Average Grower (Peter Lynch Kategorie)
Average-Grower ist ein von Peter Lynch geprägter Begriff und bezeichnet die Unternehmen am Aktienmarkt, die ihre Gewinne stetig und mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 5 % steigern können.
- Unternehmen mit einer jährlichen Wachstumsrate von ca. 5 – 15% gelten nach Peter Lynch als Average-Grower.
- Neben Average-Grower-Aktien existieren auch noch Fast- und Slow-Grower.
- Zu den Average-Growern gehören viele große und bekannte Unternehmen wie Nestlé und McDonalds.
Nicht-Zykliker
Average-Grower, auch „Stalwarts“ genannt, gehören zur Überkategorie der Nicht-Zykliker. Dies sind alle Unternehmen, deren Umsätze und Gewinne wie auf Schienen nach oben steigen und dementsprechend unabhängig von äußeren Faktoren sind. Sie bilden den direkten Gegensatz zu den Zyklikern, deren Performance immer an äußere Faktoren, wie z.B. die aktuelle Konjunktur geknüpft ist. In der Praxis könnten alle Unternehmen, deren Vorsteuer- und Vorzinsengewinn (EBIT) in den letzten zehn Jahren niemals mehr als 50% eingebrochen sind als Nicht-Zykliker beschrieben werden. Tendenziell können diese Unternehmen daher viel interessanter sein als Zykliker, da die Gewinne viel konstanter und sicherer sind und ein idealer Einstiegszeitpunkt unwichtiger wird. Gegenüber Zyklikern ergeben sich entsprechend geringere Schwankungen bei Umsätzen und Gewinnen, was wiederum zu steig steigenden Kursen und Dividenden führen kann.
Einteilung der Nicht-Zykliker in drei Kategorien
- Slow Grower: Das sind alle Aktien, deren langfristiges und nachhaltiges Gewinnwachstum unter 5 % liegt. Viele Slow-Grower sind früher einmal als Fast-Grower gestartet, aber konnten dieses Wachstum nicht langfrsitig über mehrere Jahre aufrechterhalten.
- Average Grower: Diese Unternehmen können ihre Gewinne jährlich mit einer Rate von über 5 % steigern und liegen auch öfters im Bereich von 10-15% Wachstum.
- Fast Grower: Alle Nicht-Zykliker, die ihre Gewinne Jahr für Jahr mit mehr als 20 % steigern können.
Gewinne jährlich um ca. 5-15 % steigern
Unternehmen, die Peter Lynch den Stalwarts zuordnet zeichnen sich immer noch durch ein ordentliches jährliches Wachstum aus. Auch wenn sie mit den Fast-Growern hinsichtlich der Wachstumsrate nicht mithalten können, liefern diese Unternehmen grundsolide Wachstumsraten und zahlen in vielen Fällen ordentliche Dividenden. Average-Grower sind von der Marktkapitalisierung im Schnitt deutlich größer als Fast-Grower. Das diese Unternehmen trotz ihrer Größe weiter wachsen können begründet sich oftmals in ihrer Positionierung in wachsenden Märkten. Zu dem versuchen sie ihre Geschäftsfelder auf neue Länder auszudehnen, neue Produkte einzuführen, Marktanteile zu gewinnen und die Fähigkeit, dauerhafte Preiserhöhungen durchsetzen zu können. Da diese Unternehmen mittelschnell wachsen, brauchen sie üblicherweise einen Teil ihrer Gewinne, um diese im Unternehmen zu reinvestieren. Daher ist stellt sich die Dividendenrendite meist niedriger dar als bei den Slow-Grower, aber dafür steigt die jährliche Dividendenrendite pro Jahr durchschnittlich mit einer viel höheren Rate.
Da die Gewinne dieser Unternehmen nicht so schnell wachsen, sollte beim Kauf auf die aktuelle Bewertung im Vergleich zum historischen Durchschnitt achten.
Zur Veranschaulichung nehmen wir an, dass Investor X Aktien des Unternehmens Y bei einem KGV von 20 erwirbt. Investor X hat dabei nicht das historische KGV von 10 beachtet und es zeichnet sich ab, dass das Wachstum des Unternehmens über die nächsten Jahre konstant bei 7% bleiben wird. Es ist davon auszugehen, dass sich die Bewertung von Unternehmen Y auf lange Sicht wieder dem historischen Durchschnitt bei einem KGV von 10 einpendeln wird. Folglich muss Investor X ca. 10 Jahre bei einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 7% abwarten, bis sich die Gewinne verdoppelt haben und die Bewertung ohne Kursänderung wieder bei einem KGV von 10 liegen.
Aktienstrategie bei Average Growern
Average-Grower gehören zu den Aktien, die man lange und mit gutem Gewissen halten kann. Das Gewinnwachstum von 5-15 % ist ein schöner Werttreiber für nachhaltigen Vermögensaufbau. Dazu kommt noch eine oftmals gute Dividendenrendite mit sehr stabilen Dividendenwachstumsraten. Zusätzlich kann man als Investor seine Rendite dadurch steigern, indem man die Aktien dieser Kategorie verkauft, wenn deren Bewertung weit über dem historischen Durchschnitt liegt, um anschließend Aktien derselben Kategorie zu kaufen, deren Bewertung entsprechend unter dem historischen Schnitt liegt. Durch diese Methode kann zusätzlich noch der Werttreiber „Bewertungsänderung“ mitgenommen werden.
In der Praxis sprechen aber zwei Dinge gegen ein solches Vorgehen:
- Es müssen Steuern auf realisierte Kursgewinne bezahlt werden, sodass entsprechend weniger Kapital in die Folgeanlage gesteckt werden kann.
- Es finden sich in der Praxis kaum Beispiele, bei denen ein Average Grower stark unterbewertet und ein anderer sehr teuer ist.
Ein Beispiel für eine Aktie dieser Kategorie ist die Henkel AG. Die Gewinne können Jahr für Jahr deutlich gesteigert werden. Aktuell ist die Bewertung der Stammaktien mit einem KGV von rund 27 zwar einiges über dem historischen Schnitt der letzten Jahre, aber das könnte sich in absehbarer Zeit ebenfalls wieder anpassen. Wer diese leichte Überbewertung abwartet und dann als Investor einsteigt, kann sich sehr wahrscheinlich auf eine langfristige Rendite in Höhe des jährlichen Gewinnwachstums plus der Dividendenrendite freuen, sodass insgesamt rund 10% Rendite jedes Jahr drin sind. Diese Aktien eigenen sich also hervorragend für Buy-and-Hold-Investoren!
Der größte Fehler, den man mit diesen Aktien machen kann, ist wie bereits angedeutet, diese zu einer im historischen Schnitt viel zu hohen Bewertung zu kaufen.