Dividendenstrategie: der Große Leitfaden für Einsteiger
Die Dividendenstrategie
Dividenden gibt es erst im späteren Leben eines Unternehmens. Über 80 % der Unternehmen im S&P 500 zahlen eine Dividende. Aber eigentlich zahlen die meisten Unternehmen recht spät eine Dividende. Microsoft hat zum Beispiel erst 28 Jahre nach der Gründung mit der Dividende angefangen. Solange ein Unternehmen wächst und dazu Kapital benötigt, wird es vermutlich keine Dividende auszahlen. Aber irgendwann kommt der Punkt und das Unternehmen bezahlt seine Aktionäre.
Kursgewinne kommen und gehen, aber Dividenden bestehen. Dividenden sind die einzige Form von Aktionärsrendite, die uns niemand mehr nehmen kann. Dividenden bedeuten für Investoren 100 % Entscheidungsfreiheit. Wir können sie reinvestieren oder ausgeben. Man hat die Wahl. Das macht es so spannend, seine Dividenden beim Wachsen zu beobachten. Erst geht es klein los, aber irgendwann kann man sich einen kleinen Luxus und irgendwann die finanzielle Freiheit leisten.
Es gibt nicht die eine Dividendenstrategie. Viele Investoren denken bei der Dividendenstrategie nur an eine Möglichkeit: hohe Dividendenrendite — komme was wolle. Das ist allerdings ein Fehler. Es gibt viele Möglichkeiten, um in Dividendenaktien zu investieren. Die zwei grundlegendsten Strategien sind die Dividendenwachstums- und Dividendenertragsstrategie.
Als Dividendeninvestor kann man seine Ziele gut steuern. Wer in Dividendenaktien investiert, profitiert von regelmäßigen Ausschüttungen. Die Strategie wird kalkulierbar und damit die Ziele besser messbar. Mit 1.000 Euro monatlicher Investition kann man bereits nach 20 Jahren einen Cash Flow von über 1.500 Euro an Nettodividende im Monat erhalten. Ich zeige dir, welche Dividendenziele ich mir gesetzt habe und wie gut ich diese bereits erreicht habe.
Die Auswahl von Dividendenaktien ist kein Hexenwerk. Dividendenaktien wählt man nach ähnlichen Kriterien aus wie jede andere langfristige Investition. Wichtig ist, dass die Dividendenkennzahlen und das Geschäftsmodell stimmen. Dividendenaktien sind auch "nur" Aktien. Ein tolles Unternehmen wird wahrscheinlich keine schlechte Dividendenaktie sein. Ein tiefer Burggraben und eine solide Geschäftsentwicklung helfen dabei, dass die Dividende in Zukunft wächst.
Die Dividendenstrategie als Tor zur Finanziellen Freiheit
Das Leben eines Unternehmens
Die Dividende ist der Lohn der Aktionäre
Die Dividendenstrategie gibt Aktionären Freiheit und Sicherheit
Warum eine Dividende nicht für jedermann ist
Die besten Dividendenaktien sind die von Qualitätsunternehmen
Growth und Value sind auch bei der Dividendenstrategie wichtig
Growth- und Value-Aktien in der Dividendenstrategie
Die Dividendenwachstumsstrategie
Die Dividendenertragsstrategie
Mit der Dividendenstrategie einen hohen monatlichen Cash Flow aufbauen und Ziele messen
Ziele in der Dividendenstrategie
Die Nike-Aktie in der Dividendenaktien-Bewertung
Kenne die Steuern auf deine Dividenden
Fazit zur Dividendenstrategie
Fazit zur Dividendenstrategie
AlleAktien Dividendenwachstumsaktien-Favoriten
AlleAktien Dividendenertragsaktien-Favoriten
1. Die Dividendenstrategie als Tor zur Finanziellen Freiheit
Dividenden sind in aller Munde. Rund 80 % der Unternehmen im amerikanischen Leitindex S&P 500 schütten eine Dividende aus. Jedoch ist die Dividende nicht selbstverständlich. Jedes Unternehmen durchläuft bestimmte Phasen in seinem Leben und erst in den spätesten, aber oft jahrzehntelangen Phasen gibt es Dividenden für die Aktionäre:
Startup. Das Unternehmen ist frisch gegründet. Das Unternehmen besteht häufig aus einer spannenden Geschäftsidee. Das Wachstum in dieser Phase ist enorm, aber es gibt große Risiken. Denn das Geschäftsmodell ist oft noch nicht profitabel. Um das Wachstum aufrechtzuerhalten, muss das Unternehmen laufend Geld von Investoren einsammeln. In dieser Phase kann eine Dividende nicht gezahlt werden. Beispiele: Uber, Square, Cloudflare.
