Big Mac Index
Der Big-Mac-Index ist ein Indikator, der die Kaufkraft verschiedener Währungen anhand der Preise für einen Big Mac in verschiedenen Ländern vergleicht. Damit lässt sich die Kaufkraft zwischen verschiedenen Ländern erfassen.
Anhand des Big Mac Index lässt sich die Kaufkraft verschiedener Währungen miteinander vergleichen.
Den höchsten Preis für einen Big Mac zahlt man im Januar 2021 in der Schweiz.
▲ Um den Big Mac Index zu ermitteln werden die Preise eines Big Mac in den lokalen Währungen erhoben.
Big Mac Index: Erfindung und Ursprung
Der Big Mac Index ist eine informelle Methode zur Bewertung der Kaufkraft von verschiedenen Währungen und zur Bestimmung der relativen Preisniveaus zwischen Ländern. Diese Index-Methode wurde von The Economist entwickelt und erstmals im Jahr 1986 veröffentlicht. Der Index basiert auf dem Preis des Big Macs, einem beliebten Hamburger-Produkt von McDonald's, der in vielen Ländern weltweit erhältlich ist.
Die Idee hinter dem Big Mac Index entstand aus der Annahme der Kaufkraftparität (PPP), die besagt, dass der Wechselkurs zwischen zwei Währungen sich so einstellen sollte, dass der Preis eines bestimmten Warenkorbs in beiden Ländern gleich ist. Der Big Mac wurde als repräsentatives Produkt gewählt, da er in vielen Ländern gleichartig hergestellt wird und aus ähnlichen Zutaten besteht.
Die Veröffentlichung des Big Mac Index ermöglichte es The Economist, auf anschauliche Weise die Preisunterschiede zwischen verschiedenen Ländern darzustellen. Anhand der Indexwerte konnte man ablesen, ob eine Währung über- oder unterbewertet war. Zum Beispiel, wenn der Wechselkurs es erforderte, dass ein Big Mac in einem Land teurer war als in einem anderen, deutete dies auf eine Überbewertung der Währung hin.
Im Laufe der Jahre hat sich der Big Mac Index weiterentwickelt und wurde zu einem populären Instrument für Ökonomen, Journalisten und Investoren, um die Kaufkraft von Währungen zu vergleichen und mögliche Abweichungen von der Kaufkraftparität zu identifizieren. Der Index wurde regelmäßig aktualisiert und um zusätzliche Faktoren erweitert, wie zum Beispiel den "Adjusted Big Mac Index", der Berücksichtigung von Ländern mit niedrigeren Produktionskosten trägt.
Ziel Big Mac Index: Preise vergleichbar machen
Das Gesetz der Preiseinheitlichkeit bildet die Grundlage für die Kaufkraftparitätentheorie. Gemäß diesem Gesetz sollten homogene Güter in verschiedenen Ländern keine Preisunterschiede aufweisen, vorausgesetzt, es herrscht ein vollkommener Markt. Dies setzt unter anderem voraus, dass zwischen den Ländern vollständiger Freihandel besteht und keine Transaktionskosten anfallen.
Wenn ein homogenes Gut in Land 1 und Land 2 nach Umrechnung mit dem jeweiligen Wechselkurs Preisunterschiede aufweist, kann das Ausnutzen dieser Preisdifferenzen (Arbitrage) zur Angleichung der Preise führen. Dies bedeutet, dass die Güter in einem Land günstiger eingekauft und in einem anderen Land gewinnbringend verkauft werden können.
Der Big-Mac-Index liefert ein anschauliches Beispiel für die Anwendung dieser Theorie. Er vergleicht die Preise des Big Macs in verschiedenen Ländern nach Umrechnung in US-Dollar. Im Januar 2021 zahlte man nach dem Big-Mac-Index den höchsten Preis für einen Big Mac in der Schweiz, nämlich durchschnittlich rund 7,29 US-Dollar.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Kaufkraftparitätentheorie und der Big-Mac-Index auf bestimmten Annahmen beruhen und in der Praxis Einschränkungen aufweisen können. Transaktionskosten, Handelsbeschränkungen und andere Faktoren können die Preise und Wechselkurse beeinflussen, was zu Abweichungen von der theoretischen Vorstellung der Preiseinheitlichkeit führen kann. Dennoch bieten diese Konzepte wertvolle Einsichten in die Währungsbewertung und können bei der Analyse internationaler Märkte hilfreich sein.
