Kaffee Aktien kaufen? Das schwarze Gold des 21. Jahrhunderts
Kapitel
- Kleine Geschichte des Kaffee-Konsums
- Kaffee Aktie 1: Bayer
- Kaffee Aktie 2: K+S
- Kaffee Aktie 3: Mondelez
- Kaffee Aktie 4: Givaudan
- Kaffee Aktie 5: De'Longhi
- Fazit
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Kleine Geschichte des Kaffee-Konsums: Das schwarze Gold eines jeden Jahrhunderts
Vor 300 Jahren, im 18. Jahrhundert, da war die Welt noch übersichtlich. Die Menschen betrieben hauptsächlich Landwirtschaft, der Beruf des Youtubers lag noch in weiter Ferne. Der Energieträger der Wahl war für den gewöhnlichen Bürger und Bauern das Brennholz. Als Leuchtmittel dienten Kerzen, der Verkehr und schwere Arbeiten wurden hoch zu Ross abgewickelt und die Predigt in der Kirche am Sonntag war der Ersatz für Netflix.
Das alles änderte sich schlagartig mit der Erfindung der Dampfmaschine. Die „Kolben-Wärmekraft-Maschine“ von James Watt erzeugte gigantische Mengen an Bewegungsenergie und ermüdete nicht wie z.B. Pferde oder Menschen. Die Revolution des thermodynamischen Wunderwerks war derart disruptiv, dass sie eine eigene Epoche, die Industrialisierung einläutete. Kohleöfen sorgten fortan für Wärme und wer eilig von Fürth nach Nürnberg reisen wollte, ließ sein Pferd in der Garage stehen und stieg stattdessen in die Eisenbahn. Der Rohstoff „Kohle“, der mit Hilfe von dampfbetriebenen Liften und Pumpen aus der Tiefe der Erde gebuddelt werden musste, wurde fortan liebevoll „Das schwarze Gold“ genannt. Kohle brachte Wärme und Wohlstand und letztlich begleitete sie uns Menschen aus dem finsteren Mittelalter in die Epoche der Aufklärung. Danke Kohle, gut gemacht.
Im 20. Jahrhundert kam dann noch eine zweite Art schwarzes Gold hinzu. Erdöl ! Diese giftige und übelriechende Brühe lässt sich im beheizten Glaskolben leicht in seine Fraktionen zerlegen: Teer, Ottokraftstoff, Dieselkraftstoff und weiter oben dann die flüchtigen Fraktionen wie Buthan und Pentan. Ab den 20er Jahren löste das Automobil das Pferd im Straßenbild ab. Und auf einmal roch es in den Städten viel besser, als in den Straßen nicht mehr meterhoch die Pferdeäpfel vergammelten. Geheizt wurde nun bequem auf Knopfdruck mit Öl und Gas. Auch der motorisierte Flug wäre sicher mit Holz oder Kohle als Brennstoff nicht möglich gewesen. Danke Erdöl, schön war die Zeit.
Und schon kommen wir an im 21. Jahrhundert – in dem gerade die Jüngeren unter uns von Kohle und Erdöl nichts mehr wissen wollen. Und wieder ist da ein Rohstoff, regenerativ zwar, aber doch knapp und endlich, der den Menschen Behaglichkeit und Energie verspricht. Die Rede ist von Kaffee. Nicht dass die Idee, gemahlene Kaffeebohnen mit heißem Wasser aufzugießen, neu wäre. Laut einer Legende hat schon der Erzengel Gabriel dem islamischen Propheten Mohammed einen Kaffee serviert und das ist immerhin 1500 Jahre her. In Deutschland hat sich der Kaffee erst vor etwa 300 Jahren verbreitet. Mit der Erfindung der Filtertüte durch Melitta Bentz im Jahr 1908 hat sich der Genuss von Kaffee im gesamten Volk breit gemacht. Und doch ist seit etwa 20 Jahren plötzlich alles anders. Der Kaffee tropft heute nicht mehr aus verkalkten Filterkaffeemaschinen und wird dann aus einer geblümten Kaffeetasse am Frühstückstisch getrunken. Kaffee wird heute zelebriert. Hat man ihn früher fertig vermahlen und vakuumiert in 500 g Würfeln aus dem Edeka geholt, so wird er heute in bunten Kapseln aus der Boutique bezogen. Der Typ, der früher an der Autobahnraststätte lieblos den Kaffee in Pappbecher goss, heißt heutzutage „Barista“ und zaubert dem Kunden noch ein hübsches Bäumchen aus Milchschaum in die Tasse. Die 15 EUR Bakelit Kaffeemaschine daheim ist einem 2.000 EUR Vollautomaten gewichen.
