Post von Warren Buffett: Das sind die 9 wichtigsten Erkenntnisse aus dem neuen Geschäftsbericht
- Endlich <3 ist es wieder soweit: Der druckfrische Geschäftsbericht von Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway ist erschienen
- Wie in jedem Jahr gibt uns der erfolgreichste Investor der Welt auch diesmal wieder wertvolle Tipps für bessere Investitionen
- Ich habe mich sofort an den Schreibtisch gesetzt, den Bericht ausgiebig studiert und daraus für dich die 9 wertvollsten Erkenntnisse herausgearbeitet
- Passend dazu habe ich ungesunde Mengen an Coca-Cola getrunken und dazu kräftig Heinz-Ketchup gegessen, um den Kurs der abgestürzten Aktie wieder anzuschieben
#1: Gewinnentwicklung nun ohne Aussagekraft
2018 hat Berkshire netto 4.021 Mio. USD verdient. 2017 waren es noch 44.940 Mio. USD. Der Nettogewinn ist also innerhalb eines Jahres um 89% eingebrochen. Sind die guten Zeiten von Berkshire damit vorbei?
Nein. Vielmehr ist es so, dass der Nettogewinn dank eines neuen Rechnungslegungsstandards keinerlei Aussagekraft mehr hat. Seit 2018 ist Berkshire gezwungen, Buchgewinne und Buchverluste der gehaltenen Aktien in der Gewinn- und Verlustrechnung mit auszuweisen. Die Bilanzierung zu aktuellen Kursen führt so zu völlig verwirrenden Ergebnissen. Da im Kalenderjahr 2018 der Aktienkurs einiger Aktien gesunken ist, wurde der Gewinn um diese Buchverluste nach unten korrigiert.
Buffett verweist im Geschäftsbericht daher darauf, dass langfristige Investoren dem ausgewiesenen Nettogewinn keinerlei Beachtung mehr schenken sollten. Es wird Jahre geben, in denen der Wert der gehaltenen Aktien um 40 Mrd. USD steigt. In anderen Jahren wird er (wie in 2018 passiert) um einige Milliarden sinken.
Entscheidende Größe ist daher der operative Gewinn der sich im vollständigen Besitz von Berkshire befindlichen Gesellschaften. Dieser ist (ohne das Versicherungsgeschäft) 2018 um kräftige 24% (!) auf 20,8 Mrd. USD angestiegen. Die Ertragskraft von Berkshire ist also kräftig angestiegen, das Unternehmen ist wertvoller als je zuvor.
#2: Aktienrückkäufe: Kurstreiber und Airbag gegen Kursverluste
Aktienrückkäufe sind umstritten. Das Geld sei besser in Investitionen angelegt, so ein häufiges Argument. Nun ja, eine Kreditkartengesellschaft wie American Express kann die erwirtschafteten Gewinne nicht vollständig investieren. Denn dafür wirft das Geschäftsmodell viel zu viel Gewinn ab. Also ist es richtig, das überschüssige Cash an die Aktionäre zurückzugeben. Das kann durch Dividenden, Aktienrückkäufe oder einer Kombination beider Instrumente geschehen.
Aktienrückkäufe sind nicht nur umstritten, sondern auch ein wirkungsvolles Instrument. In den letzten 8 Jahren hat Berkshire keine weiteren Aktien der Kreditkarten-Gesellschaft American Express hinzugekauft. Trotzdem ist der Anteil von Berkshire am Unternehmen von 12,6% auf 17,9% angestiegen! Mit jeder zurückgekauften Aktie erhöht sich der Gewinnanteil der verbleibenden Aktionäre am Unternehmen. American Express zählt schon lange zu den großen Rückkäufern von Aktien. Die Kombination aus stetig steigenden Gewinnen und kontinuierlichen Aktienrückkäufen ist der größte Turbo, den man sich als Aktionär wünschen kann.
Buffett hat für das riesige Aktienpaket an American Express 1,3 Mrd. USD bezahlt. Aktuell liegen alleine die an Berkshire ausgezahlten Dividenden bei jährlich 237 Mio. USD, was einer Dividendenrendite von 18,2% auf den Einstandskurs entspricht.
