Allwetter-Portfolio (Ray Dalio)
Das Allwetter-Portfolio
Das Allwetter-Portfolio wurde in den 1990er-Jahren von Ray Dalio erfunden. Der Zweck des Portfolios ist das Erzielen der Markt-Rendite, jedoch mit deutlich geringeren Schwankungen. In den letzten 30 Jahren konnte dieses Ziel umgesetzt werden.
- Ray Dalio ist Gründer der Fondsgesellschaft Bridgewater Associates und gilt als einer der erfolgreichsten Investoren seiner Zeit.
- Das Allwetter-Portfolio besteht aus vielen verschiedenen Asset-Klassen, um in jeder Marktphase gut zu performen.
- Anleger können mit bestimmten ETFs das Allwetter-Portfolio nachbilden.
Grundlegender Aufbau
Ray Dalio identifiziert die Inflation und das Wirtschaftswachstum als zentrale Gründe für Kursbewegungen an der Börse. Mit diesem Wissen als Fundament hat er vier verschiedene Marktszenarien definiert. Diese sind in folgender Tabelle kurz vorgestellt.
Nummer | Wirtschaftswachstum | Inflation |
1 | Höher als erwartet | Höher als erwartet |
2 | Niedriger als erwartet | Niedriger als erwartet |
3 | Niedriger als erwartet | Höher als erwartet |
4 | Höher als erwartet | Niedriger als erwartet |
Diese vier Möglichkeiten werden von Ray Dalio als Jahreszeiten bezeichnet. Dies ist auch der Hintergrund für den Namen Allwetter-Portfolio.
Funktion des Portfolios
In jeder „Jahreszeit“ steigen und fallen unterschiedliche Asset-Klassen. Wenn zum Beispiel alle Erwartungen übertroffen werden, profitieren normalerweise klassische Aktien sehr stark. In etwas unruhigen Marktphasen (z.B. Szenario Nummer 2) steigt hingegen Gold häufig im Kurs.
Das Ziel des Portfolios ist es, verschiedene Asset-Klassen so zu kombinieren, dass der Wert der Gesamtanlage in jeder Marktphase konstant wächst.
Zum Großteil besteht Dalios Portfolio aus Anleihen (von Unternehmen und Staaten), Aktien, Gold und nicht investiertem Kapital.
Der Anteil in Wertpapieren ist breit in amerikanische Firmen investiert. Dazu wird eine Abbildung des S&P500 benutzt.
Korrelation von Anlageklassen
Unter einer Korrelation versteht man die teilweise synchrone Entwicklung von zwei verschiedenen Anlageklassen.
Beispiele dafür sind die Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum. In der Theorie sind das zwei unterschiedliche Anlagen, trotzdem entwickelt sich der Kurs beider Währungen fast synchron. Grund dafür ist, dass die meisten Anleger nicht zwischen Bitcoin und Ethereum, sondern zwischen „Kryptowährungen ja“ oder „Kryptowährungen nein“ entscheiden.
Dieses Phänomen kann man bei vielen verschiedenen Aktien und anderen Anlageklassen beobachten.
Das Problem dabei ist, dass bei schlechter Auswahl des Portfolios eine hohe Anzahl an Titeln nicht zwingend auch eine gute Diversifikation bedeutet.
Dies wurde ebenfalls durch Ray Dalio erkannt und gemeinsam mit Mathematikern analytisch untersucht.
Das Ergebnis war, dass bereits 15 nicht-korrelierende Aktien oder Anlageklassen ausreichen, um das Risiko deutlich zu reduzieren.
Diese komplexe mathematische Vorüberlegung ist bis heute Grundlage für das Allwetter-Portfolio.
Rendite des Allwetter-Portfolios
Die Performance dieser Strategie ist nicht direkt bestimmbar. Grund dafür ist, dass die Fondsgesellschaft von Ray Dalio keine Zahlen zur Entwicklung des Original-Allwetter-Portfolios herausgibt.
Verschiedene Experten und Analysten haben versucht, die Rendite des Portfolios indirekt zu bestimmen. Der Autor Tony Robbins geht von einer jährlichen Wertsteigerung von 9,7 % zwischen 1984 und 2013 aus.
Ben Carlson (ebenfalls Autor) berechnete für den Zeitraum 1972 bis 2013 eine Rendite von 9,5 % pro Jahr.
Somit ist die Performance ungefähr gleich hoch wie die des Gesamtmarktes. Der große Vorteil am Allwetter-Portfolio ist, dass diese Renditen mit deutlich geringerer Volatilität (Kursschwankungen) erzielt wurden.
Kritik am Allwetter-Portfolio
Viele Experten kritisieren den hohen Anteil an amerikanischen Aktien in dieser Strategie. Zudem ist noch unklar, ob mit Staatsanleihen in Zukunft ausreichend viel Geld verdient werden kann. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 haben Anleihen von Staaten eine sehr geringe Rendite erzielt. An der Börse geht man davon aus, dass dies auch in der mittelfristigen Zukunft so bleiben wird.
Die gute Entwicklung in den letzten 30 Jahren ist unbestreitbar. Es gibt jedoch ernsthafte Zweifel, ob sich diese Strategie in der aktuellen Null-Zins-Politik weiterhin durchsetzen kann.
Was ist für Privatanleger wichtig?
Geldanlage sollte immer langfristig gestaltet sein. Aus diesem Grund dürfte es eigentlich egal sein, wie stark das Portfolio kurzfristig schwankt.
Das Allwetter-Portfolio ist für all die Investoren geeignet, welche mit solchen Schwankungen trotzdem nicht zurechtkommen.
Für Privat-Anleger existieren ETFs, welche versuchen, das Allwetter-Portfolio nachzubilden.
Wenn Investoren jedoch keine Angst vor kurzfristigen Kursschwankungen haben, ist eine „normale“ Investition in weltweite Aktien vorzuziehen. Diese kombiniert einen geringeren Aufwand mit niedrigeren Kosten und einer mindestens gleich hohen Rendite.