Kurz: Kaffee ist heute eine Auszeit vom Alltag, ein Statussymbol und vor allem ein gutes Geschäft für die meisten Beteiligten. Kaffee ist vom Umsatz her gleich nach Erdöl die zweitgrößte Handelsware. In diesem Artikel möchte ich fünf Firmen aus der Wertschöpfungskette rund um den Kaffee vorstellen. Und nein, weder Starbucks noch Nestlé stelle ich in diesem Artikel vor. Beide Firmen wurden hier bereits ausführlich präsentiert, beide haben ihre feste Anhängerschaft – und Wiederholungen gibt es im Fernsehen genug.
Und außerdem - bevor wir die Firma Starbucks bitten, uns einen „Pumpkin Spice Latte“ oder einen „Java Chip Light Frappuccino“ in die Tasse zu gießen, fangen wir am besten erstmal ganz am Anfang an und klettern gemeinsam die Wertschöpfungskette empor. Los geht’s nicht in Brasilien oder Vietnam, sondern ganz und gar bürgerlich in Nordrhein-Westfalen:
Kaffee Aktie 1: Bayer – Die Pflanzenschützer aus Monheim am Rhein
Kaffee wächst in Form von Kirschen an Sträuchern und Bäumen. Diese Kirschen werden von Hand gepflückt, das Fruchtfleisch abgeschält und die eigentliche Bohne geröstet. Ein Baum wirft im Jahr etwa 2 Kilo reife Kirschen ab, daraus werden nach Fermentation etwa 600-800 g Rohkaffee. Im Schnitt wirft eine Kaffeeplantage etwa 700 Kilo Kaffee pro Hektar und Jahr ab. Soweit die Theorie.
Die Kaffeepflanze hat mächtige Feinde in der freien Wildbahn. Schmierläuse, Bohrkäfer, Blattfäule und Baumkrebs können in kürzester Zeit ganze Plantagen vernichten. Durch das sich ändernde Weltklima müssen die Pflanzen zudem robuster werden – Hitze, Starkregen und Dürre im schnellen Wechsel würden den traditionellen Kaffeesorten schnell den Garaus machen. Die Firma Bayer kann dieser Herausforderung auch dank des Zukaufs von Monsanto auf vielen Ebenen begegnen. Mit Hilfe von „Tröpfchenbewässerungssystemen“ können Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittel gemeinsam mit dem dringend benötigten Wasser direkt an die Wurzel gelangen. Das spart den Landwirten bis zu 40% Trinkwasser, verhindert den Schädlingsbefall und steigert gleichzeitig die Ausbringungsmenge der Pflanze von Jahr zu Jahr. Und das ist sehr notwendig, denn die Ackerflächen gehen tendenziell immer mehr zurück und der Verbrauch an Kaffee nimmt weiter zu.
Von diesem und anderen Megatrends wird die Bayer AG aus Leverkusen in den nächsten Jahren immer stärker profitieren. Denn das „Setting“ ist global eindeutig. Eine immer zahlreichere Weltbevölkerung will in erster Linie grundernährt werden, ein stetig wachsender Mittelstand will zudem mehr Luxusnahrung wie eben Kaffee und Fleisch und Fisch zu sich nehmen. Diesem Megatrend steht ein stetiger Schwund von Ackerland durch Urbanisierung und Erosion gegenüber. Kurzfristig mag die grüne Politik über Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat kleine Siege erringen. Mittelfristig gibt es für den Einsatz eben dieser Mittel keine Alternative – es sei denn, wir bekommen den stetigen Anstieg der Bevölkerungszahlen z.B. durch „Ein-Kind-Ehe“ in den Griff.