Und auch Berkshire selbst hat 2018 wieder damit angefangen, eigene Aktien zurückzukaufen. Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang folgender Satz:
Over time, Berkshire will be a significant repurchaser of its shares.
Je tiefer der Aktienkurs von Berkshire fällt, desto mehr Aktien wird Buffett aufsaugen. Diese Nachfrage stützt den Aktienkurs. Die Berkshire-Aktie ist also mit einer Art "Airbag" gegen einen sinkenden Kurs ausgestattet. Die Munition ist gewaltig: Berkshire sitzt mittlerweile auf einem Cashberg von 132 (!) Mrd. USD, was 27% des Aktienkurses ausmacht.
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#3: Nachfolge ist geklärt
Viele Aktionäre haben Angst vor einem plötzlichen Tod von Warren Buffett. Auch wenn er statistisch gesehen noch viele Jahre weitermachen kann (seine Lebenserwartung liegt bei rund 95 Jahren, er ist "erst" 88 Jahre alt), so sorgte die ungeklärte Nachfolgefrage bei vielen Aktionären für Bauchschmerzen.
Diese sind aber unberechtigt. Denn Buffett hat die Leitung aller Versicherungsgeschäfte an den erfahrenen Manager Ajit Jain übertragen. Alle anderen Geschäfte werden fortan von Greg Abel geleitet. Buffett beschreibt die beiden Manager wie folgt:
Es fließt Berkshire-Blut durch ihre Adern. Sie sind erfahren, machen seit vielen Jahren einen ausgezeichneten Job bei Berkshire.
Die Nachfolge des operativen Geschäftes der knapp 100 Unternehmen, die zu Berkshire gehören, ist damit geklärt. Die Allokation des überschüssigen Kapitals wird zwar immer noch von Buffett und Munger durchgeführt, doch auch in diesem Bereich haben sich die beiden bereits Verstärkung gesucht. Die Kapitalallokation wird im Falle des Todes durch die beiden Investment-Manager Todd Combs und Ted Weschler erfolgen. Beide verwalten schon heute jeweils 12 Mrd. USD für Berkshire.
Folgendes Video zeigt die beiden zusammen mit Warren Buffett:
#4: Berkshire schwimmt im Geld
Buffett weiß nicht mehr, wohin mit den Mitteln. 132 Mrd. USD an Liquidität haben sich angesammelt. Diese sind größtenteils in kurz laufenden US-Staatsanleihen investiert und werfen daher nur 1-2% Rendite ab.
Am liebsten würde Buffett sofort mehr als 100 Mrd. USD in Qualitätsunternehmen mit guten Zukunftsperspektiven investieren. Doch der Investor ist wählerisch: Er investiert nur dann, wenn er eine klar zweistellige Rendite erwarten kann. Durch die niedrigen Zinsen sind die Preise für Unternehmen mit guten Zukunftsperspektiven so hoch wie nie zuvor. Andere Investoren wie Private-Equity-Fonds treiben die Preise dank billigem Fremdkapital immer weiter nach oben.
Berkshire investiert ausschließlich mit Eigenkapital. Das ist bekanntlich ein teures Gut. Daher möchte Buffett 2019 wohl mit der Strategie der letzten Jahre weitermachen: Liquidität anhäufen, anhäufen, anhäufen. Und ab und an ein paar Milliarden in günstig bewertete Unternehmen wie Apple pumpen.
Natürlich besteht weiterhin die Hoffnung, doch noch eine "Elefanten-Akquisition" durchführen zu können und ein riesiges Unternehmen komplett aufkaufen zu können.
#5: Berkshire richtig bewerten
Im diesjährigen Geschäftsbericht erklärt Buffett außerdem, wie er den inneren Wert (intrinsic value) von Berkshire bestimmt. Dieser ergibt sich aus der Summe der Liquidität (132 Mrd. USD zum Jahresende 2018), der Aktienbestände (190 Mrd. USD zum Jahresende 2018) sowie dem Wert der sich im vollständigen Besitz von Berkshire befindlichen Unternehmen (wir haben zur Berechnung den 12-fachen Gewinn vor Steuern angenommen).
