Aktienverwahrung
Aktienverwahrung
Unter Aktienverwahrung versteht man die zentrale Speicherung der Besitzverhältnisse von Aktien. Bei einem Kauf oder Verkauf gibt die jeweilige Depotbank diese Informationen weiter an einen Zentralverwahrer. Dies erhöht die Sicherheit von Transaktionen an der Börse.
- Das deutsche Unternehmen Clearstream ist einer der größten Zentralverwahrer weltweit.
- Investoren haben im Normalfall keinen direkten Zugriff auf ihre Wertpapiere.
- Die zentrale Verwahrung und Speicherung erhöht die Sicherheit und senkt die Kosten.
- Jede Industrienation hat einen eigenen Zentralverwahrer.
Wie läuft die Verwahrung ab?
Diese Frage soll anhand des folgenden Beispiels besprochen werden.
Ein Investor hat 10 Aktien von Unternehmen X und möchte diese zum aktuellen Preis von 50 € pro Stück verkaufen. Er möchte also 10 Wertpapiere gegen 500 € tauschen. Damit dies gelingt, muss eine andere Person diese 10 Aktien für den gleichen Betrag kaufen.
Das Finden und Verknüpfen von Käufer und Verkäufer wird von der Börse übernommen. Nachdem nun die beiden Parteien des Geschäftes gefunden wurden, werden die Informationen über den Handel an einen Zentralverwahrer weitergegeben. Dieser verbucht dann in seinem System den Wechsel der Aktien. Nach Abschluss des Geschäftes werden die neuen Besitzverhältnisse der 500 € und der 10 Unternehmensanteile den Banken der Investoren wieder mitgeteilt. Dies alles geschieht in Echtzeit.
Vorteile einer zentralen Verwahrung
Bei Wertpapierhandel zwischen zwei Kunden derselben Bank wird kein Zentralverwahrer benötigt. Der Broker kann das Geschäft selbst mit der eigenen Methode abwickeln.
Wenn nun aber Käufer und Verkäufer bei unterschiedlichen Banken Kunde sind, wird der Handel komplizierter. Um in diesem Fall (Großteil aller Transaktionen) ein einheitliches System zu schaffen, gibt es Zentralverwahrer. Dies reduziert die Aufgabe der beteiligten Banken auf die Weitergabe der Informationen an die zentrale Verwahrungsstelle. Das senkt die Transaktionskosten für Privatanleger erheblich.
Ein weiterer Vorteil ist die bankenunabhängige Speicherung des Depots. Dadurch hat zum Beispiel eine Insolvenz des eigenen Brokers keinen Einfluss auf die Wertpapiere. Diese sind sicher bei einem Zentralverwahrer gespeichert.
Zudem ist durch dieses System sichergestellt, dass Banken keine geheimen Geschäfte mit den Aktien der Kunden betreiben.
Nachteile einer zentralen Verwahrung
Der Großteil des Börsen-Handels hängt von der Funktion der Zentralverwahrer ab. In Deutschland ist dies zum Beispiel das Unternehmen Clearstream. Es trägt in zentraler Rolle zur Aufrechterhaltung des Finanzsektors bei. Ein Ausfall hätte große Konsequenzen.
Früher war die Verwahrung von Wertpapieren eine Aufgabe des Staates. Heutzutage wird dies von Unternehmen übernommen. In Deutschland hat Clearstream faktisch das Monopol in diesem Markt. Dies bedeutet, dass es für Privatanleger keine sinnvolle Alternative zur Speicherung und Verwahrung der Wertpapiere gibt.
Wenn nun zum Beispiel Clearstream gehackt wird, hätte dies dramatische Folgen für alle deutschen Anleger. Die Sicherheit der Depots hängt also zu großen Teilen von nur einem Unternehmen ab.
Clearstream International S.A.
Das Unternehmen entstand im Jahr 2000 aus der Fusion zweier kleinerer Verwahrungsunternehmen. Clearstream ist zu 100 % im Besitz der Deutschen Börsen AG. Das Kerngeschäft ist die Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren für deutsche und luxemburgische Aktien. Der Sitz des Konzerns ist in Luxemburg.
Clearstream ist als Zentralverwahrer für Wertpapiergeschäfte tätig und betreibt somit die oben beschriebenen Funktionen. Im Jahr 2018 verwahrte allein diese Firma Wertpapiere im Wert von 11,3 Billionen Euro.
Im Laufe der Zeit war die Clearstream International S.A. schon in mehrere Affären verwickelt. So wurde der Konzern zum Beispiel 2001 beschuldigt ein illegales System von Geheimkonten für Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu besitzen. Eine Untersuchung der Luxemburger Justiz erzielet jedoch keine Ergebnisse.
Drei Jahre später wurde behauptet, dass französische Politiker geheime Konten bei Clearstream haben, um illegale Zahlungen abzuwickeln. Im Jahr 2006 stellte sich allerdings heraus, dass die Beweise für diese Anschuldigung gefälscht waren.
Seit 2019 besteht der Verdacht, dass Clearstream in die illegalen Cum-ex-Geschäfte involviert war. Ein Ergebnis dieser Untersuchungen steht Stand Dezember 2021 noch aus.
Was ist für Privatanleger wichtig?
In der Theorie hat jeder Besitzer der Aktie das Recht auf eine eigene physische Verwahrung seiner Anteile. Die Umsetzung dieses Rechtes ist mit sehr hohem Aufwand und Kosten verbunden und somit für die allermeisten Privatanleger nicht umsetzbar.
Als privater Investor hat man beim Kauf von Aktien aus Deutschland oder Luxemburg also keine Alternative außer Clearstream zu vertrauen. Die zentrale Verwahrung hat viele Vorteile, birgt aber auch Risiken.