Leitzins
Unter Leitzinssätzen versteht man die von der Zentralbank festgelegten Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken bei einer Zentralbank Geld beschaffen oder anlegen können. Der Leitzins wirkt sich maßgeblich auf die gesamte Volkswirtschaft aus. Bei steigendem Zinssatz wirkt der Leitzins hemmend auf das Wirtschaftswachstum und bei sinkendem Zinssatz fördernd. Grund: Unternehmen können sich „günstiger“ (zu geringerem Zins) Geld leihen, und dieses investieren. Dadurch machen die Unternehmen bei einer gleichen Rendite mit dem gleichen Kapital mehr Gewinn.
Kernpunkte
- Der Leitzins ist der Zinssatz, der von der zuständigen Zentralbank festgelegt wird und zu dem sich die Geschäftsbanken ihr Geld leihen können.
- In Europa wird der Leitzins von der europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt, in den USA übernimmt das Federal Reserve System (Fed) diese Aufgabe.
- Der Leitzins wirkt sich auf verschiedene Parameter und hat mehrere Funktionen: Inflation und Investition, Wechselkurse, Wirtschaftswachstum, Orientierungsfunktion
Was ist der Leitzins?
Der Leitzins wird von der zuständigen Zentralbank festgelegt. Zu diesem Zinssatz ist es Geschäftsbanken möglich sich bei der Zentralbank Geld zu leihen, mit dem sie arbeiten können. In der Eurozone werden die Leitzinsen von der EZB festgelegt. Aktuell liegt der Zinssatz bei 0,00 % (Stand: 14.10.2021) und es sieht aktuell danach aus, dass die Leitzinsen zunächst auf einem niedrigen Niveau gehalten werden. Generell ist der Leitzins ein Instrument der Zentralbanken, um ihre Aufgabe zu erfüllen ein stabiles Preisniveau zu halten und eine niedrige Inflation zu gewährleisten. Es lässt sich also bereits erahnen, dass der Leitzins weitreichende Auswirkungen auf sehr viele Bereiche unseres Lebens hat und sich maßgeblich auf die gesamte Volkswirtschaft auswirkt.
Funktionen des Leitzinses
Funktion als Steuerungsmittel
Der Leitzins wirkt in zweierlei Hinsicht als Steuerungsmittel für die Zentralbank. Zunächst werden durch die Anpassung des Leitzinses Inflation, Investition und andere geldpolitische Parameter beeinflusst. Bei einer Anhebung des Leitzinses, auch restriktive Geldpolitik genannt, wirken sich eher hemmend auf die Volkswirtschaft aus – Kredite und Investitionen werden teurer und das Wirtschaftswachstum wird entsprechend gebremst. Dadurch, dass also die Geschäftsbanken sich nur noch zu einem höheren Zins Geld bei der Zentralbank leihen können, geben sie diesen Aufschlag an ihre Kunden weiter, sodass private Kredite folglich ebenfalls teurer werden. Bei einem sinkenden Leitzins (expansive Geldpolitik) ist gegensätzliches der Fall und Investitionen und Kredite werden günstiger – das Wirtschaftswachstum wird gefördert. Natürlich wirken sich Leitzinsänderung nicht schlagartig auf die Volkswirtschaft aus, sondern wirken verzögernd.
Darüber hinaus wirkt der Leitzins auch als Steuerungsmittel im Währungspolitischen Sinne. Eine Erhöhung des Leitzinses führt so zu einem Anstieg des Wechselkurses der entsprechenden Währung. Die Auswirkungen einer Erhöhung sind vor allem im Handel mit dem Ausland einflussreich – Exporte aus der Währungszone sind negativ betroffen, während Importe günstiger werden. Bei einer Leitzinssenkung ändern sich die Vorzeichen. Exporte profitieren, Importe sind negativ betroffen.
Funktion im Wirtschaftswachstum
Durch die oben beschriebenen Effekte beeinflusst der Leitzins auch das Wirtschaftswachstum und die Arbeitslosenquote. Niedrige Zinsen ermuntern Investoren und Verbraucher dazu, Investitionen auf Kredit zu tätigen und dadurch das Wirtschaftswachstum zu begünstigen. Höhere Zinsen wirken sich dementsprechend negativ auf das genannte Verhalten aus.
Orientierungsfunktion
Zinsentscheidungen werden von Medien, der Börse und Akteuren in der Wirtschaft stark beachtet. Diese reagieren oft sensibel darauf. Leitzinssenkungen führen oft zu Aktienkurssteigerungen und umgekehrt. Der Grund dafür ist, dass von einer besseren Entwicklung der Wirtschaft ausgegangen wird.