Nachkaufalarm: Daimler AG (WKN 710000)
Was ist passiert?
Darum ist der Kurs gefallen
Unternehmenseigene Meldungen sind der Grund für den Kursrückgang.
Im Mai und im Juni 2018 wurde der Daimler-Chef Dieter Zetsche gleich doppelt nach Berlin bestellt, um Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU über einen möglichen Abgasskandal bei Daimler zu berichten. Dieser sorgt sich angesichts des fortschreitenden Diesel-Skandals um die Zukunft der deutschen Autobauer. „Es geht um das Sein oder Nichtsein der deutschen Automobilbranche für die nächsten Jahrzehnte“, sagte Scheuer der WirtschaftsWoche. Er habe zuletzt seinem Ärger Luft machen müssen, „weil es um sehr viele Arbeitsplätze geht“, sagte Scheuer weiter über seine Gespräche mit Daimler-Chef Dieter Zetsche, so die WirtschaftsWoche.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat in den Daimler-Fahrzeugen bei Untersuchungen mehrere unzulässige Abschalteinrichtungen in der Motorsteuerung entdeckt. Die Folge: Die Abgasreinigung auf der Straße funktioniert nicht mehr.
Die WirtschaftsWoche schreibt weiter: "Scheuer hatte gesagt, er habe das KBA angewiesen, weiteren Verdachtsfällen bei Mercedes unverzüglich nachzugehen. „Ich erwarte, dass Mercedes seinen Kunden gegenüber Klarheit schafft.“ Die Auswirkungen könnten deutlich größer sein als der Rückruf von 4900 Transportern."
Im Juni 2018 hat der US-Präsident Donald Trump dann seine Forderungen wiederholt, die deutschen Autobauer im US-Markt stärker besteuern zu wollen.
Am 20. Juni 2018 legte Daimler dann selbst nach: Daimler hat eine Gewinnwarnung ausgegeben. Daimler rechnet in 2018 nun mit einem niedrigeren Gewinn als im Vorjahr.
Als Gründe führt Daimler auf:
1) Bei "Mercedes-Benz Cars ist aus heutiger Sicht aufgrund der erhöhten Einfuhrtarife für US- Fahrzeuge in den chinesischen Markt von geringeren als bisher erwarteten SUV-Absätzen sowie höheren – nicht vollständig an die Kunden weiterzugebenden – Kosten auszugehen".
Im Klartext: Daimler produziert in den USA viele SUVs, die nach China exportiert werden. Nun bekommen sie Trumps Zölle und Chinas Gegenmaßnahmen zu spüren.
2) "Maßgeblich ist weiter, dass in der zweiten Jahreshälfte im Zusammenhang mit dem Zertifizierungsprozess nach dem neuen Standard WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) mit Belastungen zu rechnen ist".
Übersetzt: Da die Abgasvorschriften für Verbrenner immer strenger werden, steigen die Kosten für Verbrenner immer weiter an. In 2019 werden die Emissionsvorschriften übrigens noch strenger. Das wird die Produktionskosten für Diesel und Benziner massiv treiben und das Gewinnpotential mit diesen Fahrzeugen reduzieren.
3) "Des Weiteren wird das Ergebnis von Mercedes-Benz Vans im Zusammenhang mit dem Rückruf von Diesel- Fahrzeugen belastet."
Bedeutet: Der Daimler-Diesel-Skandal beginnt, Löcher in die GuV zu reißen.
4) "Zudem wird das Ergebnis des Geschäftsbereichs Daimler Buses durch die rückläufige Nachfrage in Lateinamerika negativ beeinflusst."
Das halte ich jetzt für einen kleineren Effekt, Busse machen eh nur einen geringen Anteil der Umsätze aus.
"Infolgedessen geht Daimler nunmehr von folgenden Erwartungen für das EBIT im Geschäftsjahr 2018 aus."
So schätzen wir die Situation ein
Daimler hat schon seit 2018 mit sinkenden Gewinnen zu kämpfen, obwohl der große Umstieg auf die E-Mobilität erst noch bevorsteht. Die Konjunktur könnte kaum besser laufen, als sie es derzeit tut. Das sind keine guten Zeichen.
Gleichzeitig ist die Daimler-Aktie schon sehr günstig bewertet. Wird die Dividende bei 3,65 EUR konstant gehalten, liegt alleine die Dividendenrendite bei 6,3%.
Schade ist, dass Daimler als Marktführer für Premium-Fahrzeuge den Trend hin zur E-Mobilität verschlafen hat und jetzt zunehmend Marktanteile, Umsätze und Gewinne an Tesla abgeben muss. Die Aufholjagd wurde zwar längst beschlossen, doch es wird einige Zeit dauern, bis die E-Autos von Daimler in großen Stückzahlen auf die Straßen kommen.
Wie es mit Daimler weitergeht, wird derzeit wohl keiner seriös sagen können. Es gibt zwar ein positives Szenario, doch wir sind uns nicht sicher, ob dieses eintreten wird. Um unnötige Risiken bei unserer Vermögensanlage zu umgehen, meiden wir die Daimler-Aktie.
Daher beobachten wir die Daimler AG weiterhin von der Seitenlinie und werden insbesondere im Fall eines weiteren Aktienkursrückgangs das Unternehmen nochmals im Detail untersuchen. Die Chinesen haben schon 10% der Aktien gekauft und könnten bei einem weiteren Kursrückgang auch noch den Rest schnappen bzw. zumindest weiter zukaufen und so für Kursphantasie sorgen.