Im letzten Artikel zur Dividendenstrategie bin ich allgemein auf die Dividendenstrategie eingegangen, um den Sinn und die Ziele hinter der Strategie zu erklären. In diesem Artikel wird es konkreter. Es geht um die zwei wichtigen Strategien, zwischen denen Dividendeninvestoren wählen können: Dividendenwachstum und Dividendenertrag.
Die beiden Strategien sind sehr ähnlich zum bekannten Growth und Value Investing. Denn wir Investoren haben grundsätzlich zwei Möglichkeiten an der Börse.
Value-Aktien. Hier investiert man in Aktien, die sich in einer späten Phase des Unternehmens-Lebenszyklus befinden. Das Unternehmenswachstum ist eher gering, teilweise sogar negativ. Das Unternehmen erwirtschaftet sehr hohe Gewinne und kann einen Großteil der Gewinne nicht mehr sinnvoll reinvestieren. Diese Unternehmen sind meistens gering bewertet, weil die zukünftigen Gewinne sich kaum noch steigern können.
Die Dividendenwachstums- und Dividendenertragsstrategie sind das Pendant zur Growth- und Value-Strategie
Analog zu dieser Unterteilung in Growth und Value kann man auch Dividendenaktien aufteilen.
Dividendenwachstum. Diese Unternehmen sind Growth-Aktien oder Growth-Aktien, die sich langsam in Value-Aktien wandeln. Sie befinden sich in einer frühen Phase ihres Lebens. Weil das Unternehmen noch wächst, reinvestiert es einen Großteil seiner Gewinne in das Wachstum. Es wird aber eine Dividende ausgeschüttet, die meistens eher klein ist und in hohem Tempo wächst. Man spricht in der Regel ab einem Dividendenwachstum von 10 % pro Jahr von einer Dividendenwachstumsaktie.
Dividendenertrag. Diese Unternehmen sind Value-Aktien. Sie befinden sich in einer späten Phase ihres Lebens. Durch die geringen Reinvestitionen steht viel Geld für Dividenden und Aktienrückkäufe zur Verfügung. Die Dividendenrendite ist meistens höher und wächst nur noch in langsamem Tempo.
Diese Unterteilung darf man aber nicht zu streng verstehen. Es gibt keine einheitliche Unterteilung. Für mich liegt die Grenze bei etwa 10 % Dividendenwachstum pro Jahr. Andere Investoren setzen sie tiefer oder auch höher an. Es ist nur wichtig, dass man weiß, dass nicht jede Dividendenaktie mit einer hohen Dividendenrendite startet.
Am Ende geht es um die persönliche Dividendenrendite
Dividendeninvestoren wollen am Ende des Tages eine hohe Dividende erhalten. Die sogenannte persönliche Dividendenrendite (auf Englisch Yield on Cost bzw. YoC) ist das Verhältnis aus der aktuellen Dividende und dem Betrag, den man am Anfang in die Aktie investiert hat. Für viele Investoren ist sie besonders wichtig. Die beiden Strategien führen beide auf verschiedene Weise zu einer hohen YoC.
Bei der Dividendenwachstumsstrategie ist die Dividendenrendite erstmal gering. Zum Beispiel nur 1 %. Über die Jahre wächst die Dividende im Optimalfall und am Ende hat man eine deutlich höhere Dividendenrendite als nur 1 %. Die Strategie ist besonders bei jüngeren Investoren beliebt. Denn die Unternehmen wachsen mit dem Investor. Die Steuern auf Dividenden werden aufgeschoben und erst nach zehn oder zwanzig Jahren erhält man eine signifikante Dividende, die oft sogar über der Dividendenertragsstrategie liegt.
Bei der Dividendenertragsstrategie ist die Dividendenrendite von Anfang an höher. Zum Beispiel 4 %. Sie wächst kaum noch, aber man erhält direkt von Anfang an eine hohe Zahlung. Viele Investoren schätzen es, wenn sie direkt Bares sehen für ihre Investition. Die psychologische Motivation ist sehr hoch. Im Gegenzug verzichtet man allerdings oft auf Wachstum. Am besten geeignet ist die Strategie für Investoren, die bereits ein hohes Vermögen haben, denn dann kann man sich direkt einen Teil seines Lebens aus Dividenden finanzieren.