Das hat aber schon in China nur bedingt funktioniert. In Afrika ist das ein aussichtsloser Kampf. So hat sich Brasilien, die weltweite Nummer 1 im Kaffeebusiness gerade gegen ein Verbot von Glyphosat gewandt, wohlwissend, dass der Einbruch der Ernte ohne dieses und andere Schutzmittel unaufhaltsam wäre. Und so mag es vielleicht sein, dass auf Bayer noch ein schmerzhafter Vergleich in den USA zukommt, der eine empfindliche Zahlung zur Folge hat. Der Entwicklung des CropScience Geschäftes wird das aber nicht nachhaltig schaden. So attestiert das „Climate Institute“, dass ohne die Produkte von Bayer die Kaffeeproduktion in den nächsten 50 Jahren im Hauptexportland Brasilien um schätzungsweise die Hälfte zurückgehen würde.
Die Firma Bayer muss ich hier glaube ich nicht weiter vorstellen. Sie wurde hier im Forum bereits genauestens unter die Lupe genommen. Bayer stellt neben Pflanzenwirkstoffen und den bereits beschriebenen Schutzmitteln vor allem Medikamente und verschreibungslose Healthcare Produkte her. Der Verbraucher kennt die Marken Aspirin, Talcid oder Bepanthen. Den eigentlichen Gewinn bringen aber die patentgeschützten Präparate aus dem Bereich Onkologie und Radiologie, z.B. Kontrastmittel.
Mein Fazit zur Bayer Aktie:
Zum Bayer Papier hat momentan beinahe jeder eine Meinung und sei diese noch so unqualifiziert. Immer wieder lache ich herzlich über das Argument, die „Amis“ (<-typische Formulierung in solchen Posts) hätten mit ihren Klagen gegen Monsanto so lange hinter dem Berg gehalten, bis die doofen Deutschen die Firma übernommen hätten. Da kann ich nur herzlich drüber lachen. Die Firma Bayer befindet sich gerade mal zu 20 % in deutscher Hand, über 30 % sind in US Besitz. Sollte die Taktik der „Amis“ also tatsächlich die oben beschriebene gewesen sein, dann würden sie sich gerade selber ins Knie schießen. So schätze ich aber gerade die Firma „Blackrock“ (immerhin 7,2% Aktienbesitz) überhaupt nicht ein.
Dank der Monsanto Klagewelle gibt es das Bayer Papier derzeit geradezu historisch günstig. Das KGV liegt gerade noch bei 9 und die Dividendenrendite bei 4,7%. Was die Monsanto Klage angeht, das kann eines Tages noch richtig teuer werden. Experten rechnen mit einem niedrigen, zweistelligen Milliardenbetrag. Herr Baumann und sein Team täten gut daran, Rückstellungen für den Moment der Wahrheit zu bilden, sich dann zügig zu vergleichen, um dann ohne weitere Altlasten wieder an der Ernährung der Menschheit zu arbeiten. Wer es bei der Aktie eilig hat, der findet bessere Anlageformen. Dividendenjäger, die die eine oder andere Kursschwankung aussitzen können, sollten einen Einstieg bei Bayer jedoch wohlwollend prüfen. Gerade für vorsichtige Kleinanleger könnte auch ein Aktiensparplan interessant sein, da der Cost-Average-Effekt die noch zu erwartenden Schwankungen auffängt.
Kaffee Aktie 2: K+S: Wachstum für die Pflanze = Wachstum fürs Depot ?
Kaffee ist mit 5 % vom Gewicht sehr reich an Mineralstoffen. Die meisten davon gehen beim Kaffee kochen ins Getränk und dann in uns Menschen über. Der Großteil der Mineralstoffe ist Kalium, gefolgt von Calcium, Magnesium und Phosphor. Kaffeegenuss in Maßen ist also durchaus gesund – gerade für Menschen, die z.B. durch vegane Ernährungsweise einen Mangel an gewissen Mineralien und Spurenelementen haben. Und hier offenbart sich die nächste Tücke des Kaffeeanbaus. Denn Kalium fällt eben nicht vom Himmel, im Gegensatz zu Stickstoffen und Phosphaten. Und das Problem kennt jeder Hobbygärtner.
