Britische Wirtschaftsprüfer fordern Lockerung der ESG-Honorarbeschränkungen
- Britische Wirtschaftsprüfer fordern Lockerung der ESG-Honorarbeschränkungen.
- Der Markt für ESG-Prüfungen wächst rasant, britische Firmen sehen sich im Nachteil.
Führende britische Wirtschaftsprüfer drängen auf eine Lockerung der Honorarbeschränkungen für ESG-Prüfungen. Dies soll den Big Four ermöglichen, ihre Marktstellung im wachsenden Nachhaltigkeitssektor auszubauen.
Alan Vallance vom Institute of Chartered Accountants in England and Wales fordert, dass ESG-Prüfungen nicht unter die bestehende Begrenzung für Nicht-Audit-Honorare fallen. Derzeit dürfen Wirtschaftsprüfer maximal 70 Prozent der Audit-Gebühren für zusätzliche Dienstleistungen berechnen.
Die Honorarbeschränkung wurde 2016 eingeführt, um die Unabhängigkeit der Prüfer zu stärken. Sie soll verhindern, dass hohe Beratungshonorare die kritische Prüfung von Unternehmensbilanzen beeinträchtigen.
Vallance hat das Thema mit Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds und Arbeitsminister Justin Madders besprochen. Auch mit Richard Moriarty von der britischen Finanzaufsichtsbehörde FRC steht er im Austausch. Die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften unterstützen die Forderung.
Der Markt für ESG-Prüfungen wächst rasant. Neue EU-Vorschriften verpflichten große Unternehmen zur unabhängigen Überprüfung ihrer Nachhaltigkeitsberichte. Während die Big Four 88 Prozent der Finanzprüfungen im FTSE 350 abdeckten, lag ihr Anteil an ESG-Prüfungen bei nur 40 Prozent.
Vallance sieht britische Unternehmen im Nachteil gegenüber europäischen Wettbewerbern. In Kontinentaleuropa können Prüfgesellschaften ESG-Audits in reguläre Prüfungsgebühren einbinden, während britische Firmen oft Aufträge ablehnen müssen.
Die britische Regierung sieht den Bereich der professionellen Dienstleistungen als Wachstumstreiber. Eine Reform der Audit-Regulierung könnte genutzt werden, um die ESG-Honorarbeschränkung zu überarbeiten.
Vallance argumentiert, dass Wirtschaftsprüfer besser für ESG-Assurance qualifiziert seien, da ihre Ausbildung auf objektiver Analyse basiert.
Die Big Four lehnten eine Stellungnahme zu dem Vorstoß ab.