Kritik am Big Mac Index
Obwohl der Big Mac Index als einfaches und populäres Instrument zur Bewertung von Währungsbewertungen angesehen wird, gibt es regelmäßig vier Kritikpunkte, die hervorgehoben werden:
Auswahl der Produkte: Der Big Mac Index basiert ausschließlich auf dem Preis eines Big Macs als Benchmark-Produkt. Kritiker argumentieren, dass dies eine willkürliche Wahl ist und nicht alle Aspekte der Volkswirtschaften widerspiegelt. Es wird bemängelt, dass andere Güter und Dienstleistungen im Warenkorb vernachlässigt werden, was zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen kann.
Lokale Faktoren: Der Big Mac Index berücksichtigt nicht die lokalen Kosten, Steuern und Marktbedingungen in verschiedenen Ländern. Die Preise können stark durch lokale Faktoren beeinflusst werden, wie zum Beispiel die Kosten für Zutaten, Löhne, Mieten und die Wettbewerbssituation vor Ort. Diese Unterschiede werden nicht in den Vergleich einbezogen und können zu ungenauen Ergebnissen führen.
Nicht-Handelbare Güter: Der Big Mac Index basiert auf dem Preis eines handelbaren Konsumguts. Kritiker argumentieren, dass dies die Bewertung von Währungen in Ländern mit hohem Anteil nicht-handelbarer Güter wie Dienstleistungen, Immobilien oder öffentlichen Dienstleistungen nicht angemessen widerspiegelt. In solchen Fällen kann der Big Mac Index unzureichende Informationen liefern.
Wechselkursvolatilität: Der Big Mac Index betrachtet Wechselkursunterschiede zu einem bestimmten Zeitpunkt und berücksichtigt nicht die Volatilität und die Veränderungen im Laufe der Zeit. Wechselkurse können sich schnell ändern, und der Big Mac Index kann die tatsächliche Entwicklung von Währungswerten nicht immer genau widerspiegeln.
Alternativen zum Big Mac Index
Consumer Price Index (CPI): Der CPI ist ein weit verbreitetes Maß für die Kaufkraftparität, das die Preise eines Warenkorbs von Gütern und Dienstleistungen in verschiedenen Ländern verfolgt. Im Vergleich zum Big Mac Index ist er eine umfassendere Messgröße für die Inflation und kann ein genaueres Bild von Währungsbewertungen liefern.
Tall Latte Index: Dieser Index wurde von dem Finanzdienstleistungsunternehmen UBS entwickelt und verfolgt die Preise eines großen Latte bei Starbucks in verschiedenen Ländern. Ähnlich wie der Big Mac Index bietet er eine einfache und informelle Möglichkeit, Währungsbewertungen zu vergleichen, verwendet jedoch ein anderes Produkt als Benchmark.
KFC Index: Dieser Index ähnelt dem Big Mac Index, verwendet jedoch den Preis eines KFC Original 15er-Eimers, um Währungsbewertungen in verschiedenen Ländern zu vergleichen. Er ist in Ländern relevanter, in denen KFC häufiger vertreten ist als McDonald's.
Andere PPP-Maßnahmen: Es gibt verschiedene andere Maßnahmen der Kaufkraftparität, die zur Bewertung von Währungsbewertungen verwendet werden können, darunter das International Comparison Program (ICP) und die PPP-Schätzungen der Weltbank. Diese Maßnahmen verwenden umfassendere Daten und Methoden als der Big Mac Index und können ein genaueres Bild von Währungsbewertungen liefern.
Fazit
Trotz dieser Einschränkungen hat der Big Mac Index im Laufe der Zeit eine gewisse Genauigkeit gezeigt und die langfristige Entwicklung von Wechselkursen relativ gut verfolgt. Dies deutet darauf hin, dass es eine gewisse Verbindung zwischen den Preisen des Big Macs und den Wechselkursen gibt, die auf die Kaufkraftparität hindeuten könnte.
Insgesamt ist der Big Mac Index als informelle Methode zu betrachten, die eine vereinfachte Perspektive auf die Kaufkraftparität und die Bewertung von Währungen bietet. Es ist wichtig, ihn als ergänzendes Instrument zu sehen und weitere wirtschaftliche Indikatoren und Analysen heranzuziehen, um fundierte Schlussfolgerungen über Wechselkurse und Währungsbewertungen zu ziehen.