Kurze Unternehmensgeschichte: Aus einer kleinen Textilfabrik wird die weltgrößte nichtstaatliche Beteiligungsgesellschaft
Berkshire Hathaway entstand 1955 aus der Fusion zweier Textilunternehmen. Die Marktkapitalisierung lag bei äußerst geringen 20 Mio. USD. Das Geschäft lief schleppend. Konkurrenz aus den billigeren Südstaaten der USA sowie aus Fernost führte zu einem enormen Preisdruck. Stück für Stück veräußerte das Unternehmen seine Produktionsstätten und strich dabei hohe Gewinne ein.
Dies blieb nicht unbemerkt: Warren Buffett stieg bei dieser Value-Aktie ein. Damals sprang er noch von Unternehmen zu Unternehmen. Qualitätseigenschaften waren ihm egal. Die Rechnung war einfach: Sind die Vermögenswerte (Cash, Lagerbestand...) wertvoller als der Preis des Unternehmens? Falls ja, dann handelt es sich um ein klassisches Net-Net-Investment. Die Investoren erwarben einen USD für 0,50 USD und mussten nur noch warten, bis das Cash an die Aktionäre ausgeschüttet wurde.
Doch der Geschäftsführer von Berkshire wollte nicht so richtig. Das regte Buffett auf. Also übernahm er kurzerhand die Kontrolle und kaufte immer weitere Aktien des Unternehmens auf. 1962 startete sein Engagement, 1969 übernahm er vollständig die Kontrolle.
Das alte Geschäft in der Textilindustrie wurde schnell eingestellt, warf es doch kaum noch Gewinn ab. Die aus der Liquidation erzielten Mittel nutzte Buffett, um sich an anderen Unternehmen zu beteiligen oder diese sogar vollständig zu übernehmen. Buffett baute Berkshire zu einer echten Beteiligungsgesellschaft um. Er schüttete nie eine Dividende aus. Legte alle erwirtschafteten Mittel neu an. Er investierte verdammt gut. 1969 kostete eine Aktie der Berkshire Hathaway 43 USD. Heute mehr als 300.000 USD.
In den 1970er-Jahren vollzog Buffett zunehmend einen Wandel. Er investierte langfristiger. Der Preis war nicht mehr ganz so wichtig. Wichtiger wurden Qualitätskriterien. Dazu später mehr.
Der mittlerweile 88-jährige Warren Buffett führt Berkshire Hathaway nach wie vor. Er denkt nicht mal ans Aufhören. Buffett ist es gelungen, Berkshire preismäßig zur teuersten Aktie der Welt zu machen. Das Unternehmen ist mit einer Marktkapitalisierung von fast 500 Mrd. USD mittlerweile eines der fünf wertvollsten Unternehmen der USA.
Mission des Unternehmens: "Maximum increase in intrinsic value"
Buffett ist der größte Investor der Gesellschaft. Er besitzt Berkshire-Aktien im Wert von fast 100 Mrd. USD. Damit ist sichergestellt, dass es in seinem persönlichen Interesse liegt, den Wert des Unternehmens für langfristige Investoren zu maximieren. Dabei achtet Buffett sehr genau darauf, die Risiken im Unternehmen so gering wie möglich zu halten. Er lehnt den hohen Einsatz von Fremdkapital oder riskanten Geschäften strikt ab.
Management: Berkshire seit 1965 von Warren Buffett geführt
Warren Buffett gilt als der erfolgreichste Investor aller Zeiten. Er wurde am 30. August 1930 geboren. Ist mittlerweile 88 Jahre alt. Erfreut sich bester Gesundheit. Sagt selbst, ihm sei es nie besser als aktuell gegangen.
Sein erstes Geld verdiente er 1936 mit dem Handel von Coca-Cola-Dosen. Diese kaufte er im Sixpack für 0,25 USD und verkaufte anschließend jede einzelne Dose für 0,05 USD weiter. Bereits im jungen Alter von etwas mehr als 10 Jahren folgten weitere Jobs als Zeitungsbote, Golfball-Sammler, Autovermieter usw. Den Geschäftssinn scheint er in den Genen mitbekommen zu haben.
1951 schloss er seinen Master in Economics ab, bei Benjamin Graham, einem seiner Lehrväter. Für Graham arbeitete er anschließend auch als Wertpapier-Analyst. 1956 gründete er eine Investment-Gesellschaft. Sammelte 100.000 USD von Freunden ein und bekam 25% der Rendite, die 6% pro Jahr überstieg. In den 13 Jahren bis 1969 (seine Investoren konnten ihre Anteile dann in Berkshire-Aktien umtauschen) erzielte er eine jährliche Rendite von ca. 30%. Durch die Erfolgsbeteiligung konnte er ein großes Vermögen von mehreren Mio. USD aufbauen und sich so einen nennenswerten Anteil an Berkshire sichern.
Sein Job bei Berkshire ist kein gewöhnlicher Job: Er übt keinerlei Einfluss auf das operative Geschäft seiner Unternehmen aus. Vertraut den Managern voll und ganz. Buffett kümmert sich einzig und allein um die Allokation (Verteilung) des Kapitals. Wählt neue Investments aus. Prüft, welche Aktien gerade unterbewertet sind und steigt ein. Außerdem ist er für alle Manager des Unternehmens jederzeit da. Falls sie Fragen haben, dürfen sie auf ihn zukommen. Den größten Teil seiner Zeit verbringt er eigenen Angaben zufolge mit Lesen und Nachdenken.
Das folgende Video zeigt ihn 2018 anlässlich seines 88. Geburtstages.
Aktionärsstruktur: Buffett größter Aktionär
Warren Buffett ist der größte Einzelaktionär. Das Unternehmen steht zwar auf Platz fünf der größten US-Unternehmen, ist aber dennoch kaum in ETFs enthalten. Die Aktien liegen überwiegend im langfristigen Besitz von Value-Investoren, die Buffett vertrauen und von seinen Entscheidungen profitieren möchten. Aus den Gesprächen auf den Hauptversammlungen des Unternehmens weiß ich, dass die allermeisten Aktionäre ihre Berkshire-Aktien nie wieder verkaufen möchten. Diese einzigartige Aktionärskultur ermöglicht es, langfristig zu agieren.