American Depositary Receipt (ADR Aktie)
Ein ADR ist ein Zertifikat, das den Anspruch auf Auslieferung einer Aktie verbrieft.
- Ein ADR ist keine Aktie. Es handelt sich dabei um ein Zertifikat. Es wird an der US-Börse stellvertretend für die Original-Aktie gehandelt
- US-Depotbanken geben ADRs aus.
- Ausländische Unternehmen werden handelbar: Häufig ist der Weg über ein ADR die einfachste und günstigste Möglichkeit, um an US-Börsen gelistet und handelbar zu werden.
Warum gibt es ADRs?
Diese Zertifikate werden genutzt, um ausländische Firmen einfach an einer US-Börse handelbar zu machen.
Als Aktionär aus Deutschland wäre es uns nicht erlaubt, chinesische Aktien überhaupt zu erwerben. Viele in China öffentlich gelistete Unternehmen (z.B. Alibaba, Tencent, Baidu, JD.com, …) sind an der New York Stock Exchange nur als ADR in USD zu erwerben. Ein ADR wird immer in USD ausgelegt. Deshalb kann man beispielsweise Alibaba-Zertifikate in USD handeln. Man erkennt schnell an der ISIN (US…), dass es sich um ein ADR handelt.
Auch das Internet ist in China eine der für Ausländer verbotenen Industrien. Hauptgrund dafür ist, dass die landesinneren Kontrollinstanzen jeden veröffentlichten Inhalt potentiell zensieren können müssen. Auf eine bestimmte Art und Weise werden ausländische Investoren durch diese Regelung sogar „geschützt“. Neben Alibaba gibt es noch weitere chinesische Tech-Firmen, die ebenfalls ADRs nutzen und an der NYSE gelistet sind, z.B. Baidu und Tencent. Die Regierung Chinas will die Kontrolle über die eigenen Firmen behalten, möchte jedoch auch durch Kapital aus dem Ausland ein größeres Wachstum erzielen können.
Wie ist das Risiko bei dem Kauf von ADRs oder Aktien?
Häufig bleibt uns gerade bei chinesischen Werten keine Wahl. Generell kann man aber sagen: Sind alle Parameter identisch (Preis, Risiko, Verbriefung) so ist man mit einer Aktie besser beraten als mit einem ADR. Grund: Ein ADR ist ein weiterer Abstraktionsschritt und ein weiteres Finanzprodukt, welches Risiken einbringt. Es ist leichter, von einem ADR anstatt von einer Aktie enteignet zu werden.
Bei der Investition in American Depositary Receipts (ADRs) gibt es daher einige Risiken zu beachten:
- Währungsrisiko: ADRs werden oft in US-Dollar gehandelt, während die zugrunde liegenden Aktien in einer anderen Währung notiert sind. Schwankungen des Wechselkurses zwischen der Heimatwährung des Unternehmens und dem US-Dollar können den Wert der ADRs beeinflussen. Wechselkursschwankungen können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Wert der ADRs haben.
- Politisches und wirtschaftliches Risiko: Investitionen in ADRs unterliegen den politischen und wirtschaftlichen Bedingungen des Heimatlandes des Unternehmens. Änderungen in der Regulierung, politischen Instabilität, wirtschaftlichen Krisen oder anderen externen Faktoren können sich negativ auf den Wert der ADRs auswirken.
- Liquiditätsrisiko: Einige ADRs können weniger liquide sein als Aktien, die an den Heimatbörsen gehandelt werden. Dies kann zu Schwierigkeiten führen, die ADRs zu kaufen oder zu verkaufen und den Einfluss auf den Preis haben.
- Unternehmensspezifische Risiken: Wie bei jeder Aktieninvestition tragen ADRs auch unternehmensspezifische Risiken. Das Unternehmen kann mit geschäftlichen Herausforderungen konfrontiert sein, wie z.B. Konkurrenzdruck, schlechte Geschäftsergebnisse oder rechtliche Probleme. Diese Faktoren können den Wert der ADRs beeinflussen.
- Informationsrisiko: ADR-Investoren können mit einer begrenzten Informationsquelle konfrontiert sein, da einige ausländische Unternehmen möglicherweise weniger Informationen in englischer Sprache bereitstellen oder möglicherweise nicht denselben Offenlegungsstandards wie in den USA unterliegen. Dies kann zu Informationsasymmetrien und einer erschwerten Bewertung der ADRs führen.