Fast Grower. Das Unternehmen hat bewiesen, dass die Idee ausgereift ist und geht in die Expansion über. Die Cashflows werden allmählich positiv und sie werden meistens in das eigene Wachstum reinvestiert. In einigen Fällen ist das Unternehmen bereits so profitabel, dass die Cashflows nicht mehr in Wachstum reinvestiert werden können und es Aktienrückkäufe oder Dividenden gibt. Beispiele: Amazon, Microsoft, Facebook.
Average Grower. Die Zeiten des starken Wachstums sind vorbei. Das Gewinnwachstum liegt bei weniger als 10 % pro Jahr. Dafür gibt es einen tiefen Burggraben und oft ein geringeres, nachhaltiges Wachstum. Das Unternehmen ist sehr profitabel und hat für einen Teil der Gewinne keine Verwendung mehr. Das überschüssige Geld kann an die Aktionäre ausgeschüttet und so besser verwendet werden. Beispiele: SAP, Fresenius, Johnson & Johnson.
Slow Grower. Die Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens stagniert oder nimmt sogar ab. Die Gewinne wachsen mit weniger als 3 % pro Jahr oder fallen sogar. Das Unternehmen muss kaum noch Geld reinvestieren und kann den Investoren den Großteil der Gewinne als Dividende ausschütten. Beispiele: AT&T, Nestlé, Royal Dutch Shell.
Aktionäre investieren aus einem Grund. Sie wollen eine attraktive Rendite bei einem bestimmten Risiko erzielen. Das bedeutet nicht, dass man Millionen Prozent Rendite pro Jahr machen möchte. Sondern es soll ein ausgewogener Mix zwischen dem sein, was man riskiert und dem, was man erhält. Ansonsten wäre auch Russisch Roulette eine Investmentalternative.
Als Aktionäre sind wir die Besitzer von tollen Unternehmen wie Microsoft, Amazon und Apple. Wir haben natürlich auch Angestellte und unser wichtigster Angestellter ist der CEO. Ein guter CEO geht jeden Tag zur Arbeit und will unser Vermögen erhöhen. Unser Vermögen als Aktionäre kann sich dabei auf drei Weisen erhöhen:
Kursgewinne. Wenn andere Investoren unsere Aktien zum höheren Preis kaufen, als wir bezahlt haben, bauen wir Vermögen auf. Es gibt viele Gründe für Kursanstiege. Wenn ein Unternehmen seine Zukunftsaussichten verbessert, dann ist ein Kursanstieg am wahrscheinlichsten. Also wenn ein Unternehmen es schafft, attraktiv zu wachsen und im besten Fall mehr Gewinne abzuwerfen. Es gibt auch Unternehmen wie Apple, die eigene Aktien vom Markt zurückkaufen. Wenn weniger Aktien von Apple existieren, verteilt sich der hohe Gewinn auf weniger Aktien. Der Gewinn je Aktie steigt und die Aktien sind wertvoller geworden.
