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Warren Buffett erklärt, warum er Anleihen für Teufelszeug hält

AlleAktien-Warren-Buffett-Berkshire-Hathaway Es gibt ein neues Interview von Warren Buffett und CNBC. Buffett erklärt, warum er Anleihen aktuell für Teufelszeug hält und was Anleihen und Aktien gemeinsam haben. Quelle: CNBC

Zusammenfassung

  • Buffett war kürzlich (im Februar 2018) bei CNBC im Interview.
  • Er erklärt uns in gewohnt gekonnter, einfacher, humorvoller aber dennoch präziser Art und Weise den Unterschied von Anleihen und Aktien und warum er Anleihen aktuell für Teufelszeug hält.
  • Einige der folgenden Passagen sind wörtlich dem YouTube-Video entnommen und von mir übersetzt worden. Andere Passagen hingegen spiegeln meine eigenen Gedanken wider. Ich habe das Video für derart genial und hilfreich empfunden, dass ich mir gedacht habe, ich muss es für euch unbedingt übersetzen und meinen eigenen Senf dazu geben. Legen wir los:

Der Wert eines Unternehmens

Der Wert eines Unternehmens hängt davon ab, wie viel Cash es für die Eigentümer ab heute bis in die Unendlichkeit abwerfen kann. Buffett glaubt nicht, dass dieser Wert um 10 % innerhalb von zwei Monaten schwanken kann. Folglich sind die starken Schwankungen an den Aktienmärkten für ihn auf kurzfristig agierende Spekulanten zurückzuführen. Werden die Aktien mal zu billig, dann kann man ein Schnäppchen schießen und sich so eine langfristig überdurchschnittliche Rendite sichern. Werden einige Aktien mal zu teuer, kann man sie teuer verkaufen, eine satte Rendite einstecken und sich neue Aktien suchen, die eine höhere Renditeerwartung versprechen als die eben verkaufte Aktie.

Der Unterschied zwischen Investoren und Spekulanten

Viele Marktteilnehmer sind rein aus Spekulationsmotiven an den Aktienmärkten engagiert. Das ist unnötig. Spekulationen sind äußerst riskant. Wer mit Krediten arbeitet, kann alles verlieren. Denn an den Märkten kann alles passieren.

Ein echter Investor hingegen schaut auf das Unternehmen. Wenn er McDonalds kauft, schaut er wie die Geschäfte von McDonalds laufen und in Zukunft laufen werden. Aktien sind nichts anderes als kleine Anteile von großen Unternehmen. Investoren stellen sich also Fragen wie:

  • Wie wird sich McDonalds über die Jahre entwickeln?
  • Hat McDonalds mit neuen Wettbewerbern zu kämpfen?

Investoren schauen ständig auf das Unternehmen und die Aussichten des Unternehmens und nicht ständig auf dessen Aktienkurs. Wer eine Farm kauft, beschäftigt sich ja auch damit, wie es der Farm geht und welchen Ertrag die Farm abwirft. Wer eine Immobilie kauft, beschäftigt sich damit, wie es der Immobilie geht und welchen Ertrag die Immobilie abwirft. Genauso sollten wir bei Unternehmen vorgehen. Und bei Aktien. Denn Aktien sind nichts anderes als kleine Teile von großen Unternehmen.

Berkshire hat solche Investoren als Aktionäre. Sie kaufen die Berkshire-Aktie und behandeln sie wie ein Sparbuch. Sie kaufen sich Anteile und lassen das Geld dann 20, 30 oder gar 40 Jahre für sich arbeiten. Berkshire reinvestiert die anfallenden Gewinne für seine Aktionäre und sorgt so für noch größere Gewinne.

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Der Unterschied zwischen Anleihen und Aktien

Wer eine 30 Jahre laufende Staatsanleihe kauft, bekommt 30 Jahre lang einen festen Kupon ausbezahlt. Zum Beispiel 3 % pro Jahr. Wer Staatsanleihen kauft, weiß also schon heute ganz genau, welche Erträge die Anleihe in den nächsten 30 Jahren wann abwerfen wird und wann das Geld zurückgezahlt wird. Es herrscht eine hohe Planungssicherheit.

AlleAktien-Anleihe-Zahlungsstrom Eine fiktive Staatsanleihe mit 3% Kupon wirft jedes Jahr 3% Zins ab und die Rückzahlung erfolgt zu 100%.
AlleAktien-Anleihe-laufende-Verzinsung Der besseren Übersicht zuliebe hier nochmal der Zahlungsstrom der laufenden Verzinsung ohne Berücksichtigung der Rückzahlung am Laufzeitende. Die Erträge sind genau bekannt und festgeschrieben.

