Mit Käse Geld verdienen? Kurzanalyse zu Savencia, dem weltgrößten Käsehersteller
Kurzanalyse Savencia | |
Hauptsitz | Frankreich |
WKN | 865541 |
Preis | 63 EUR |
Ausstehende Aktien | 14 Mio. |
Marktkapitalisierung | 882 Mio. EUR |
Nettoverschuldung | 563 Mio. EUR |
Enterprise Value | 1.445 Mio. EUR |
KGV 2019 (est.) | 8,0 |
KUV 2019 (est.) | 0,2 |
Datum | 12.06.2019 |
Say Cheese !
„Jeder Mensch weiß doch, dass der Mond aus Käse gemacht ist“ (Wallace & Gromit, „Alles Käse")
Geld verdienen mit Käse, das gelingt außer Helge Schneider den allerwenigsten. Wir betrachten heute allerdings eine Aktie, die tief in die Landwirtschaft eintaucht, es geht um Milchwirtschaft und vor allem um Käse.
Zudem ist dieser Dividendentitel auch noch verstärkt im Umweltschutz engagiert, also ein Investment, das den Zeitgeist der „Friday for Future“ Generation hoch hält. Werfen wir also heute einen Blick auf Savencia.
Exkurs in die Welt des Käses
Damit unsere Landschaften grün und nachhaltig bleiben, ist eine Menge Arbeit und unglaublich viel Geld notwendig.
Dieses Geld und diese Leistung werden von den zahlreichen Landwirten erbracht, die mit Ackerbau und Viehzucht seit Jahrtausenden für Nahrung sorgen und gleichzeitig die Kulturlandschaft optisch prägen.
Die Milchwirtschaft ist seit über 7.000 Jahren integraler Bestandteil unserer Ernährung. Und auch wenn es die Veganer gerne abstreiten: Ohne Milchprodukte wäre der Menschheit in Europa die Ausbreitung nach der Eiszeit kaum gelungen.
So sind es gerade haltbare Molkereiprodukte, die in Zeiten von Missernten hungrige Stämme über Nahrungsengpässe hinweg retteten. Bei uns zu jeder Tages- und Nachtzeit beliebt, sind Käsesorten vor allem aus Kuhmilch. In Deutschland ist in diesem Bereich die Molkereigruppe Savencia der Marktführer.
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Savencia als Marktführer im deutschen Käsemarkt
Alle, die diesen Namen noch nie gehört haben, müssen sich jetzt nicht wundern. Bis 2015 firmierte das Unternehmen als Groupe Bongrain. Das Wort „Savencia“ ist ein Kunstwort und besteht aus den französischen Wortfetzen „Saveur“ (Geschmack), „Savoir-faire“ (Know-How) und „ambition internationale“ (globaler Ansatz).
Zu Savencia gehören weltweit über 100 Käsemarken. Hier in Deutschland kennt man vor allem die Streichkäse Sorten Bresso, Milkana, Le Tartare und Brunch. Dazu kommen die Hartkäse Marken Fol-Epi und Etorki und die Camemberts „Géramont“, „Saint-Albray“ und „Saint Agur“.
Sidefact: Wer den heiligen Sankt Albray und seinen Marken-Bruder Sankt Agur googelt wird herausfinden: Die einzigen Wunder, die diese beiden Scheinheiligen vollbracht haben, war die Gerinnung von Milch zu Käse. Desweiteren hat Savencia natürlich auch die Trendprodukte Ziegenkäse und Schafskäse im Angebot.
Jute statt Plastik ?
Grundlage für die Produkte von Savencia ist die Natur. Der Rohstoff für Käse wird nun mal nicht in einem Bergwerk geschürft oder aus irgendeinem Bohrloch gesaugt. Eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen Landwirten ist bei diesem Konzern genauso Programm wie eine ständige Verbesserung des CO² Footprints.
Und hier nimmt Savencia wirklich Geld in die Hand. Die größten Veränderungen erkennt man jedoch an der Verpackung. Es wird intensiv daran gearbeitet, den Käse raus aus der Folie und rein in mehr Karton zu packen.
Wobei das eben nicht so einfach geht, wie mancher Freitagsdemonstrant sich das vorstellt. Molkereiprodukte sind empfindlich gegen Feuchtigkeit und nehmen Aromen der Verpackung sehr schnell auf. Polyethylen und Polypropen sind transparent, günstig, luftdicht und lassen keinen fremden Geschmack an die teuren Produkte.