Spin-Offs (Abspaltungen). Spin-Offs sind eine seltene Form der Aktionärsrendite. Sie kommen bei besonders großen Unternehmen zum Einsatz. Viele Unternehmen werden immer größer und diversifizieren ihr Geschäftsmodell. Es werden mehrere Produkte angeboten. Die Produkte ergänzen sich und helfen bei der Wachstumsstrategie. Aber in einigen Fällen bremst die Diversifikation das Unternehmen. Je größer ein Unternehmen wird, umso bürokratischer wird es. Deshalb spalten manche Unternehmen einzelne Sparten ab und schenken sie ihren Aktionären. Man hat plötzlich zwei Aktien im Depot. Zum Beispiel Siemens und Siemens Energy. Im ersten Moment bringt es uns keine Rendite, weil der Kurs von Siemens fällt. Aber langfristig kann so eine Abspaltung unser Vermögen zusätzlich erhöhen.
Dividenden. Investoren erhalten bei einer Dividende einen Teil des Gewinns in bar aufs Konto ausgezahlt. Die Dividende ist sowas wie der Lohn der Aktionäre. Für das Risiko, das wir mit unserer Investition aufnehmen. Wenn dir Microsoft zu 100 % gehören würde und du die Aktien nicht mehr verkaufen kannst, dann wäre die Dividende für dich ein Muss. Was bringen dir die hohen Gewinne des Unternehmens, wenn man damit nicht seine Miete bezahlen kann? Langfristig zahlen deshalb die meisten erfolgreichen Unternehmen eine Dividende an ihre Aktionäre aus. Denn so kann man uns Investoren auch am besten zu einer Buy & Hold-Strategie überzeugen. Aber Vorsicht: Im ersten Moment sind Dividenden vermögensneutral. Das, was wir als Dividende bekommen, wird vom Kurs abgezogen. Das Geld fehlt schließlich im Unternehmen.
▲ Mit der Dividende gibt ein Unternehmen den Aktionären einen Anteil für ihr aufgenommenes Risiko. Am Ende des Tages ist es eigentlich der einzige Grund, warum Aktien steigen. In einer Welt, in der es keine Dividenden (oder andere Geld- bzw. Sachleistungen) an Aktionäre gibt, wäre eine Aktie nutzlos. Erst durch die Dividende werden wir an der realen Wertschöpfung beteiligt. Dividenden sind aber erst in den späteren Unternehmensphasen relevant. Erst wenn ein Unternehmen kein hohes Wachstum mehr hat, wird es sich meistens für eine Dividende entscheiden. Es gibt nur wenige Ausnahmen von wachsenden Unternehmen, die Dividenden zahlen.
Die Dividendenstrategie ist so beliebt, weil sie uns Aktionären die Wahl gibt. Kursgewinne kann man kurzfristig kaum prognostizieren. Wenn ein Crash kommt, können jahrelange Kurserfolge schnell weg sein. Aber Dividenden kommen bar aufs Konto. Niemand kann sie mir wegnehmen. Ich habe die freie Wahl, was mit der Dividende geschieht. Ich kann sie reinvestieren oder ausgeben. Es ist ein kleines zusätzliches Einkommen, das sehr zuverlässig jedes Jahr kommt. Das ist auch der langfristige Traum vieler Dividendenstrategen. Denn Kurse schwanken stark, aber meine Dividenden kaum. In 2020 haben nur 18 % meiner Aktien ihre Dividende gekürzt oder gestrichen, gleichzeitig haben andere Unternehmen sie sogar erhöht und ich konnte eine neue Rekorddividende erzielen.
Im ersten Schritt der Dividendenstrategie geht es um den Vermögensaufbau. Man kauft von seinem Gehalt Aktien mit Dividende und vielleicht auch einige, die irgendwann erst damit anfangen. Die Dividenden werden reinvestiert und es kommen ständig neue Anteile in das Depot. Das Vermögen und die Dividende wachsen schnell an. Die Dividende hilft uns Investoren durchzuhalten. Nur Unternehmen, die profitabel wirtschaften, können sich eine Dividende leisten. Die Dividende hilft uns, im Crash die Nerven zu behalten und nicht panisch Aktien zu verkaufen. Genauso, wie wir uns bei einer Immobilie keine Sorgen machen, wenn die Miete regelmäßig und pünktlich auf dem Konto ankommt.