Baut man z.B. drei Sommer hintereinander am selben Fleck Tomaten an, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Früchte immer kleiner werden und im vierten Jahr gar keine Tomaten mehr wachsen. Den Boden kann man sich in etwa vorstellen wie ein Depot für Mineralien. Jede Pflanze hat ihren spezifischen Bedarf an Mineralien und entnimmt diese an der Stelle, wo sie wächst. Ist das Mineral-Depot leer, dann wachsen all die Pflanzen nicht mehr, die jenes bestimmte Mineral benötigen. Bei einjährigen Pflanzen ist das kein Problem. Hier führt man einfach einen Fruchtwechsel durch und baut die nächste Pflanze an, die einen anderen Bedarf hat. Oder man lässt ein Feld ein Jahr lang brach liegen und sich regenerieren. Kaffeepflanzen leben über 20 Jahre hinweg. Brache oder Fruchtwechsel sind also keine Option.
Also muss der „Brennstoff“ Kalium gemeinsam mit Calcium und Phosphat nachgeliefert werden. Das Zauberwort heißt „Kunstdünger“. Kali und Salz aus Kassel ist der einzige deutsche Kohlenstoffkern. Das Produkt der Wahl heißt in diesem Fall 60er Kali gran. Ein gemahlenes Kalisalz, das extra für den brasilianischen Markt mit Eisenoxid angereichert wird, um einen rötlichen Farbton zu erhalten. Denn brasilianische Bauern sind bei ihrem Dünger einen roten Farbton gewöhnt. Dieser Dünger ist quasi auf die Bedürfnisse der Kaffeepflanzen eingestellt und enthält die wichtigsten Düngestoffe, die durch die Ernte verloren gehen. Mit dieser Düngung kann der Landwirt die Erntequalität und Quantität stabil halten. Dieser Dünger ist nur ein Beispiel, wie K+S seine Kunden mit speziellem Dünger bedient. Vom Wein bis zur Kartoffel, K+S hat die passende Lösung parat und berät die Kunden weltweit mit seinen qualifizierten Agraringenieuren. Dabei ist K+S ein hochpreisiger Spezialist und liefert angepasste Lösungen im Gegensatz zu günstigen Volumenanbietern.
Wer die Entwicklung von K+S also ganz nackt am Kali Preis festmacht, der greift bei der Bewertung viel zu kurz. Und so werfen wir mal einen Blick auf die Kasseler. Kerngeschäft des Konzerns ist die Förderung und Aufbereitung von kalihaltigem Kunstdünger. Dieser wird seit neuestem nicht nur in Deutschland, sondern auch im brandneuen Werk „Bethune“ in Kanada abgebaut. Da das Mining Geschäft in Deutschland wegen strenger Umweltauflagen immer schwieriger wird, ist dieses nordamerikanische Werk vor allem der Zukunftssicherung von K+S geschuldet. Auf mittlere Sicht wird K+S wohl in Deutschland schließen, da die strengen Umweltauflagen die Arbeit hier zunehmend unrentabel machen. Ein Drittel des Umsatzes erzielt K+S darüber hinaus mit herkömmlichem NaCl – Salz. Außer zum Kochen wird NaCl auch in der Medizinindustrie, der chemischen Industrie und vor allem zum Enteisen der Straßen im Winter benötigt. So vielseitig der Einsatzbereich von NaCl, so zyklisch sind auch die Preise. Wird der Winter kalt und eisig, dann läuft es gut für K+S. Ein milder Winter kann hingegen schon mal die Bilanz gehörig verhageln.
Mein Fazit zur K+S Aktie:
Eine spannende Story, Durchhalteparolen vom CEO und ein wachsender Markt durch den Megatrend Ernährung können über eines nicht hinwegtäuschen: Die Aktie von K+S ist in den letzten Jahren ein wahrer Alptraum für die Aktionäre gewesen. Als im August 2013 das Kalikartell von Uralkali und Belaruskali gesprengt wurde, offenbarte sich, dass K+S am Weltmarkt mit seinen hohen Preisen nur schwer bestehen kann. Dazu werden immer wieder Produktionsstopps seitens der Landesregierung von Hessen zwangsverhängt, die den kleinen Gewinn auffressen. Zwar soll durch das neue Werk in Kanada alles besser werden. Aber Bethune ist nun seit drei Jahren in Betrieb und es hat sich in der Tat nichts gebessert.
