Nachkaufalarm: Flughafen Zürich AG (WKN A2AJEP)
Was ist passiert?
Darum ist der Kurs gefallen
Wir führen den Kursverlust der Flughafen Zürich-Aktie von 34% auf zwei Gründe zurück:
- Es gab an den Aktienmärkten eine kleine Korrektur. In den USA steigen die Zinsen bereits wieder kräftig an. Aktien mit besonders hohen und stabilen Dividenden wie die Flughafen Zürich AG stellten in der Nullzinsphase eine Ausweichmöglichkeit für Zinsinvestoren dar. Da es im Zinsbereich nun zunehmend Alternativen gibt, ist das Bewertungsniveau in den letzten Monaten Stück für Stück zurückgekommen. Die Aktie war einfach zu schnell zu stark gestiegen. Dieses Phänomen dürfte für den Kursrückgang bis Anfang November 2018 verantwortlich sein.
- Am 12. November 2018 veröffentlichte die Flughafengesellschaft eine erschreckende Meldung. Die Flughafen Zürich AG ist die Betreiberin des örtlichen Flughafens. Die Erträge stammen aus zwei Geschäftsbereichen. Im Bereich Aviation ist das Geschäft mit dem Betrieb des Flughafens als Verkehrsachse gebündelt. Passagiergebühren, Sicherheitsgebühren, Landegebühren usw. werden direkt den Fluggesellschaften in Rechnung gestellt. Diese kalkulieren die Flughafengebühren in ihre Ticketpreise mit ein. Die Erträge bzw. Gebühren im Aviation-Bereich kann die Flughafen Zürich AG nicht selbst bestimmen. Sie wird vom zuständigen Schweizer Amt bestimmt und ist so ausgelegt, dass dem Betreiber eine angemessene Verzinsung des investierten Kapitals zusteht. Die Berechnung der Gebühr wird regelmäßig angepasst. Im zweiten Geschäftsbereich, dem Non-Aviation-Bereich gibt es keine Regulierung. Die Non-Aviation-Erträge sind die eigentliche Perle des Unternehmens. Die vom Flughafen Zürich abfliegenden Gäste bringen dem Unternehmen attraktive Zusatzeinnahmen ein: Mieteinnahmen aus der Vermietung von Ladengeschäften im Flughafen, Einnahmen aus Werbeflächen am Flughafen, Einnahmen aus Parkgebühren der Flughafenparkhäuser. Außerdem gehören der Flughafen Zürich AG weitere Immobilien und Grundstücke in Flughafennähe, die ebenfalls vermietet werden. Soviel zum Grundverständnis der Ertragslage. Nun zum Problem: Das Schweizer Bundesamt hat am 12. November 2018 Vorschläge zur Neuordnung der Gebühren bekanntgegeben. Diese sollen ab 2020 in Kraft treten. Die Vorschläge sehen eine deutliche Verschlechterung der Ertragslage vor. Die Flughafen Zürich AG soll den Vorschlägen zufolge ab 2020 75% des Mehrwertes der Parkerträge und 50% des Mehrwertes aus Mieteinnahmen am Flughafen als Quersubventionierung an den Aviation-Bereich abführen. Um es klar auszudrücken: Künftig sollen die Fluggesellschaften entlastet werden, weil der Flughafen die Kosten für den Betrieb des Flughafens teilweise selbst erwirtschaften muss. Bisher handelt es sich zwar nur um einen Vorschlag, der hat es aber richtig in sich. Entscheiden wird der Schweizer Bundesrat.
So schätzen wir die Situation ein
In unserer Aktienanalyse zur Flughafen Zürich AG vom 8. August 2018 sind wir im Detail auf das Unternehmen und die Aussichten eingegangen. Damals sind wir zu folgendem Fazit gekommen:
- Die Flughafen Zürich AG betreibt den Flughafen Zürich. Solange das Passagiervolumen am Flughafen Zürich steigt, wird sich auch die Aktie des Flughafen Zürich gut entwickeln.
- Mehr Passagiere bedeuten mehr Parkeinnahmen, mehr Mieteinnahmen und höhere Umsatzbeteiligungen aus dem Verkauf von Duty-Free-Artikeln, Essen und Getränken.
- Das Unternehmen ist nahezu schuldenfrei und arbeitet mit einer operativen Gewinnmarge von sehr hohen 35%.
- Da der Flughafen bereits ausgebaut ist, können nahezu alle Gewinne für Dividendenzahlungen verwendet werden.
