Nachkaufalarm: Deutsche Post AG (WKN 555200)
Was ist passiert?
Darum ist der Kurs gefallen
Der Gesamtmarkt hat sich in diesem Zeitraum nicht besonders stark verändert. Unternehmenseigene Meldungen sind wohl der Grund für den Kursrückgang.
Der Aktienkurs der Deutschen Post AG ist im Verlauf von 2017 immer weiter angestiegen. Investoren setzten darauf, dass die Deutsche Post einer der großen Profiteure des Paketbooms ist.
Außerdem produziert die Deutsche Post AG ein eigenes Elektroauto, den StreetScooter. Die aktuellen Produktionskapazitäten dieses emissionsfreien Lieferautos liegen bei rund 20.000 Stück im Jahr. Bei einem angenommenen Verkaufspreis von 30.000 EUR je Auto ergibt dies einen Umsatz von 600 Mio. EUR. Angesichts eines Börsenwertes von über 35 Mrd. EUR der Deutschen Post AG erscheint mir persönlich dieses Geschäft jedoch unbedeutend. Selbst wenn man das Geschäftsfeld "StreetScooter" mit dem fünffachen Jahresumsatz bewerten würde, wäre der Wert dieser Sparte bei weniger als 10% des Wertes der Deutschen Post AG.
Die Deutsche Post AG verfolgt das Ziel, bis 2020 einen operativen Gewinn von mehr als 5 Mrd. EUR zu erwirtschaften. Würde es dem Unternehmen gelingen, diesen Gewinn zu erzielen, würde der Gewinn je Aktie auf fast 3 EUR ansteigen.
Ab Januar 2018 begann der Aktienkurs der Deutschen Post zu fallen. Ein Teil des Rückgangs dürfte dabei auf eine leichte Korrektur des Gesamtmarktes zurückzuführen sein.
Am 8. Juni 2018 hat die Deutsche Post überraschend eine Gewinnwarnung bekanntgegeben. Im laufenden Geschäftsjahr 2018 soll der operative Gewinn nun nur noch bei 3,2 statt der im Geschäftsbericht 2017 erwarteten 4,1 Mrd. EUR liegen. Die Deutsche Post begründet die Gewinnwarnung mit einer "negativen Ergebnisentwicklung im Unternehmensbereich Post - eCommerce - Parcel (PeP)", also dem Brief- und Paketgeschäft in Deutschland. Das Volumen an Briefen geht um rund 5% jährlich zurück, gleichzeitig steigt die Zahl der Pakete an. Der Vorstand der Deutschen Post AG hat nun "ein zielgerichtetes Bündel an Maßnahmen beschlossen, die insbesondere eine positive Ergebnisentwicklung in den Jahren 2019 und 2020 sicherstellen sollen. Die Maßnahmen betreffen vor allem die künftige Entwicklung der Preise, der operativen und indirekten Kosten sowie eine weitere Verbesserung der Produktivität im Bereich PeP in Deutschland", heißt es in der Mitteilung der Deutschen Post.
Das Ziel eines operativen Gewinns von 5 Mrd. EUR in 2020 sei laut Deutscher Post aber nicht in Gefahr.
Den Aktionären hat diese Gewinnwarnung so gar nicht geschmeckt, der Aktienkurs sank im Juni 2018 innerhalb weniger Tage von 33 EUR auf aktuell 29 EUR.
So schätzen wir die Situation ein
Wir von AlleAktien zweifeln an der Gewinnprognose von über 5 Mrd. EUR in 2020. Zwar wurde mit der Gewinnwarnung vom 8. Juni 2018 nur an der Gewinnprognose des laufenden Jahres gerüttelt, doch wir bleiben skeptisch.
Für eine langfristig attraktive Aktieninvestition ist ein stetiges Unternehmenswachstum unerlässlich. Die Deutsche Post kann dieses jedoch nicht aufweisen. Die Gewinnmarge konnte in den letzten Jahren zwar gesteigert werden, doch wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung nicht ewig weitergehen kann. Die Deutsche Post ist ein konjunkturabhängiges Unternehmen. Sobald sich die Wirtschaftslage in Deutschland eintrübt, wird die Deutsche Post das zu spüren bekommen. Steigende Löhne für Brief- und Paketzusteller und der Rückgang der versendeten Briefe stellen weitere Belastungsfaktoren dar.
Die Deutschen Post wird diesem negativen Gewinntrend im deutschen Brief- und Paketgeschäft mit einer weiteren Portoerhöhung von 0,70 EUR auf voraussichtlich 0,80 EUR entgegenwirken. Außerdem sollen Effizienzsteigerungen die Profitabilität verbessern. Wir glauben zwar, dass diese Maßnahmen durchaus ihre Wirkung zeigen werden und der Deutschen Post zu steigenden Gewinnen verhelfen sollten, doch halten wir das aktuelle Kursniveau von 29 EUR für zu hoch, um eine attraktive langfristige Investition einzugehen.
Daher beobachten wir die Deutsche Post AG weiterhin von der Seitenlinie und werden insbesondere im Fall eines weiteren Aktienkursrückgangs das Unternehmen nochmals im Detail untersuchen.