Ich persönlich glaube fest an die Zukunft des Unternehmens, allerdings wäre es schön, wenn es damit langsam los ginge. Von der Bewertung her ist K+S ein echtes Schnäppchen. Der Buchwert ist doppelt so hoch wie der Kurs. Sowas gibt es sonst nur bei der Deutschen Bank. Das KGV liegt für 2019 und 2020e unter 10. Das ist aber weniger der tollen Performance als dem katastrophalen Kurs geschuldet. Die enorm hohe Verschuldung macht eine Investition zu einem riskanten Spiel. Wer die Aktie hält, kann investiert bleiben. Bei diesem Kurs auszusteigen, macht wohl eher keinen Sinn. Ein Kauf ist aber nur was für mutige und notorische Optimisten. Alle anderen sollten auf jeden Fall den nächsten Frühling und die Q4 Zahlen abwarten.
Kaffee Aktie Nr. 3: Mondelez – Warren Buffetts großer Irrtum
Der Kaffee ist nun gedüngt, gewachsen, geerntet und die Bohnen fermentiert. Es wird Zeit, ihn zu rösten und in den Handel zu bringen. Einer der bekanntesten Röster in Deutschland, die Firma Jacobs Kaffee, erblickte bereits im Jahr 1895 in Bremen das Licht der Welt. Seit 1986 wirbt Jacobs mit dem Verwöhnaroma für seine „Krönung“. Die grünen Beutel mit der goldenen Banderole sind eine Ikone des deutschen Filterkaffees. 1990 wurde die Firma von Kraft Foods übernommen – damals noch eine Tochter von Tabak Konzern Philip Morris. Im Jahr 2012 schließlich wurde Kraft Foods gespalten. Saucen und Convenience Food verblieben im Hause Kraft - Kaffee und Snacks wurden an eine neue AG namens Mondelez ausgegliedert.
Mondelez ist ein Kunstwort aus den Wörtern „mondo“ (Welt) und „delicious“ gebildet. Warren Buffett, der schließlich Kraft mit seiner „Heinz“-Ketchup Gruppe zu Kraft-Heinz formte, hielt nie viel von Mondelez. Er maß dem Snack Geschäft eine sinkende Bedeutung zu und investierte lieber in Kraft. Ein ärgerlicher Fehler, wie sich herausstellte. Denn während Mondelez solide wächst, hat sich Kraft-Heinz seit Buffetts Intervention nicht gerade positiv entwickelt. Denn, und hier kommen wir zurück zum Kaffee, im Jahre 2015 spaltete Mondelez sein Kaffeegeschäft ab und formte gemeinsam mit der Unternehmerfamilie Reimann den Kaffee Riesen Jacobs-Douwe-Egberts. An dieser neuen Gruppe ist Mondelez nun mit 49 % beteiligt.
Und das Angebot ist großartig. JDE greift die Wertschöpfungskette von der Bohne bis zum Endkunden komplett ab. Die Bohnen werden nach strengen Eingangskontrollen beim Erzeuger direkt erworben, nach Europa verschifft, geröstet und dann in jeder gängigen Form an den Kunden geliefert. Die Marke Senseo liefert bis heute den Standard als kompostierbares Kaffee Pad. Ähnlich wie Nestlé hat man sowohl löslichen Kaffee als auch Nespresso kompatible Aluminium Kapseln im Programm. Kaffeepulver, Bohnenkaffee und als eigenes Produkt die Tassimo Maschine, die sogar schon die Milch für den Kaffee mitliefert. Dazu kommen noch für Premium Kunden die „Grand Cru’s“, edle Bohnen angeblich von führenden Baristas komponiert und zu extra Premium Preisen.
