Update Allianz-Aktie: 20% unter Hoch. Solide Dividendenaktie mit 5,4% Rendite zum Kaufen?
Aktienanalyse Allianz SE
Hauptsitz
Deutschland
ISIN
DE0008404005
WKN
840400
Preis
178 EUR
Ausstehende Aktien
417,1 Mio.
Marktkapitalisierung
74.200 Mio. EUR
Gewinnrendite 2019
11,1%
Dividendenrendite
5,4%
Verwaltetes Vermögen
1.686 Mrd. EUR
Schaden-Kosten-Quote
95,5%
Eigenkapitalrendite
14%
Datum
03.08.2020
Überblick: Allianz macht Geschäfte mit der Angst von Menschen
Solide Geschäftszahlen. Die Allianz wächst langsam, aber stabil. Die Umsätze kommen regelmäßig und sind stark diversifiziert. Die Gewinne sind deshalb selbst in Krisenzeiten nicht stark eingebrochen. Die Allianz ist quasi zu einem Versicherungs-ETF geworden.
Corona-Rabatt. Die Allianz-Aktie ist im Crash ordentlich abgestürzt. Es gibt sie aktuell rund 20% günstiger als vor 5 Monaten. Die Bewertung der Allianz-Aktie hat damit ein mehrjähriges Tief erreicht und ist sehr günstig geworden. Durch Corona gibt es ein paar neue Risiken. Andererseits leben Versicherungen auch von der Angst der Leute, was zu neuen Verträgen führt.
5,4% Dividende. Die Allianz hat die Dividende schon seit mehr als 10 Jahren nicht gesenkt. Dieses Jahr gab es wieder eine Erhöhung. Die Allianz kann es sich trotz Coronakrise leisten. Die Ausschüttungsquote auf den Gewinn liegt gerade mal bei 50%.
Ist die Aktie kaufenswert? Kann die Allianz langfristig weiterwachsen oder wird das Versicherungsgeschäft zu stark getroffen? Ich werde dir erklären, ob die Allianz kaufenswert ist.
Allianz Aktienanalyse
Geschäftsmodell der Allianz
Was ist seit der letzten Analyse passiert?
Langfristige Entwicklung und Bewertung der Allianz
1. Geschäftsmodell der Allianz: Einer der größten Versicherungskonzerne weltweit
Allianz verdient Geld mit Versicherungen und Kapitalanlagen
Wie funktioniert eine Versicherung?
Privatpersonen wie du und ich oder auch Unternehmen haben verschiedene Risiken. Wenn ich einen Autounfall verursache, dann wird das schnell teuer. Teilweise kann der Schaden mehrere Millionen betragen. Die wenigsten Menschen haben so viel Geld und können daher dieses Risiko nicht bezahlen. Glücklicherweise kann ich eine Versicherung abschließen.
Versicherungen wie die Allianz sammeln regelmäßig Geld von Versicherten wie mir ein. Dafür garantiert sie mir, bestimmte Schäden zu bezahlen. Ich habe mein maximales Risiko dadurch extrem verkleinert. Die Versicherung diversifiziert ihr Risiko, indem sie gleichzeitig sehr viele Leute versichert. Sie kalkuliert die Versicherungen natürlich so, dass sie trotz der Schäden durchschnittlich immer noch Geld verdient. Außerdem "schwimmen" Versicherungen in Kundengeldern. Dieses Geld legen Versicherungen in sichere Anleihen an und verdienen so weitere Zinsgewinne.
Das Geschäftsmodell ist natürlich sehr langweilig. Aber Aktionäre verdienen mit langweiligen Geschäftsmodellen oft die besten Renditen.
Mit was verdient die Allianz ihr Geld genau?
Die Allianz ist weltweit in über 70 Ländern aktiv. Deutschland ist ein wichtiger Markt mit 30% der Umsätze, aber der Großteil wird im Ausland gemacht. Die Allianz verdient die operativen Gewinne (EBIT) mit 3 Sparten:
40% Schaden- und Unfallversicherung: Die Allianz bietet Versicherungen an, die Schadensrisiken absichern. Das sind verschiedene Haftpflicht-, Unfall-, Sach- oder auch Reiseversicherungen. Die Allianz verdient hier Geld mit den Beiträgen der Kunden und wenn sie das Geld in Anleihen anlegt. Die Kosten entstehen, wenn Kunden einen Schaden melden.