"Die Dividendenstrategie liefert mir ein kleines, zusätzliches Einkommen, das regelmäßig kommt. Ich habe die komplette Freiheit, wie ich es verwende."
Im zweiten Schritt geht es um die finanzielle Freiheit. Das langfristige Ziel der Dividendenstrategie ist es, dass die Dividenden einem den Lifestyle bezahlen. Microsoft, Johnson & Johnson, McDonald's und Co. bezahlen unser Leben und zur Arbeit gehen, ist nicht mehr notwendig. Natürlich ist es ein langer Weg bis dahin. Viele Anleger sehen den ersten und zweiten Schritt als einen fließenden Übergang. Ich zum Beispiel gönne mir gerne von meinen Dividenden kleine Dinge, um das Leben zu genießen. Ein Restaurantbesuch, finanziert von Starbucks oder ein nettes Geschenk für die Freundin, finanziert von LVMH. Langfristig möchte ich zum Beispiel lieber den Weg als das Ziel genießen. Die steigenden Dividenden können mir jedes Jahr etwas mehr im Leben finanzieren. Bald reichen sie schon aus, um jedes Jahr einen tollen Urlaub zu machen und irgendwann vielleicht für eine Teilzeitstelle. Das Tolle ist: Ich habe immer die Wahl, was ich mit dem Geld mache.
Es gibt aber auch berechtigte Gründe gegen eine Dividendenstrategie. Eine Dividendenstrategie ist keine eierlegende Wollmilchsau.
Dividenden müssen versteuert werden. Eine Dividende zählt als Einkommen und wird deshalb versteuert. In Deutschland mit einem Steuersatz von 26,4 %. Wenn sie aus dem Ausland kommt, dann eventuell sogar noch höher. In unserem Aktien-Kennzahlen-Tool AlleAktien Quantitativ geben wir deshalb immer die Gesamtsteuern jeder Aktie an. Für französische Aktien wie LVMH liegt die Steuer bei 39,4 %. Dieses Geld kann nicht mehr für uns arbeiten. Es ist weg und fehlt uns bei unserer Rendite.
Eventuell fehlt Geld im Unternehmen. Dividenden sind bei vielen Unternehmen sowas wie eine Tradition. Coca-Cola zahlt seit 101 Jahren eine Dividende und hat sie seit 58 Jahren in Folge jedes Jahr erhöht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Coca-Cola auch im 59. Jahr erhöhen wird. So eine Routine kann gefährlich werden, wenn das Unternehmen die Aktionäre zu stark belohnt und nicht auf die Zukunftsperspektiven achtet. Unternehmen wie Shell oder General Electric gehören zu den Aktien, die beliebte Dividendenaristokraten waren, bis irgendwann das Fass am Überlaufen war. Deshalb muss man auf die Qualität seiner Aktien achten und sie regelmäßig prüfen. Eine Dividende bringt nichts, wenn sie eigentlich nicht bezahlt werden kann. Im folgenden Kapitel zeige ich dir meine persönlichen Kriterien für die ideale Dividendenaktie:
Als Dividendenstratege hat man ein riesiges Universum von Aktien zur Auswahl. Deshalb ist es wichtig, dass man die Spreu vom Weizen trennt und sich auf die spannendsten und verlässlichsten Zahler fokussiert. Es gibt leider auch viele Unternehmen, die nur sehr unregelmäßig eine Dividende zahlen und sie ständig wieder kürzen oder sogar streichen. Solche Dividendenaktien sind für viele Investoren deshalb nicht so interessant. Die attraktivsten Dividendenzahler vereinen qualitative und quantitative Faktoren miteinander. Es sind im Grunde genommen Eigenschaften, die man sich von jeder langfristigen Investition wünscht.