Die Marken Jacobs, Kaffee Hag und Douwe Egberts machen Mondelez zum Marktführer in Deutschland und zur Nummer 2 in Europa. Ein ähnlich breites Portfolio im Kaffeevertrieb hat nur Nestlé. Und diese Aktie bedarf wie gesagt hier im Forum keiner weiteren Vorstellung.
Mein Fazit zur Mondelez-Aktie:
Ein solides Papier für sehr langfristig orientierte Anleger. In den letzten 5 Jahren hat sich der Kurs um knapp 75% nach oben bewegt. Es gibt aber auch Zeiten, da verharrt das Papier über Jahre auf dem +/- 0 Level wie ein Krokodil im Winterschlaf. Das KGV von etwa 22 und die Dividendenrendite um die 2 % sind eher kein Grund für eilige Kaufempfehlungen. Immerhin wuchs die Dividende in den letzten Jahren jährlich um 10-15%. Wer an die Zukunft des Snack Marktes glaubt und persönlich eine Affinität zu Milka, Oreo und TUC Keksen hat, der kann hier über eine Position nachdenken. Allerdings sei auch auf den gewaltigen Schuldenberg hingewiesen, den Mondelez vor sich herschiebt. Die Verschuldung ist viermal höher als das EBIT, der Buchwert entspricht gerade mal der Hälfte des Kurses. Es ist also viel „Guter Wille“ in der Aktie eingepreist. Und wie schnell sich „Goodwill“ in „Abschreibung“ verwandeln kann, das haben wir bei der glücklosen Schwester Kraft-Heinz erlebt.
Kaffee Aktie Nr. 4: Givaudan – Manchmal braucht der Geschmack ein kleines bisschen Nachhilfe
Kaffee ist eigentlich ein hässliches Gebräu. Der Geschmack ist bitter und bedarf einer Menge Gewöhnung. Für Kinder ist es eher eine Mutprobe als ein Genuss, einen Schluck Kaffee zu trinken. Als Kunde von Starbucks weiß man aber, dass es kein Problem ist, einen Kaffee derart zu „pimpen“, dass er plötzlich nach Vanille, Haselnuss, salzigem Karamell oder gar Himbeeren schmeckt. Mit dem entsprechenden Getränkezusatz lassen sich ungewollte Aromen unterdrücken und jeder andere Geschmack synthetisieren. Der Markt für Geschmacksstoffe ist stark wachsend, nicht nur im Bereich Kaffee.
Immer mehr Menschen wollen auf Fleisch verzichten und steigen z.B. auf vegane Burgerpatties z.B. von „Beyond Meat“ oder „Garden Gourmet“ um. Ohne künstliche Aromen würden diese Patties nach Erbsenmehl mit Salz schmecken. Der fleischige „Umami“ Geschmack kommt ausschließlich aus einem synthetischen Zusatzstoff. Der absolute Platzhirsch unter den Aroma Herstellern mit einem Marktanteil von 20% kommt aus der Schweiz und heißt Givaudan. Der deutsche Hersteller Symrise kommt mit etwa 12% Marktanteil auf Platz 4. Viele Kaffeespezialitäten werden bereits im Vorfeld mit Aromen behandelt. So ist es möglich, einem Naturprodukt, welches klima- und herkunftsbedingt geschmacklichen Schwankungen unterliegt, eine gleichbleibende Qualität zu verpassen.
Givaudan ist natürlich nicht nur für die Aromenvielfalt bei Starbucks oder McCafé zuständig. Wenn man einen Fruchtjoghurt im Supermarkt kauft, und sei er noch so teuer, kann man davon ausgehen, dass der Geschmack synthetisch erzeugt wurde. Eventuelle Fruchtstückchen, die als „Beweis“ für die Natürlichkeit im Joghurt eingebaut werden, kommen ausschließlich in einem nachgelagerten Prozess ins Produkt. Schließlich sind Hersteller wie Müller Milch, Bauer oder Danone zu allererst einmal Molkereien. Für Obstverarbeitung und Lagerung ist in den Räumlichkeiten kein Platz vorgesehen und dieser Prozess würde gewaltigen Qualitätsschwankungen unterliegen. Wer gerne mal einen Früchtetee trinkt und sich jedesmal über den tollen Duft nach Vanille, Blaubeere oder Brunnenkresse freut, der erfährt nun die traurige Wahrheit: Auch hier wirken Aromen von Givaudan, sog. thermische Reaktionsaromen, die sich beim Erhitzen entfalten.
