Fiat Money
Fiat-Money (Fiat-Geld) ist eine von der Regierung ausgegebene Währung, die nicht durch ein physisches Gut wie Rohstoffe (z.B. Gold oder Silber) gedeckt ist. Es wird durch die Regierung, die es ausgegeben hat, gedeckt. Das Wort "fiat" kommt aus dem Lateinischen und wird oft mit "es soll sein" oder "es soll geschehen" übersetzt.
Kernpunkte
- Fiat-Money beruht auf Vertrauen der Bevölkerung und Staaten.
- Fiat Money wird von Zentralbanken ausgegeben.
- In Krisenzeiten erntet Fiat-Money viel Kritik.
Eigenschaften und Funktionsweise von Fiat-Money
Der Wert des Fiat-Money basiert größtenteils auf dem Vertrauen der Öffentlichkeit zum Herausgeber der Währung – in der Regel ist es die Regierung oder die Zentralbank des jeweiligen Landes. Egal ob US-Dollar, Euro, japanischer Yen, chinesischer Renminbi, Britisches Pfund oder Schweizer Franken – sie sind alle mittlerweile allesamt Fiat-Geld. Insgesamt zeichnet sich Fiat-Money insbesondere durch drei Eigenschaft aus:
- Es wird von staatlichen Zentralbanken produziert, die das Monopol der Geldproduktion innehaben.
- Fiat-Geld ist intrinsisch wertlos, es hat die Form von mit Tinte bedruckten Papierzetteln, Münzen und Einträgen auf Computerfestplatten (in Form von „Bits and Bytes“) – und die Geldmenge lässt sich im Grunde beliebig vermehren.
- Fiat-Geld wird im Regelfall durch Bankkreditvergabe produziert, durch Kredite, die nicht durch "echte Ersparnis" gedeckt sind; Fiat-Geld wird "ex nihilo" (aus dem Nichts) geschaffen. Quelle: Wirtschaftswoche
Das Gegenteil von Fiat-Money ist Warengeld, welches durch ein physisches Gut (z.B. Gold) gedeckt ist. Neben dem äußeren Tauschwert, hat Warengeld auch einen inneren Wert. Dieser ist unabhängig von Regierungserlassen, solange damit bezahlt werden darf und dieser das Vertrauen der Bevölkerung genießt. Ein drastisches Beispiel hierfür sind z.B. Zigaretten in Gefängnissen, welche selbst von Nichtrauchern als Zahlung akzeptiert werden.
Geschichte und Umsetzung von Fiat-Money
Vor dem 20. Jahrhundert nutzten die meisten Länder eine Art Goldstandard oder eine Absicherung durch einen Rohstoff. Mit zunehmenden internationalen Geschäften wuchs allerdings der Umfang und Anspruch an das Finanzwesen. Die begrenzte Menge an Gold konnte nicht mit dem neuen Wert, der geschaffen wurde, mithalten. Dies führte zu Störungen der globalen Märkte und des Handels.
Auch deshalb gewannen Fiat-Währungen im 20. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung. Regierungen und Zentralbanken versuchten, ihre Volkswirtschaften vor Auswirkungen von natürlichen Auf- und Abschwünge von Konjunkturzyklen zu bewahren. Da Fiat-Geld keine knappe oder feste Ressource wie Gold ist, haben Zentralbanken eine viel größere Kontrolle über sein Angebot. So können sie wirtschaftliche Variablen wie Kreditangebot, Liquidität, Zinssätze und Geldmenge steuern. Laut Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist vor allem die Unabhängigkeit der Zentralbanken von elementarer Bedeutung:
in der Tat dürfte der Umstand, dass Notenbanken quasi aus dem Nichts Geld schaffen können, vielen Beobachtern als etwas Überraschendes, Seltsames, vielleicht sogar Mystisches, Traumhaftes – oder auch Alptraumhaftes – vorkommen (...) Die Unabhängigkeit der Notenbanken ist ein außergewöhnliches Privileg – ein Selbstzweck ist sie jedoch nicht. Vielmehr dient sie im Kern dazu, glaubwürdig sicherzustellen, dass sich die Geldpolitik ungehindert darauf konzentrieren kann, den Geldwert stabil zu halten
Außerdem ermöglicht das Fiat-Money das Mindestreserve-Banking, welches Geschäftsbanken erlaubt, die Geldmenge zu vervielfachen, um die Nachfrage der Kreditnehmer zu befriedigen. Fiat-Geld kann also eine gute Währung sein, wenn es die Funktionen der Wertspeicherung erfüllt und gleichzeitig eine Möglichkeit (z.B. ein numerisches Konto) bereitstellt, um einen Austausch zu ermöglichen.