Soviel zu den Anleihen. Was ist nun eine Aktie? Was ist eine Aktie wert? Laut Buffett sind die Unterschiede gar nicht so groß. Es handelt sich um die gleiche Art der Anlage. Wir Investoren investieren heute einen gewissen Betrag, sagen wir 100 EUR, um in der Zukunft mehr davon zurückzubekommen. Wie eine Anleihe hat auch eine Aktie eine Reihe von "Kupons", sie wurden nur nirgendwo benannt.

Daher ist es der Job eines jeden Investors, herauszufinden, wie hoch diese Kupons bei den Aktien zukünftig sein könnten. Wenn es einem Unternehmen gelingt, 10% Rendite auf das greifbare (tangible) Eigenkapital zu erwirtschaften, und das gelingt den meisten Unternehmen, dann ist diese "Anleihe" derzeit viel mehr wert als die Anleihe, deren Kupon lediglich bei 3% liegt.

AlleAktien-Aktie Zahlungsstrom einer fiktiven Aktie bei einer angenommenen Haltedauer von 10 Jahren. Auf dieser Grafik kaum zu erkennen: Durch die Reinvestition des Kapitals im Unternehmen zu 15% Rendite in diesem Beispiel steigt der Free Cash Flow jedes Jahr um 15 % an. Folglich dürfte auch der Rückzahlungspreis bei mindestens 200% des Kaufpreises nach 10 Jahren Haltedauer liegen.
AlleAktien-Aktie-laufende-Verzinsung Auch hier wurde der eventuelle Verkauf der fiktiven Aktie weggelassen, zwecks besserer Übersichtlichkeit. Im Gegensatz zur Anleihe, deren Verzinsung bei 3% fixiert ist, steigt die laufende Verzinsung (Free Cash Flow Rendite) einer Aktie durch die Reinvestition im Unternehmen und den Zinseszins von Jahr zu Jahr deutlich an.

Im Gegensatz zur Anleihe wird bei der Aktieninvestition mit einer Eigenkapitalrendite von 15% die laufende Verzinsung binnen 10 Jahren von anfangs 4% und damit kaum mehr als der Anleihenrendite auf über 12% ansteigen. Das ist ein Faktor, den viele Anleiheninvestoren gerne vergessen. Sie sichern sich eine Rendite auf niedrigem Niveau, während der Aktionär durch das Gewinnwachstum eine jährliche höhere Rendite erhält. Außerdem bekommen Aktieninvestoren typischerweise nach einer langen Haltedauer von sagen wir 10 oder mehr Jahren nicht nur den Kaufpreis der Aktie zurück, sondern können durch den Wertzuwachs des Unternehmens während der Haltedauer auch noch von einem enormen Kursgewinn profitieren (dargestellt durch die Rückzahlung in Höhe von 200% im fiktiven Beispiel).

Der Zusammenhang zwischen Aktienkursen und der Rendite auf Staatsanleihen

Wenn die Staatsanleihe plötzlich nicht mehr 3% Rendite abwirft, sondern 10% Rendite bzw. Zins, dann ändert sich natürlich auch der Wert der "Eigenkapital-Anleihen" bzw. Aktien stark. Denn wer eine Aktie wie Coca-Cola kauft, der kauft etwas, das im Laufe der Zeit über die Dividenden Cash zurückzahlen wird. Im Falle von Berkshire kann es noch einige Zeit dauern, bis Cash an die Eigentümer zurückgezahlt wird, aber die Zahlen werden durch die erfolgreichen Reinvestitionen dann umso größer sein.

Wie gesagt, es ist nun unser Job als Investoren, zu ermitteln, welche "Kupons" auf unseren Aktien in der Zukunft stehen werden. Weil das genau die Sache ist, die wir mit dem Kauf einer Aktie erwerben. Beziehungsweise kaufen wir natürlich die auf den heutigen Wert abgezinsten zukünftigen Free Cash Flows eines jeden Unternehmens.

Je höher der Vergleichsmaßstab (Yardstick) der Staatsanleihen ist, der Vergleichsmaßstab ist immer der Zins von Staatsanleihen, desto weniger attraktiv wirken die alternativen "Eigenkapital-Bonds". 1982 bzw. 1983, als US-Staatsanleihen 15% Rendite abgeworfen haben, war ein Unternehmen, das eine Eigenkapitalrendite von 15% erzielt hat, nicht mehr wert als sein Buchwert. Denn unter diesen Umständen hätte jeder Investor auch einfach eine Staatsanleihe mit 15% Verzinsung kaufen können und so seine 15% Rendite einstreichen.

Ein Unternehmen, das damals eine Eigenkapitalrendite von 12% erwirtschaftet hat, war ein schlecht wirtschaftendes Unternehmen. Ein Unternehmen, das heute eine Eigenkapitalrendite von 12% erwirtschaftet, wenn Staatsanleihen lediglich 3% abwerfen, ist ein wundervolles Unternehmen und das ist auch der Grund warum wir aktuell so hohe Preise und Bewertungen an den Aktienmärkten sehen.

