziert. Die Ausschüttungsquote liegt "nur" bei 65%. Dadurch kann die Verschuldung mit dem einbehaltenen Gewinnanteil zügig zurückgeführt werden.
Warum ausgerechnet BAT statt eine der anderen Tabakaktien?
BAT ist am günstigsten bewertet. Die Free Cash Flow-Rendite liegt bei 11,2%. Die Dividendenrendite bei 7,5%. Die Marken sind weltbekannt und ermöglichen stetige Preiserhöhungen.
Warum ist der Aktienkurs dann überhaupt gefallen?
Eine berechtigte Frage. Operativ läuft es besser als je zuvor. BAT steuert 2019 auf einen Rekordgewinn und eine Rekorddividende zu. Die langfristigen Perspektiven sind voll intakt. Kurzfristig haben folgende Faktoren den Aktienkurs belastet:
- Erhöhung der Leitzinsen in den USA: Die Cashflows und Dividenden von Tabakaktien sind gut planbar. Daher wurden diese Aktien von Zinsinvestoren als Zinsersatzprodukte gekauft. Als die Zinsen in den USA wieder gestiegen sind, dürften einige Investoren wieder zu Zinsanlagen zurückgekehrt sein. Derzeit sieht es aber so aus, als wäre es mit den Zinserhöhungen vorbei. Das könnte den Aktienkurs wieder antreiben
- Strengere Regulierung in den USA: 25% der Gewinne entfallen auf Menthol-Zigaretten. Die US-Behörden erwägen, Menthol-Zigaretten künftig zu verbieten. Die Zugabe von Menthol macht Zigaretten „erfrischender“. Raucher könnten dann auf andere Marken wie Marlboro umsteigen
Fazit: Tolles Chance-Risiko-Verhältnis, günstiger Einstiegszeitpunkt
Die Bewertung ist so günstig wie nie zuvor in den letzten 10 Jahren. Die Sorgen um die langfristige Unternehmensentwicklung teile ich nicht. Die rückläufige Nachfrage kann problemlos durch jährliche Preiserhöhungen ausgeglichen werden. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist äußerst günstig: Bei 7,5% Dividendenrendite bekommen wir inklusive Dividendensteigerungen in den nächsten 10 Jahren wohl den gesamten Kapitaleinsatz zurückgezahlt.