- Aufgrund der im historischen Vergleich erhöhten Bewertung ist die Aktie bei einem Kurs von 207 CHF für mich derzeit nur haltenswert. Verkaufen würde ich aber auf keinen Fall. Ab Kursen von 175 CHF ist die Bewertung im historischen Durchschnitt und die Aktie kaufenswert.
- Ich werde die weitere Entwicklung der Flughafen Zürich AG ab sofort für alle Premium-Mitglieder beobachten. Sobald sich eine attraktive Einstiegsgelegenheit bietet, werde ich über einen Nachkaufalarm darauf aufmerksam machen.
Dieser Punkt ist nun erreicht. Mit einem Kurs von 165 CHF befindet sich die Aktie unterhalb des im August 2018 definierten Kaufniveaus ab 175 CHF. Daher müsste ich die Aktie nun eigentlich auf "kaufenswert" heraufstufen. Aufgrund der Neuigkeiten hat sich die Situation aber geändert. Zwar wehrt sich die Flughafen Zürich AG mit voller Kraft gegen die Neuregelung der Gebührenverordnung in diesem Umfang. Das Unternehmen droht bereits mit einer radikalen Streichung der geplanten Investitionen in den Ausbau des Flughafens. Zurecht: Denn nur bei einer attraktiven Verzinsung macht es betriebswirtschaftlich Sinn, erwirtschaftete Mittel zu reinvestieren. Doch ich gehe lieber auf Nummer sicher und gehe einfach davon aus, dass die Verordnung so umgesetzt wird, wie sie derzeit im Raum steht. Sollte der Flughafen Zürich AG doch noch ein Verhandlungserfolg gelingen, dann wäre das natürlich eine positive Überraschung.
Die Verordnung führt ab 2020 zu einer Reduzierung des operativen Gewinns um 150 Mio. CHF pro Jahr. Anstelle von 400 Mio. CHF dürfte der Flughafen nur noch einen operativen Gewinn von 250 Mio. CHF erwirtschaften. Ohne die Verordnung hätte der Flughafen 2020 einen Gewinn je Aktie von ca. 10 CHF erzielt. Die Verordnung kostet ziemlich genau 4 CHF Gewinn pro Aktie und Jahr. Somit muss ich auch die im August 2018 vorgestellte Dividendenprognose nach unten anpassen:
Ab 2021 dürfte der Gewinn je Aktie dauerhaft etwa 4 CHF geringer ausfallen als angenommen. Durch die unattraktivere Kapitalverzinsung dürfte der Flughafen künftig aber noch mehr Mittel an die Aktionäre ausschütten, weil sich Investitionen ins Unternehmen nicht lohnen. Daher rechne bei der Dividende "nur" mit einer Reduktion um 3 CHF pro Aktie.
Jahr | Div. je Aktie alt | Div. neu | Div-rendite |
2018 | 6,5 | 6,5 | 3,9% |
2019 | 7 | 7 | 4,2% |
2020 | 7,28 | 7,28 | 4,4% |
2021 | 8,57 | 5,57 | 3,4% |
2022 | 8,91 | 5,91 | 3,6% |
2023 | 9,27 | 6,27 | 3,8% |
2024 | 9,64 | 6,64 | 4,0% |
2025 | 10,02 | 7,02 | 4,3% |
2026 | 10,42 | 7,42 | 4,5% |
2027 | 10,84 | 7,84 | 4,8% |
2028 | 11,28 | 8,28 | 5,0% |
Hinweis: Die Dividendenrendite wurde mit einem Kurs von 165 CHF berechnet.
Fazit: Aktie weiterhin haltenswert
Aufgrund der Neuigkeiten ist der Wert des Unternehmens gefallen. Wir stufen die Aktie noch nicht hoch. Erst bei einem Kursniveau von 140 CHF wird im Jahr 2021 eine Dividendenrendite von 4% erreicht, sofern die Dividende dann 5,57 CHF pro Aktie beträgt. Folglich behalten wir unsere Halten-Einschätzung bei. Der Kursrückgang war also voll gerechtfertigt. Unserer Meinung nach wird die Aktie nun erst ab einem Kurs von 140 CHF kaufenswert. Wir beobachten die Unternehmens- und Kursentwicklung weiterhin intensiv und informieren dich regelmäßig über Neuigkeiten. Sobald wir unsere Meinung ändern, erfährst du es als erstes.