Qualitative Faktoren. Dividendenaktien sollten in einer zukunftsfähigen Branche sein. Kodak war sicher auch ein toller Dividendenzahler, aber sie haben auf eine sterbende Branche gesetzt. Das genaue Marktwachstum ist gar nicht so wichtig. Es sollte aber größer als 0 % sein. Außerdem sollte das Unternehmen ein krisensicheres Geschäftsmodell haben. Ein sehr zyklischer Konzern wie die Lufthansa kann oft nicht mit seinen Gewinnen planen und muss deshalb manchmal die Dividende kürzen. Zu guter Letzt sollte das Unternehmen laufend Geld in das Geschäft reinvestieren, um auch zukunftsfähig zu bleiben. Viele Unternehmen wie IBM und Nokia haben nicht aufgrund ihrer Branche Probleme. Sondern, weil sie nicht die notwendigen Investitionen getätigt haben.
Quantitative Faktoren. Die quantitativen Faktoren sind besser messbar und helfen uns, leichter eine spannende Aktie zu finden, um sie zu prüfen. Hier kann der AlleAktien Qualitätsscore (AAQS) bei der Suche helfen. Der AAQS zeigt sehr schnell an, ob es sich bei einem Unternehmen um eine Qualitätsaktie handelt. Bei Dividendenaktien sind dabei vor allem die verlässlichen Cashflows wichtig. Nur wenn das Unternehmen auch regelmäßig Gewinne macht, kann es Dividenden zahlen. Gleichzeitig sollte die Verschuldung gering sein und nicht im Wege stehen. Außerdem gibt es wichtige Dividendenkriterien: die Dividendenhistorie und die Ausschüttungsquote. Die schönsten Dividendenaktien zahlen seit mehr als 10 Jahren steigende Dividenden und schütten sie aus dem Gewinn aus. Wenn ein Unternehmen mehr Dividende als Gewinn ausschüttet, zahlt es aus der Substanz. Reinvestitionen sind wichtig, deshalb versuche ich Aktien zu finden, die weniger als 75 % oder sogar 50 % ihrer Gewinne ausschütten.
▲ Die Suche nach spannenden Dividendenaktien ist eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Faktoren. Erst wenn beides stimmt, hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit eine tolle Dividendenaktie gefunden. Wir finden, dass die Microsoft-Aktie im Bild zum Beispiel alle wichtigen Kriterien erfüllt.
2. Growth und Value sind auch bei der Dividendenstrategie wichtig
Im letzten Kapitel bin ich allgemein auf die Dividendenstrategie eingegangen, um den Sinn und die Ziele hinter der Strategie zu erklären. In diesem Kapitel wird es konkreter. Es geht um die zwei wichtigen Strategien, zwischen denen Dividendeninvestoren wählen können: Dividendenwachstum und Dividendenertrag.
Die beiden Strategien sind sehr ähnlich zum bekannten Growth und Value Investing. Denn wir Investoren haben grundsätzlich zwei Möglichkeiten an der Börse.
Growth-Aktien. Hier investiert man in Aktien, die sich in einer frühen Phase des Unternehmens-Lebenszyklus befinden. Das Unternehmenswachstum ist hoch. Das Unternehmen macht teilweise noch keine Profite und die Gewinne werden in das Geschäft reinvestiert. Diese Unternehmen sind in der Regel hoch bewertet, weil der Markt sich auf die zukünftigen Gewinne fokussiert.
Value-Aktien. Hier investiert man in Aktien, die sich in einer späten Phase des Unternehmens-Lebenszyklus befinden. Das Unternehmenswachstum ist eher gering, teilweise sogar negativ. Das Unternehmen erwirtschaftet sehr hohe Gewinne und kann einen Großteil der Gewinne nicht mehr sinnvoll reinvestieren. Diese Unternehmen sind meistens gering bewertet, weil die zukünftigen Gewinne sich kaum noch steigern können.