Übrigens gehen nicht nur wir von einer Unterbewertung der Berkshire-Aktie aus: Auch Warren Buffett selbst ist der festen Überzeugung, dass Berkshire wertvoller als der aktuelle Kurs ist. Daher hat er 2018 ein Aktienrückkaufprogramm gestartet.
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#6: Keine Aufspaltung von Berkshire in Sicht
Immer wieder wird Buffett gefragt, wann er Berkshire in einzelne Teile aufspalten möchte. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2018 hat er die Antwort gegeben: Niemals. Denn Berkshire ist als ganzes deutlich wertvoller als in Einzelteilen.
Das überschüssige Kapital aus dem Versicherungsgeschäft (sogenannter "float", dazu später mehr) kann dank der einzigartigen Struktur in hochverzinsliche Unternehmensbeteiligungen investiert werden. Durch diese "Gratis-Liquidität" kann Buffett gehebelt in den Aktienmarkt investieren, ohne dafür Fremdkapitalzinsen zahlen zu müssen.
#7: Ziel des Unternehmens: Wert für Aktionäre maximieren, die dabeibleiben wollen
Im neuen Geschäftsbericht weist Buffett darauf hin, dass er noch nie in Quartalsergebnissen gedacht hat. Bei Berkshire gibt es keine monatlichen Reports. Durch seine zahlreichen Gespräche mit Top-Managern aus der Wirtschaft hat er mitbekommen, dass schon viel Geld vernichtet wurde, um Quartalsziele zu erreichen.
Das Problem entsteht immer im gleichen Muster: Zuerst gibt ein Unternehmen ein Umsatz- oder Gewinnziel für die Zukunft aus. Dann erreicht es dieses ohne Nachbessern nicht ganz. Also wird alle Management-Energie darauf gerichtet, dieses Ziel doch noch zu erreichen. Das Marketing-Budget wird kurzfristig heruntergefahren, neue Mitarbeiter werden nicht mehr eingestellt. Durch diese Kosteneinsparungen kann dann doch noch das Quartals- oder Jahresziel erreicht werden.
Nur wurde bei all diesen Aktionen ein Ziel vernachlässigt: Das Ziel, nachhaltige Werte für die langfristig orientierten Aktionäre zu erschaffen. Genau darauf sind alle Entscheidungen bei Berkshire ausgelegt. Daher gibt das Unternehmen erst gar keine Prognosen heraus. Viel unnötige Arbeit kann eingespart werden und der Fokus auf die langfristige Wertmaximierung des Unternehmens geht niemals verloren. Einer der Gründe, warum Berkshire in den letzten 54 Jahren eine jährliche Rendite von 20,5% eingebracht hat und damit den S&P 500-Index mit 9,7% pro Jahr weit hinter sich gelassen hat.
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#8: Der Versicherungs-Float ist die Geheimwaffe von Buffett
Auch in diesem Geschäftsbericht wieder ein Thema: Die Geheimwaffe von Berkshire ist der Versicherungs-Float. Der folgende Abschnitt stammt aus der Premium-Aktienanalyse zu Berkshire, die ich vor einigen Tagen erstellt habe.
"Berkshire ist eines der weltgrößten Versicherungsunternehmen. Angeboten werden Autoversicherungen (GEICO), Immobilien-, Lebens-, Gesundheits-, Unfall- und Rückversicherungen sowie eine ganze Reihe von Spezialversicherungen. Versicherungen funktionieren wie folgt: Kunden zahlen sofort eine Versicherungsprämie ein und bekommen im Gegenzug eine Leistung, wenn ein gewisses Ereignis (z.B. Autounfall) eintritt. Da Einzahlung der Versicherungsprämien und Rückzahlung durch Ereignisse oft Jahre auseinander liegen, „schwimmen“ Versicherungen im Geld (daher auch der Begriff „Float“).
