Volkswagen erwägt erstmals Werksschließungen in Deutschland
- Volkswagen erwägt erstmals Werksschließungen in Deutschland.
- Die wirtschaftliche Lage und neue Wettbewerber zwingen zu drastischen Maßnahmen.
Volkswagen steht vor einer historischen Entscheidung: Erstmals in seiner 87-jährigen Geschichte erwägt das Unternehmen Werksschließungen in Deutschland.
Die wirtschaftliche Lage der europäischen Automobilindustrie verschärft sich. Einsparungen durch Vorruhestand und Abfindungen reichen nicht aus, um notwendige strukturelle Anpassungen zu erreichen.
VW-Chef Oliver Blume betont die Notwendigkeit entschlossenen Handelns angesichts des harten wirtschaftlichen Umfelds und neuer Wettbewerber. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa ist geringer als erwartet, was Volkswagen besonders in China hart trifft.
Im Juni 2024 kündigte Volkswagen an, bis 2026 Kosten in Höhe von 10 Milliarden Euro einsparen zu wollen. Die operative Marge sank im ersten Halbjahr 2024 jedoch auf 2,3 Prozent.
Die möglichen Werksschließungen widersprechen früheren Zusagen, keine Arbeitsplätze in Deutschland bis 2029 abzubauen. Dies könnte zu Konflikten mit dem Betriebsrat führen, der traditionell stark in Unternehmensentscheidungen eingebunden ist.
VW beschäftigt in Deutschland rund 300.000 Mitarbeiter. Der Erhalt von Arbeitsplätzen ist ein zentrales Anliegen Niedersachsens, das 20 Prozent des Unternehmens besitzt. Ministerpräsident Stephan Weil betonte die Notwendigkeit von Maßnahmen, erwartet jedoch, dass Werksschließungen vermieden werden.
Daniela Cavallo, Vorsitzende des VW-Betriebsrats, äußerte sich besorgt über die Pläne des Managements. „Mit mir wird es keine VW-Werksschließungen geben!“, sagte Cavallo in einer Mitteilung an die Mitarbeiter.
Die Diskussionen über Umstrukturierungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem VW mit rückläufiger Nachfrage und neuen Wettbewerbern aus China konfrontiert ist. Analysten fordern seit langem Stellenabbau, um notwendige Kosteneinsparungen zu erzielen.
Matthias Schmidt, unabhängiger Autoanalyst, sprach von einem „kulturellen Wandel“ bei Volkswagen. Auch Daniel Schwarz von Stifel bemerkte eine Veränderung im Ton von Cavallo und nannte die Reaktion der Gewerkschaften ermutigend.
Die bevorstehenden Verhandlungen zwischen Management und Arbeitnehmervertretern könnten wegweisend für die Zukunft des Konzerns und seine Fähigkeit sein, sich den neuen Herausforderungen zu stellen.