Eigenkapital
Im wirtschaftlichen Sinne lässt sich das Eigenkapital als der Teil des Kapitals eines Unternehmens beschreiben, dass durch die Eigentümer und Aktionäre in ein Unternehmen eingebracht wird. Mit anderen Worten ist das Eigenkapital der Anteil, der im Falle einer Insolvenz an die Aktionäre zurückgezahlt werden würde, nachdem alle Schulden des Unternehmens bezahlt sind.
- Eigenkapital ist das von Eigentümern bzw. Aktionären eingebrachte Kapital eines Unternehmens.
- Das Eigenkapital repräsentiert in gewisser Weise den Anteil eines Aktionärs am Unternehmen.
- Auf Grundlage des Eigenkapitals lassen sich wichtige Kennzahlen zur Unternehmensbewertung, wie die Eigenkapitalrendite (Return on Equity (ROE)) errechnen.
Bedeutung des Eigenkapitals
Wie bereits beschrieben stammt das Eigenkapital in aller Regel von den Eigentümern bzw. Aktionären eines Unternehmens. Es kann allerdings auch von „innen heraus“ aufgebaut werden, indem die Gewinne im Unternehmen einbehalten werden, um so die Eigenkapitalquote zu steigern. Das Eigenkapital wird in jedem Geschäftsbericht bzw. in jeder Bilanz aufgeführt und kann unter anderem dafür genutzt werden einen Eindruck über die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zu bekommen.
Berechnung des Eigenkapitals
Die Berechnung des Eigenkapitals erfolgt anhand einer sehr simplen Formel. Hierbei werden vom Gesamtvermögen eines Unternehmens lediglich alle Schulden und sonstigen Verbindlichkeiten abgezogen, um als Ergebnis das Eigenkapital zu bekommen.
Aus dieser Berechnung ergibt sich natürlich auch die Möglichkeit, dass das Eigenkapital negativ sein kann.
Negatives Eigenkapital
Negatives Eigenkapital ist in erster Linie kein gutes Zeichen für ein Unternehmen. Es bedeutet, dass das Unternehmen mehr Schulden als Kapital bilanziert hat und es diese nicht zurückzahlen könnte. Dieses Szenario führt in vielen Fällen schlussendlich zu einer Insolvenz. Neue Investitionen lohnen sich nicht mehr, die Aufnahme von Krediten wird stark erschwert oder ist gar unmöglich und Mitarbeiter müssen entlassen werden. Das Unternehmen arbeitet nicht profitabel. In solchen Fällen kann das Unternehmen in allererster Linie nur durch Gesellschafterzuschüsse gerettet werden, sprich wenn die Gesellschafter genug finanzielle Mittel nachschießen, um das Ungleichgewicht in der Bilanz auszugleichen. Zudem kann eine Prüfung der Vermögenswerte durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass der Wert des Unternehmens bei einer Liquidation ein anderer ist, als es in der Bilanz wiedergegeben ist. In den meisten Fällen zögert die neue Betrachtung eine Insolvenz jedoch lediglich etwas hinaus und als Anleger sollte man sich tendenziell mit seinen Investitionen auf gesunde Unternehmen fokussieren.
Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdkapital
Wie es der Name bereits vermuten lässt besteht neben dem Eigenkapital auch noch Fremdkapital. Dieses ist „von außen“ aufgenommenes Kapital, das dem Unternehmen in der Regel nur für einen vorher festgelegten Zeitraum und zu vorher vereinbarten Konditionen zur Verfügung steht. Es unterliegt also im Gegensatz zum Eigenkapital einer Rückzahlverpflichtung. Aus diesem Grund werden Fremdkapitalgeber in jeglichen Situationen immer vor den Eigenkapitalgebern bedient. Zudem ist in aller Regel die Verzinsung des Fremdkapitals geringer als die des Eigenkapitals, sodass sich Aufnahme von Fremdkapital für ein Unternehmen günstiger ist.
Merkmal | Fremdkapital (Anleihen) | Eigenkapital (Aktien) |
Preis | Sehr günstig durch vorrangige Bedienung. Fester Zins. Zinskosten steuerlich absetzbar. | Durch neue Aktien müssen Gewinne auf mehr Eigentümer verteilt werden. Teuer. Keine feste Verzinsung der Aktionäre, sondern Beteiligung am Gewinn. |
Mitbestimmungsrecht | Keine Mitbestimmung. | Neue Aktionäre bekommen Stimmrechte. |
Rückzahlung | Bei Emission fest vereinbart. | Kein Rückzahlungstermin. Beteiligung an allen künftigen Gewinnen. |
Obwohl man als Fremdkapitalgeber sein Geld inklusive Zinsen relativ sicher nach einer bestimmten Zeit zurück erhält sind Aktionäre und damit Eigentümer bereit ihr Kapital ohne Rückzahlungsgewinn und garantierte Rendite in Unternehmen zu investieren. Dies ist damit begründet, dass die Aktionäre nur in ein Unternehmen investieren, wenn sie sich davon eine auskömmliche Verzinsung ihres Einsatzes versprechen. Sprich eine Rendite, die deutlich über dem Zins einer Anleihe liegen.
Funktionen von Eigenkapital
Gründungsfunktion: Das Eigenkapital spielt bei der Unternehmensgründung die wichtigste Rolle. Ohne Eigenkapital können neu gegründete Unternehmen kein Fremdkapital aufnehmen. Mit dem Eigenkapital werden Gründungsinvestitionen finanziert. Teilweise verlangen auch gesetzliche Vorschriften ein bestimmtes Mindest-Eigenkapital (§ 7 AktG, § 5 Abs. 1 GmbHG), insbesondere bei Kreditinstituten (Eigenmittel (Kreditinstitut)) und Versicherungen (Eigenmittel (Versicherung)).
Finanzierungsfunktion: Eigenkapital finanziert (teilweise) Investitionen. Üblicherweise wird zusätzlich Fremdkapital hinzugezogen.
Haftungsfunktion: Eigenkapital soll zum Auffangen von intertemporären Verlusten und dem Gläubigerschutz dienen. Entstehende Verluste werden durch das Eigenkapital aufgefangen. Je höher das Eigenkapital ist, umso länger ist ein Unternehmen in der Lage, anhaltende Verluste zu verkraften, ohne in eine Unternehmenskrise zu geraten. Da Eigenkapital „in der Rangstelle der liquidations- oder insolvenzbedingten Rückzahlbarkeit ganz am Ende“ steht, haftet es den Gläubigern und stellt damit die Grundlage des Gläubigerschutzes sicher.
Begrenzungsfunktion: Die Höhe der Eigenmittel begrenzt das mögliche Geschäftsvolumen, weil sich verschlechternde oder negative Schuldenkennzahlen die Gläubiger vor weiteren Geschäften warnen (Unterkapitalisierung).
Werbefunktion: Die absolute Höhe der Eigenmittel als Risikokapital kann mit Hilfe der Werbung der Öffentlichkeit präsentiert werden und Vertrauen in die Solvabilität der Wirtschaftseinheit schaffen. Die Eigenkapitalquote lässt Rückschlüsse auf deren Bonität zu. Die vorhandenen Eigenmittel sind ein wesentliches Kriterium für die Kreditwürdigkeit und das Rating.
Gewinnsteigerungsfunktion: Da Eigenkapital keiner verpflichtenden Verzinsung unterliegt, sorgt ein höherer Eigenkapital-Anteil in einem Unternehmen dafür, dass die Zinskosten absinken. Entsprechend später rutscht ein Unternehmen in die Verlustzone, wenn die Geschäfte mal schlechter laufen.