38% Lebens- und Krankenversicherung: Die Lebens- und Krankenversicherungen der Allianz werden separat behandelt. Die Versicherungsverträge sind viel langfristiger als in der Schaden- und Unfallversicherung. Hier bleiben die Kunden oft ein Leben lang. Weil diese Produkte sehr sicher sein müssen, werden viele Produkte mit Garantien abgeschlossen. Die Allianz verdient hier an Gebühren und wenn sie beim Anlegen mehr Rendite macht, als der Kunde bekommt.
22% Asset Management: Allianz legt selbst Finanzprodukte auf unter den Marken Pimco und Allianz Global Investors und kassiert Verwaltungsgebühren. In diese Fonds wird vor allem von institutionellen Investoren wie Unternehmen, Stiftungen oder Pensionsfonds Geld angelegt. Es gibt klassische Produkte auf Aktien, Anleihen, Cash etc. Mittlerweile hat die Allianz auch sehr viele alternative Anlageprodukte zum Beispiel auf Immobilien, Kredite oder Marktschwankungen. Die sind nicht so gut am Kapitalmarkt vergleichbar.
Sie lassen sich deshalb besser und teurer vermarkten. Allianz Asset Management gehört mittlerweile sogar zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. Sie verwalten fast 1.700 Mrd. EUR an Kundenvermögen.
2. Allianz ist gefallen—Was ist seit der letzten Analyse passiert?
Die Allianz-Aktie ist im Februar 2020 in der Corona-Krise um 50% gefallen. Aus meiner Sicht ergibt das eine sehr gute Chance, weil die Allianz vor der Krise die Digitalisierung gut umgesetzt hat und ich die Risiken durch Corona überschaubar finde.
Renewal Agenda 2.0
▲ Die Renewal Agenda 2.0 ist das Strategieprogramm der Allianz bis 2021 und darüber hinaus. Die Allianz will ihre Produkte und Prozesse durch Digitalisierung einfacher machen. Der Kunde soll die Produkte leichter verstehen und einfacher abschließen können. Die Allianz will interne Prozesse effizienter gestalten. So soll die Allianz auch in Zukunft noch besser und größer werden.
Fortschritt durch Digitalisierung. Der gesamte Versicherungsmarkt wächst langfristig langsam mit rund 4% im Jahr und es ist schwierig, Marktanteile zu gewinnen. Viele Versicherungen sind sehr gut vergleichbar. Die Allianz hat sich deshalb als Premiumanbieter etabliert. Die Renewal Agenda 2.0 ist das Effizienzprogramm der Allianz, um in Zukunft nachhaltig weiterzuwachsen. Die Produkte und Prozesse sollen immer einfacher werden. Das soll vor allem mit Digitalisierung und weltweit standardisierten Produkten erreicht werden.
Ich habe beispielsweise mal einen Schaden an meinem Auto bei der Versicherung gemeldet und es hat Wochen gedauert, bis ein Gutachter kam. Ich musste lange auf mein Geld warten und die Kosten des Gutachters standen in keinem Verhältnis zur Schadenssumme. Es wäre günstiger gewesen, wenn meine Versicherung Fotos vom Schaden begutachtet hätte. Sowas ist Digitalisierungspotential!
Die Ergebnisse. Die Allianz schneidet in Vergleichstests mit ihren Versicherungen sehr gut ab. Die Premiumstrategie geht auf. Durch die Digitalisierung konnte die Allianz ihre Effizienz erheblich erhöhen. Die Marge konnte von 2017 bis 2019 um 1,2%-Punkte verbessert werden. Außerdem hat die Allianz 2019 eine eigene Direktversicherung gegründet (Allianz Direct), um im Internet mehr Marktanteile zu gewinnen. Über die eigene Beteiligungsgesellschaft Allianz X ist man auch in vielversprechende Versicherungs- und Finanz-Startups wie N26 investiert.