Givaudan ist nicht nur im Bereich Lebensmittel aktiv, sondern kreiert auch Düfte. Mit seinen „Scents“ beliefert der Schweizer Aromenspezialist die ganz großen Player. Der Lilienduft Weichspüler von Lenor, das Frischegeheimnis von Axe, der Limettenduft von Palmolive oder die herben Eichenaromen von L’Oréals Männer Deodorants: Sie alle entstammen den Labors von Givaudan. Wie genau die Düfte entstehen, das ist ein großes Geheimnis. Zwei der wichtigsten Rohstoffe dafür sind industrieller Alkohol und Cellulose. Alles, was dann folgt, ist die ganz hohe Schule der Chemie. Diese Vorgänge sind so komplex, dass man als Nicht-Chemiker gar nicht versuchen sollte, sie zu verstehen.
Mein Fazit zur Givaudan-Aktie:
Givaudan ist ein qualitativ hochwertiges Unternehmen mit großer Marktmacht, sehr tiefen Burggräben und einer niedrigen Verschuldung. Mit dem System „Scent Track“ zaubern die Schweizer auf Wunsch jeden erdenklichen Geschmack und Geruch auf den Tisch oder in die Luft. Mit einem KGV von 34 sind die Papiere allerdings kein Schnäppchen. Und die Rückerstattung der Schweizer Quellensteuer sorgt einmal im Jahr für etwas bürokratischen Arbeitsaufwand. Und noch was stößt etwas sauer auf: Mit knapp 3.000 EUR je Aktie sind die Papiere ziemlich schwere Brocken und für Kleinanleger, die sich diversifizieren wollen, ein ganz schöner Klumpen im Depot.
Wen das alles nicht abschreckt, der erhält mit Givaudan ein sehr solides Unternehmen, dessen Kurs seit 10 Jahren unaufhörlich klettert (280 % in 10 Jahren) und das seine Dividende zuverlässig steigert. Fürs kommende Jahr werden etwa 2,25 % Auszahlung erwartet. Wem Givaudan ein zu dicker Brocken ist, der kann sich mal die beiden Wettbewerber Symrise und IFF anschauen. Einer von den dreien gehört meiner Meinung nach in ein gut diversifiziertes Depot, mit dem man auch in 15 Jahren noch Spaß haben will.
Kaffee Aktie Nr. 5: De'Longhi – Der Rolls Royce auf dem Küchentisch
Unsere Kaffeereise ist fast zu Ende. Am Schluss wollen wir auch daheim den Barista raushängen lassen und z.B. der neuen Freundin einen Cappuccino servieren, der sie vom Urlaub in der Toskana träumen lässt. Dass wir hier nicht mit Kaffeepulver und Melitta Filtertüte ans Werk gehen können, versteht sich von selbst. Und so kaufen wir ganze Bohnen, als AlleAktien Leser am besten von Starbucks, und füllen sie in unseren verchromten Vollautomaten. Besonders beliebt sind die Maschinen von De'Longhi wegen ihrer hohen Zuverlässigkeit und ihrem gefälligen Aussehen. Die einfacheren Modelle starten bei etwa 100 EUR und werden mit den Nespresso Kapseln von Nestlé gefüttert.
Die High-End Geräte verfügen über ein Mahlwerk, das die gerösteten Bohnen frisch aufmahlt und mit Hochdruck in „Espresso“ oder „Americano“ verwandelt. Als Qualitätsmerkmal für den Sommelier gilt die Konsistenz der „Crema“ auf dem Kaffee, der typischen Milchschaumkrone. Hier glänzt De'Longhi mit dem LatteCrema System, das aus der richtigen Menge Dampf, Milch und Luft eine nahezu perfekte Schaumkrone bastelt. Kaffeevollautomaten, die nicht regelmäßig gewartet werden, verwandeln sich schnell in ein Habitat für Schimmel und Bakterien. Auch hier glänzen die Maschinen von De'Longhi mit modularer Bauweise und Spülmaschinen tauglichen Komponenten. Und während Maschinen des Schweizer Herstellers „Jura“ mit unfairen Tricks wie dem Zwangswechsel von Filterpatronen die laufenden Kosten in die Höhe treiben, reinigen und entkalken sich die De'Longhi Maschinen quasi von selbst. Für Freunde des italienischen Kaffees sind diese Geräte mit Sicherheit eine gute Wahl. Wie sieht es aber mit der Aktie aus?