Dieses kann nun verzinslich angelegt werden. Die meisten Versicherungen verdienen ausschließlich mit der Anlage des Floats Geld. Doch bei Berkshire ist das anders: In den allermeisten Jahren überstiegen die Versicherungsprämien sogar die Auszahlungen! In anderen Worten: Berkshire verdient am Einsammeln von Liquidität sogar noch Geld. Der Gewinn aus den Prämien lag in den letzten 14 Jahren durchschnittlich bei 2 Mrd. USD pro Jahr. Der Gewinn aus den Kapitalanlagen des Floats liegt meist bei ca. 5 Mrd. USD pro Jahr.
Dieser Float ist ein zentraler Hebel für die langfristige Überrendite von Berkshire. Während andere Gesellschaften ausschließlich ihr eigenes Eigenkapital anlegen können (oder sich mit teurem und riskantem Fremdkapital verschulden müssen), verfügt Berkshire über einen stetig steigenden Betrag an Liquidität, der aus dem Versicherungsgeschäft entspringt. Dieser steigt gemeinsam mit den Prämieneinnahmen immer weiter an und lag Ende 2018 bei 123 Mrd. USD.
Berkshire verfügt somit neben dem Eigenkapital über einen kostenfreien Berg von 123 Mrd. USD an Liquidität aus dem Versicherungsgeschäft. Dieses wirft zusätzlich weitere zwei Mrd. pro Jahr (schwankend) ab, weil die Prämieneinnahmen die Auszahlungen übersteigen."
#9: Der Zinseszins ist das achte Weltwunder
Seinen extrem informativen und lehrreichen Brief an die Aktionäre beendet Buffett auch in diesem Jahr mit einer eindrucksvollen Rechnung:
Buffett wurde 1930 geboren. 1942 kaufte er seine ersten Aktien. Er hatte damals 114,75 USD angespart und investiert. Hätte er dieses Vermögen damals in einen Indexfonds auf den S&P 500 investiert, und die Investition bis Ende 2018 gehalten, so wäre sein Vermögen geradezu explodiert.
Wie hoch ist das Vermögen heute? Die Auflösung findest du im neuen Geschäftsbericht von Berkshire. Oder du liest dir die Antwortmöglichkeiten nochmals durch und vergleichst sie mit der Überschrift dieser neunten Erkenntnis. ;)
Fazit: Berkshire wertvoller und stärker als je zuvor
- Wieder einmal hat Buffett einen genialen Brief an die Aktionäre geschrieben. In diesem Artikel habe ich dir die 9 wertvollsten Erkenntnisse vorgestellt. Nun bin ich gespannt auf deine Meinung und deine Ergänzungen
- Ich bin seit Jahren in Berkshire investiert. Erhöhe die Position über einen Aktiensparplan jeden Monat. Die vergangene Rendite von mehr als 20% pro Jahr ist absolut beeindruckend. Auch wenn künftig nicht mehr ganz so viel drin sein dürfte, ich rechne weiterhin mit einer klaren Überrendite gegenüber dem S&P 500 Index
- Gerade das Beispiel mit dem gigantischen Zinseszinseffekt seit 1942 macht deutlich: Aus 100 USD können mehr als 500.000 USD werden. Was ist dafür nötig? Zeit und Geduld. Körperliche Arbeit hingegen nicht. Genauso wenig wie hektisches Handeln. Hin und her macht Taschen leer. Derzeit sind die Medien wieder voll von Schreckensgeschichten: Lasst euch von diesen Überschriften nicht beeinflussen. Lasst euch nicht verunsichern. Investiert langfristig. In Qualitätsunternehmen. Beteiligt euch an Qualitätsaktien. Dann könnt ihr euer Vermögen vervielfachen. Wenn ihr lang genug dabei bleibt gar verhundertfachen. Ihr müsst die Arbeit nicht mal selbst erledigen: Buffett nimmt sie für euch ab. Dafür reicht der Kauf von Berkshire-Aktien aus. Der Rest ergibt sich von alleine
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- Vorteile und Nachteile gegenüber einer Investition in den S&P 500
- Das passiert mit der Aktie, wenn Buffett stirbt
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Quellen & Links
Beschreibung | Link |
"Druckfrischer" Berkshire Hathaway Geschäftsbericht 2018 vom 23.02.2019 | zum Geschäftsbericht |
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