▲ Die digitale Strategie der Allianz ist genau richtig, um gestärkt aus der Corona-Krise zu kommen. Quelle: ey.com
Mein Fazit: Ich sehe die Allianz langfristig auf einem guten Kurs. Sie hat zufriedene Kunden und verbessert ihre Margen. Ich denke, mit den digitalen Möglichkeiten wird man bis 2030 wie die Jahre zuvor mit rund 3-5% pro Jahr weiterwachsen.
Der Corona-Effekt
Die Coronakrise hat viele Unternehmen hart getroffen. Im ersten Quartal 2020 hat die Allianz 5,7% Umsatzwachstum geschafft, aber der operative Gewinn ist um 22% gefallen. Das liegt hauptsächlich an der Entwicklung durch das Coronavirus und Naturkatastrophen wie die Brände in Australien.
Die Auswirkungen durch Corona auf die einzelnen Sparten sind sehr unterschiedlich. Jede Sparte muss sich eigenen Herausforderungen stellen:
Die Schadens- und Unfallversicherungen müssen teilweise für Schäden durch das Virus aufkommen. Wenn Unternehmen durch einen Lockdown getroffen wurden und sich jemand dagegen versichert hat, dann muss die Allianz zahlen. In meinen Augen ist dieses Risiko eher gering, weil viele Versicherungen Risiken durch Pandemien nicht absichern. Im Gegenteil: Ich sehe sogar die langfristige Chance, weil Versicherungen verdienen Geld mit der Angst. Nach Krisen werden oft mehr und teurere Versicherungen abgeschlossen.
▲ Der weltweite Markt für Versicherungen soll die nächsten Jahre mit rund 4-5% p.a. wachsen. Durch Corona wird der Bedarf nicht abnehmen, sondern eher zunehmen. In Krisen merken die Menschen wieder, wie wichtig Sicherheit ist. Quelle: munichre.com
Die Lebens- und Krankenversicherungen müssen mit niedrigen Zinsen kämpfen. Die Zentralbanken weltweit haben die Zinsen stark gesenkt und viel Geld in die Anleihenmärkte investiert. Die Lebensversicherungen müssen oft Garantierenditen erfüllen, was mit niedrigeren Zinsen schwieriger wird. Auch bei den anderen Versicherungen werden die Überschüsse in sichere Anleihen angelegt, wo es kaum noch Zinsen geben wird. In meinen Augen wird das für die Allianz die schwierigste Herausforderung in Zukunft.
Das verwaltete Vermögen der Kunden ist durch den Aktiencrash stark gefallen. Die Gebühren sind abhängig von dem Wert des Vermögens. Wenn das Vermögen fällt oder Geld von Kunden abgezogen wird, dann fallen die Gewinne. Hier sehe ich wenig Risiko, weil die Kapitalmärkte wieder stark gestiegen sind. Die niedrigen Zinsen sollten dazu führen, dass die Kunden sogar noch mehr Geld in Fonds der Allianz anlegen, um wieder Renditen zu machen.
Mein Fazit: Die Coronakrise trifft die Allianz, keine Frage. Aber in so einer Krise ist ein Rückgang des operativen Gewinns um 20% noch in Ordnung. Die Kundenbeiträge kommen immer noch regelmäßig. Damit kann die Allianz die Dividende weiterhin gut zahlen. Kurzfristig gibt es negative Einflüsse, aber langfristig sehe ich die Allianz intakt. Sorgen machen mir nur die niedrigen Zinsen. Das wird die Allianz etwas belasten, jedoch profitiert dafür die Vermögensverwaltungssparte von dem Interesse an Renditen auf Kapital.
3. Langfristige Entwicklung und Bewertung der Allianz
▲ Die Allianz hat eine schwere Vergangenheit hinter sich. Sie hat 2001 die Dresdner Bank übernommen und konnte sie erst 2009 mit großen Verlusten verkaufen. Seit der Finanzkrise ging es danach stetig bergauf. Der Umsatz ist seit 2009 um 3,9% pro Jahr gewachsen. Der operative Gewinn sogar noch schneller mit 5,3%. Die Allianz ist damit etwa so schnell wie der Markt gewachsen. Auch das Jahr 2019 war wieder ein Erfolg. Die Allianz kommt auf eine Renditeerwartung von 11,3%.