Das Unternehmen wurde bereits im Jahr 1902 gegründet, der aktuelle CEO ist auch gleichzeitig der Mehrheitsaktionär und heißt Giuseppe De'Longhi. Er hat das Unternehmen seit 1977 konsequent zu einem Hersteller für Haushaltsgeräte und Klimatechnik ausgebaut. Neben Kaffeemaschinen bauen die Italiener auch Toaster, Wasserkocher und Küchenmaschinen. Seit dem Jahr 2001 gehört die US Küchenmarke Kenwood zu De'Longhi, seit 2012 fertigt man in Lizenz auch die Geräte der P&G Marke Braun. In Italien sind besonders die Klimaanlagen von De'Longhi verbreitet, auch hier sind vor allem die hohe Zuverlässigkeit und Hygiene das Kaufargument bei Hotels und Privatpersonen. Das verwendete Kühlmittel R290 ist reines Propan und somit nicht treibhausschädlich. Die Effizienz der De'Longhi Klimageräte erreicht die sehr gute Klasse A++.
Mein Fazit zur De'Longhi-Aktie:
„Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“ (J.W. v. Goethe, „Faust“). Gerne würde ich für De'Longhi eine dicke Kaufempfehlung aussprechen. Die Verschuldung ist nicht erwähnenswert, das KGV mit 14,5 sehr fair und das Gewinnwachstum hat viele Jahre überzeugt. Derzeit legt die Aktie eine kurze Pause ein, das geht angesichts einer eingetrübten Konjunktur aber durchaus in Ordnung. Leider reden wir hier von einem italienischen Unternehmen und so lange Italien sich zu einem Verbleib in der Eurozone nicht festlegen will, kann ich dieses Unternehmen nicht zum Kauf empfehlen.
Dazu kommt auch, dass Italien von Dividenden 11 % zusätzlich abzieht. Dieses stolze Zehntel kann man sich angeblich zurück überweisen lassen. Aber dieser Prozess dauert viele Jahre und soll angeblich auch öfter ins Leere laufen. Nein, schade um das Unternehmen und die tollen Geräte, aber politische Unwägbarkeiten verhageln hier leider die Langfristperspektive. Wer einen Hersteller für Haushaltsgeräte fürs Depot sucht, kann einen Blick auf die Groupe SEB werfen. Kaffeevollautomaten gibt es beim niederländischen Medizintechnik Konzern Philips. Beides Aktien, die ich jederzeit zum Kauf empfehlen kann.
Fazit zu den Kaffee Aktien: Ein gehöriger Energieschub fürs Depot
Kaffee ist gesund, vitalisierend und vielseitig. Und mit den richtigen Wertpapieren kann man auch Geld damit verdienen. Oder wie die Nerds unter uns zu sagen pflegen:
Kaffee und Zigaretten: Die wichtigsten zwei Computerzusatzgeräte!
Zugegebenermaßen: Die K+S-Aktie hat derzeit nichts mit einer soliden Investition zu tun. Aufgrund der hohen Verschuldung und der geringen Gewinnmarge bestehen hohe Risiken. Vielleicht sollte man daher dann doch besser in die beiden 08/15 Kaffee-Aktien investieren:
Aktie | Starbucks | Nestle |
Logo | ||
KGV 2020e/21e/22e | 24,3/21,7/20,0 | 22,1/20,4/18,8 |
Div.-Rendite 2020e/21e/22e | 2,2%/2,4%/2,7% | 2,9%/3,1%/3,2% |
zur Analyse auf AlleAktien.de | Starbucks-Analyse | Nestle-Analyse |
Beide Aktien sind die absolute Basis-Investition für Anleger, die vom Kaffee-Trend profitieren möchten.
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