Diese Eigenschaften haben Kartonagen nicht und hier muß tief in die Trickkiste gegriffen werden, um ähnliche Eigenschaften aus recyclebaren Umverpackungen zu gewinnen. Und genau diesen Weg geht man bei Savencia nun Schritt für Schritt.
Dort, wo der Karton einfach noch nicht so weit ist, setzt man Kunststoffe ein, reduziert aber deren Masse und Volumen. Das Resultat ist, dass die Packungen optisch schrumpfen und weniger „Luft“ transportiert wird auf dem LKW. Somit sinkt auch hier der CO² Ausstoß kontinuierlich.
Diese Entwicklungen kosten Geld, aber Savencia ist mit seinen Premium Marken ja auch nicht der „billige Jacob“. Die Homepage von Savencia ist jedenfalls gepflastert mit Preisen und Awards, die man bei diversen Umweltzertifizierungen eingesammelt hat.
Fazit ist: Wer den Käse von Savencia isst, unterstützt eine nachhaltigere Landwirtschaft und leistet einen kleinen Beitrag zur Reduzierung des Plastik-Müllbergs.
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Reich durch Käse? Mit Käse das große "Käserad" drehen?
Nein, ganz sicher nicht. Wer die Aktie von Savencia ein paar Jahre lang verfolgt hat, der weiß, hier schlummert keine startbereite Kursrakete.
In den letzten 5 Jahren hat die Aktie sich in einem stabilen Korridor zwischen 55 und 90 Euro bewegt. Zum Stichtag heute haben wir in den letzten 10 Jahren gerade einmal 50% Kurszuwachs zu feiern.
Dazu gibt es eine jährliche Dividende die zwischen 1,7 und 2,5 % auf und ab tanzt. Die letzte Dividendensenkung gab es in diesem Jahr und zwar um knallige 40%. Damit ist Savencia fern von jedem Dividendenaristokratentum, nächste Chance auf einen Adelstitel dann also frühestens im Jahr 2044.
Warum man die Aktie dann dennoch eventuell kaufen könnte ? Nun, da wäre zum einen ein optisch sehr ansprechendes KGV von 8.
In der derzeit riskanten Automobilbranche ist so ein KGV ein Warnsignal, in der Lebensmittelbranche ist das eher ein goldener Bilderrahmen. Es wird also viel Geld verdient und man hält bei Savencia sein Pulver trocken.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Tatsache, dass diese Firma noch immer vor allem in Familienhand ist. Die „Bongrains“ haben im Aufsichtsrat quasi Logenplätze, zwei Drittel der Unternehmensanteile sind fest an diese Familie gebunden.
Es ist also davon auszugehen, das der CEO keine Entscheidungen trifft, die nicht im Sinne der Eigentümer sind. Der Verschuldungsgrad liegt beim 1,5 fachen EBITDA. Das ist unterer Branchendurchschnitt, davon kann der Mitbewerber Kraft Heinz nur träumen.
Ein Wermutstropfen gibt es auch noch, da die Aktie in Frankreich zu Hause ist. Für den deutschen Aktionär entsteht ein zusätzlicher Aufwand, wenn er sich die anfallende Quellensteuer auszahlen lassen möchte.
Und ansonsten ? Wenig Chancen, aber eben auch sehr wenig Risiko. Die Menschen werden auch in Zukunft Käse und Sahne essen. Zu Savencia gehören sehr starke und bekannte Marken, die für hohe Qualität und guten Geschmack stehen. Die Marken werden unabhängig voneinander weiterentwickelt.
Ein Zielgruppen orientiertes Marketing rundet die Produktstrategie ab. Die Produkte sind hochwertig und haben teilweise Kult Charakter. Freunde eines soliden Burggrabens mögen diese Tatsache also bitte wohlwollend bewerten.
Und sollte der Trend zur veganen Ernährung langsam aus der Nische heraustreten, dann hat Savencia auch hierfür schon Rezepturen parat. Es ist nämlich kein Hexenwerk, Milch durch Pflanzenfett zu ersetzen.
Fazit: Gehört Savencia ins Depot?
Wer ein umweltfreundliches Investment sucht, wem Nachhaltigkeit wichtiger als Rendite ist und wer sich vielleicht sogar für das Thema Käse begeistern kann, der sollte sich das Papier näher anschauen.
Auf dem Weg zur finanziellen Freiheit ist die Aktie nur was für Investoren mit einem wirklich langen Atem.
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Quellen & Links
Beschreibung |
Savencia Geschäftsbericht 2018 |
Schätzungen zur künftigen Unternehmensentwicklung auf Finanzen.net |