Kritik am Fiat-Money
Das Geldsystem und insbesondere das Fiat-Money sind sehr umstritten. Die Hypothekenkrise von 2007 in den USA und die anschließende Finanzkrise haben den Glauben daran, dass Zentralbanken durch die Regulierung der Geldmenge zwangsläufig Depressionen oder schwere Rezessionen verhindern können, erschüttert. Außerdem sorgt für viele die Inflation für eine systematische Geldentwertung, welche zwangsläufig in eine Hyperinflation münden wird. Auch deswegen sind die Forderung nach Warengeld, welches z.B. an Gold gebunden ist, wieder größer geworden. Dies soll für eine höhere Stabilität sorgen und die Bildung von weiteren Blasen verhindern.
Beispiel für gescheitertes Fiat-Money
Das afrikanische Land Simbabwe lieferte leider ein Beispiel für eine gescheiterte Finanzpolitik mit Fiat-Money. Als Reaktion auf ernste wirtschaftliche Probleme begann die Zentralbank des Landes, Geld in einem enormen Tempo zu drucken. Dies führte zu einer Hyperinflation, die im Jahr 2008 zwischen 230 und 500 Milliarden Prozent betrug. Die Preise für Waren stiegen rapide an. Auf dem Höhepunkt der Krise war ein 100-Billionen-Simbabwe-Dollar in US-Dollar etwa 40 Cent wert. 2009 zog die Regierung die Notbremse und führte ausländisches Geld ein: Statt mit dem Simbabwe-Dollar zahlen Simbabwer mit US-Dollar. 2015 verlor der Simbabwe-Dollar den Status als gesetzliches Zahlungsmittel.
Angst vor einer Inflation
Anders als in Simbabwe haben die meisten Länder mit Fiatgeld nur moderate Inflationsschübe zu verkraften. Im Durchschnitt peilen die Zentralbanken einen gewissen Prozentsatz (ca. 2 % pro Jahr) tatsächlich ein. Ein konstant niedriges Inflationsniveau gilt als positiver Treiber für Wirtschaftswachstum und Investitionen. Es soll die Menschen ermutigen, ihr Geld in Arbeit und Investitionen zu stecken, anstatt es ungenutzt liegen zu lassen. Lässt man sein Geld jedoch einfach liegen, verliert es automatisch mit der Zeit an Kaufkraft. Bei Investitionen gilt es daher zumindest die Inflationsrate (ca. 2 %) abzufangen, damit die Kaufkraft beibehalten werden kann. Problematisch ist an dieser Stelle, dass der Großteil vieler Bevölkerungen ihr Geld gar nicht investieren, sondern einfach auf dem Girokonto (bei aktuell 0.0001 %) liegen lassen. In diesen Fällen schlägt die Inflation gnadenlos zu.
Obwohl Regierungen theoretisch die Möglichkeit haben, eine "unendliche" Anzahl von Fiat-Währungseinheiten zu drucken, werden sie dies (anders als in Simbabwe) nicht wollen. Eine relativ starke und stabile Währung zu haben, ist ein Auftrag der meisten modernen Zentralbanken und Regierungen. Eine schnell abwertende Währung ist außerdem schädlich für den Handel und die Beschaffung von neuen Finanzmitteln. Trotz dieser Umstände, ist die Angst vor höheren Inflationsraten natürlich nicht gänzlich zu nehmen.
Alternativen zum Fiat-Money
Praktisch jedes Land nutzt Fiatgeld als gesetzliches Zahlungsmittel. Gold und Goldmünzen kann man zwar kaufen und verkaufen, aber sie werden äußerst selten im Tausch oder für alltägliche Einkäufe verwendet. Seit 2009 werden immer wieder Kryptowährungen, wie Bitcoin, Ethereum, Ripple, Litecoin, Dogecoin als Alternativen genannt. Die dahinter befindliche Blockchain (öffentliche, dezentrale Datenbank) ist für viele die Lösung, weil sie Unabhängigkeit von Zentralbanken und Regierungen impliziert. Das Vertrauen gilt der Community und der Mathematik. Inwiefern sich diese "neue" Technik durchsetzen wird, sollte man mit Spannung verfolgen. El Salvador (Juni 2021) ist das erste Land, das die extrem volatile Kryptowährung Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel akzeptiert und dies gesetzlich verankert hat.