▲ Die Allianz hat sich zu einem verlässlichen Dividendenzahler entwickelt. Die Dividende ist seit 2009 ohne Kürzung um 8,9% pro Jahr gestiegen. Gleichzeitig gab es immer eine sehr attraktive Dividendenrendite von über 4%. Die Ausschüttungsquote liegt bei komfortablen 50%. Für nächstes Jahr hat die Allianz auch schon angekündigt, wieder mindestens 9,60 EUR pro Aktie zu zahlen, wie in 2019! Das Beste: Gewinne werden zum Teil in Aktienrückkäufe gesteckt. Dadurch wachsen die Gewinne nochmal stärker.
Allianz im Vergleich zu anderen Versicherungsaktien
Allianz
AXA
Zurich
MetLife
Umsatz in Mio. EUR
142.369
103.532
61.213
59.361
Gewinn in Mio. EUR
8.302
4.181
3.738
5.030
Schaden-Kosten-Quote
95,5%
96,4%
96,4%
keine Angabe
Eigenkapitalrendite
10,7%
5,6%
12,0%
8,6%
Dividendenrendite
5,4%
4,3%
5,8%
4,6%
KGV
9,4
11,3
12,5
6,2
Die Allianz ist stark im Vergleich zur Konkurrenz. Sie ist in allen Kategorien das beste oder zweitbeste Unternehmen und gleichzeitig sehr günstig. Es kommt einem so vor, als ob der Markt die Allianz übersehen hat.
Bewertung im historischen Vergleich: Historische Dividendenrendite
(je höher, desto günstiger)
▲ Die Dividendenrendite der Allianz liegt durchschnittlich zwischen 4-5%. Für nächstes Jahr kann man eine Dividende von 5,4% erwarten, was deutlich über dem Durchschnitt liegt. Die Allianz-Aktie ist also sehr günstig bewertet.
4. Fazit
Die Allianz ist einer der größten Versicherungskonzerne der Welt. Sie arbeitet in allen Bereichen sehr profitabel und kann seit Jahren Umsatz und Gewinn langsam, aber stetig durch zunehmende Digitalisierung steigern.
Die Gewinnsteigerungen erhalten die Aktionäre als Dividende bar aufs Konto. Selbst in den teuersten Zeiten gab es bei der Allianz mindestens 4% Rendite. Heute sind es sogar 5,4% Dividendenrendite. Das ist der zweitbeste Wert für die letzten 10 Jahre. Auch der AAQS kommt auf über 11% Renditeerwartung. Ich finde die Allianz extrem günstig bewertet.
Die Risiken hängen besonders mit Corona zusammen. Versicherungsschäden sind eher einmalig, aber die wieder gesenkten Zinsen belasten die zukünftigen Geschäfte der Allianz. Die Jahre zuvor hat die Allianz jedoch bewiesen, dass man mit alternativen Investments auch wachsen kann. Außerdem rechne ich mit mehr Versicherungsabschlüssen in Zukunft durch die Angst vor Pandemien, die es vorher nicht gab.
Ich halte die Allianz-Aktie deshalb für kaufenswert. Ich denke, dass die Allianz langfristig eine Renditeerwartung von 11% hat. Man bekommt hier ein immer noch sehr solides Geschäftsmodell zu einem sehr guten Preis. Der geringere Kurs gleicht die Risiken und das etwas langsamere Wachstum mehr als aus.
Liebe Grüße, Michael C. Jakob AlleAktien Gründer und Geschäftsführer
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Der Autor hält derzeit Aktien von Allianz.
Durchschnittlich 26,8 % Rendite pro Jahr seit 2010, dank wissenschaftlich belegter Strategien. Unter Aufsicht der BaFin. Von McKinsey&Company-Berater & UBS-Bankier Michael C. Jakob. 100.000 erfolgreiche Investoren. Willkommen bei Deutschlands #1 Investorencommunity.