Zinssätze sind die Gravitationskraft der Aktienmärkte.

Das aktuelle Zinsniveau für 10-jährige US-Staatsanleihen ist nun von 2,4% auf 2,9% gestiegen. Verglichen mit einem Unternehmen, das eine Rendite von 12% auf das Eigenkapital erwirtschaftet, ist die Bedeutung dieses Zinsanstieges zu vernachlässigen. Falls die Zinsen auf US-Staatsanleihen nächstes Jahr bei 5% liegen sollten, würde das schon einen Effekt auf die relative Attraktivität von Aktien haben.

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Warum es idiotisch ist, aktuell Anleihen zu halten

Große Pensionsfonds und Versicherungen haben im Niedrigzinsniveau lang laufende Staatsanleihen gekauft. Die Art und Weise wie Menschen über diese Staatsanleihen nachdenken, ist idiotisch. Vielen Privatanlegern wurde erzählt, sie sollen 30-50% Anleihen in ihrem Portfolio halten. Weil das zu einem sicheren bzw. balancierten Depot dazugehören würde.

Aber wir sollten nicht vergessen, Anleihen legen das niedrige Zinsniveau für die gesamte Laufzeit fest. Bei 1,2 oder 3% Zinsen und das vor Inflation, vor Kosten und vor Steuern! Da ist ein Vermögenserhalt unmöglich. Diese Investoren werden also eine Menge Geld verlieren. Dazu kommt: Wenn die Zinsen wieder steigen, brechen die Kurse von langlaufenden Staatsanleihen dramatisch ein.

Ebenso blöd ist es, Aktien zu kaufen, wenn man mit den Preisschwankungen an der Börse nicht klar kommt. Es ist irrational, Aktien zu verkaufen, weil die Kurse gefallen sind. Wer so handelt, sollte generell nicht in Aktien investieren. Es kauft ja auch niemand ein Haus für, 20.000 EUR und am nächsten Tag kreuzt jemand auf und bietet 15.000 EUR für das Haus und dann wird das Haus mit 5.000 EUR Verlust sofort weiterverkauft, nur weil irgendjemand einen niedrigen Preis geboten hat. Man schaut auf den Wert des Hauses, der sich aus allen künftigen Mieteinnahmen ergibt.

Manche Menschen sind emotional oder psychologisch nicht in der Lage, Aktien zu besitzen. Auch wenn es sicherlich mehr gute Investoren geben würde, wenn die Finanzbildung weiter vorangetrieben werden würde.

Je länger der Anlagehorizont, desto weniger riskant werden Aktien und desto riskanter werden Anleihen. Genau über dieses Thema, wie riskant Aktien überhaupt sind, habe ich kürzlich einen Artikel geschrieben:

"Wie riskant sind Aktien?"

Einige Menschen sind gar nicht an der Börse, um langfristig Vermögen aufzubauen. Stetig mehr Dividenden zu kassieren. Langsam reich zu werden. Da gibt es einen guten Spruch: "Ich kann dir nicht sagen, wie du schnell reich wirst. Aber wie du schnell arm wirst: Indem du versuchst, schnell reich zu werden". Viele Menschen zieht das Glücksspiel an. Die Spekulation. Die Idee bzw. Vorstellung, sein Geld in 6 Monaten verdoppeln zu können ist der Grund, warum Menschen nach Las Vegas gehen. Dabei wissen diese Menschen, dass der Erwartungswert dieser Art von "Spielen" negativ ist und die Chancen klar gegen sie stehen. Es ist ein starker Instinkt, schnell reich werden zu wollen. Doch weder Warren Buffett noch ich haben eine Idee, wie das gehen soll.

Daher bleiben wir einfach beim langweiligen, aber effektiven und langfristig sehr lukrativen Investitionen und lassen die Mitarbeiter unserer Unternehmen arbeiten und profitieren so im Laufe der Zeit von immer höheren Aktienkursen und immer größer werdenden Dividenden in unseren Depots.

So, nun bin ich fertig und es wird Zeit, dass du dir das Interview mit Warren Buffett noch im Original anschaust.

Kapitalistische Grüße,
Jonathan Neuscheler

Quellen & Links

Beschreibung Link
Warren Buffett im CNBC-Interview auf YouTube: Es kommt auf den Wert eines Unternehmens an zum Video

Transparenzhinweis und Haftungsausschluss: Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung von AlleAktien oder den für AlleAktien tätigen Autoren statt, dieser Beitrag ist eine journalistische Publikation und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgendeines Wertpapieres dar. Der Kauf von Aktien ist mit hohen Risiken bis hin zum Totalverlust behaftet. Deine Investitionsentscheidungen darfst du nur nach eigener Recherche und nicht basierend auf den Informationsangeboten von AlleAktien treffen. AlleAktien und die für AlleAktien tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Der Autor hält derzeit Aktien von Berkshire Hathaway.

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