Wenn man ein ADR kauft, kauft man ein Finanzprodukt (genauer: eine Verbriefung, einen Vertrag), das die Berechtigung auf eine Aktie zusichert. Man kauft aber keinen „echten“ Sachwert.
ADR-Ebenen
Die Initiatoren eines ADR-Programms können zwischen einem "sponsored" oder einem "unsponsored" ADR-Programm wählen.
- Unsponsored ADRs: Unsponsored ADRs sind ADRs, bei denen die Initiative zur Einführung des Programms von einer Depotbank oder einem Händler in den USA ausgeht, und nicht vom Unternehmen selbst. Bei unsponsored ADRs hat das ausländische Unternehmen keine direkte Beteiligung oder Kontrolle über das Programm. Die Depotbank oder der Händler erwirbt die ausländischen Aktien auf dem Sekundärmarkt und gibt darauf basierend die ADRs aus. Diese Art von ADRs wird normalerweise dann eingeführt, wenn es eine ausreichende Nachfrage von US-Investoren für den Handel mit den Aktien gibt, aber das ausländische Unternehmen selbst keine Pläne hat, ein offizielles ADR-Programm zu initiieren. Unsponsored ADRs unterliegen möglicherweise weniger strengen regulatorischen Anforderungen und haben in der Regel ein geringeres Handelsvolumen als sponsored ADRs.
- Sponsored ADRs: Sponsored ADRs werden auf Initiative des ausländischen Unternehmens selbst eingeführt. Das Unternehmen arbeitet mit einer Depotbank zusammen, die als Sponsor fungiert. Der Sponsor verpflichtet sich, die ADRs im Namen des Unternehmens auszugeben und zurückzunehmen. Sponsored ADRs bieten in der Regel eine engere Bindung zwischen dem Unternehmen und dem ADR-Programm, da das Unternehmen die Entscheidungen in Bezug auf die Ausgabe von ADRs, Dividendenzahlungen und die Übernahme von Stimmrechten trifft. Diese Art von ADRs ermöglicht es dem ausländischen Unternehmen, den US-Markt gezielt anzusprechen und US-Investoren anzuziehen. Sponsored ADRs unterliegen den regulatorischen Bestimmungen der US-Börsenaufsicht (SEC) und müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, um an US-Börsen gehandelt werden zu können. Sie haben in der Regel ein höheres Handelsvolumen und eine größere Liquidität als unsponsored ADRs.
Abgrenzung der Begriffe ADR, ADS, GDR
Neben den ADRs gibt es auch noch ADSs und GDRs:
- ADR = American Depositary Receipt. Ein Zertifikat, das eine Aktie verbrieft (siehe oben).
- ADS = American Depositary Share. Die eigentliche, verbriefte Aktie (USA). Ein American Depositary Share (ADS) ist eine Art von Wertpapier, das an einer US-Börse gehandelt wird und die Aktien eines ausländischen Unternehmens repräsentiert. Ein ADS ist eine verbriefte Aktie, die von einer Depotbank in den USA ausgegeben wird, um den Handel ausländischer Aktien für US-Investoren zu erleichtern. Jedes ADS repräsentiert in der Regel eine bestimmte Anzahl von Stammaktien des ausländischen Unternehmens, die in einem Depot der Depotbank gehalten werden.
- GDR = Global Depository Receipts. Vergleichbar mit einem ADR. Global Depository Receipts (GDRs) sind Wertpapiere, die den Handel mit ausländischen Aktien an internationalen Börsen ermöglichen. Ähnlich wie bei American Depositary Receipts (ADRs) handelt es sich bei GDRs um Zertifikate, die von einer ausländischen Depotbank ausgegeben werden, um den Handel mit Aktien ausländischer Unternehmen zu erleichtern.
Der Hauptunterschied besteht darin, dass GDRs an internationalen Börsenplätzen gehandelt werden, in der Regel an bedeutenden Finanzzentren wie London, Luxemburg oder Singapur. GDRs werden in der Regel in US-Dollar oder einer anderen internationalen Währung gehandelt und ermöglichen Anlegern den Zugang zu ausländischen Unternehmen, ohne dass sie die Aktien an den ausländischen Börsen erwerben müssen.
GDRs werden typischerweise von ausländischen Unternehmen emittiert, die ihr Kapital international beschaffen möchten. Das Unternehmen arbeitet mit einer Depotbank zusammen, die die Aktien des Unternehmens im Heimatland hält. Die Depotbank emittiert dann die GDRs, die von internationalen Anlegern gehandelt werden können.