Die Dividendenwachstums- und Dividendenertragsstrategie sind das Pendant zur Growth- und Value-Strategie
Analog zu dieser Unterteilung in Growth und Value kann man auch Dividendenaktien aufteilen.
Dividendenwachstum. Diese Unternehmen sind Growth-Aktien oder Growth-Aktien, die sich langsam in Value-Aktien wandeln. Sie befinden sich in einer frühen Phase ihres Lebens. Weil das Unternehmen noch wächst, reinvestiert es einen Großteil seiner Gewinne in das Wachstum. Es wird aber eine Dividende ausgeschüttet, die meistens eher klein ist und in hohem Tempo wächst. Man spricht in der Regel ab einem Dividendenwachstum von 10 % pro Jahr von einer Dividendenwachstumsaktie.
Dividendenertrag. Diese Unternehmen sind Value-Aktien. Sie befinden sich in einer späten Phase ihres Lebens. Durch die geringen Reinvestitionen steht viel Geld für Dividenden und Aktienrückkäufe zur Verfügung. Die Dividendenrendite ist meistens höher und wächst nur noch in langsamem Tempo.
Diese Unterteilung darf man aber nicht zu streng verstehen. Es gibt keine einheitliche Unterteilung. Für mich liegt die Grenze bei etwa 10 % Dividendenwachstum pro Jahr. Andere Investoren setzen sie tiefer oder auch höher an. Es ist nur wichtig, dass man weiß, dass nicht jede Dividendenaktie mit einer hohen Dividendenrendite startet.
Am Ende geht es um die persönliche Dividendenrendite
Dividendeninvestoren wollen am Ende des Tages eine hohe Dividende erhalten. Die sogenannte persönliche Dividendenrendite (auf Englisch Yield on Cost bzw. YoC) ist das Verhältnis aus der aktuellen Dividende und dem Betrag, den man am Anfang in die Aktie investiert hat. Für viele Investoren ist sie besonders wichtig. Die beiden Strategien führen auf verschiedene Weise zu einer hohen YoC.
Bei der Dividendenwachstumsstrategie ist die Dividendenrendite erstmal gering. Zum Beispiel nur 1 %. Über die Jahre wächst die Dividende im Optimalfall und am Ende hat man eine deutlich höhere Dividendenrendite als nur 1 %. Die Strategie ist besonders bei jüngeren Investoren beliebt. Denn die Unternehmen wachsen mit dem Investor. Die Steuern auf Dividenden werden aufgeschoben und erst nach zehn oder zwanzig Jahren erhält man eine signifikante Dividende, die oft sogar über der Dividendenertragsstrategie liegt.
Bei der Dividendenertragsstrategie ist die Dividendenrendite von Anfang an höher. Zum Beispiel 4 %. Sie wächst kaum noch, aber man erhält direkt von Anfang an eine hohe Zahlung. Viele Investoren schätzen es, wenn sie direkt Bares sehen für ihre Investition. Die psychologische Motivation ist sehr hoch. Im Gegenzug verzichtet man allerdings oft auf Wachstum. Am besten geeignet ist die Strategie für Investoren, die bereits ein hohes Vermögen haben, denn dann kann man sich direkt einen Teil seines Lebens aus Dividenden finanzieren.
▲ Die Dividendenwachstums- und Dividendenertragsstrategie sind die zwei zentralen Strategien für Dividendeninvestoren. Besonders jüngere Investoren wie ich fokussieren sich eher auf die Wachstumsstrategie, während viele ältere Investoren lieber Bares sehen wollen. Einige Dividendenwachstumsstrategen spekulieren auch auf eine Dividende. Zum Beispiel bei Alphabet könnte es in den nächsten zehn Jahren so weit sein. Wenn Alphabet mit einer Dividende anfängt, wird das Unternehmen zu einer Dividendenwachstumsaktie und bringt seinen Aktionären einen schnell wachsenden Geldregen.
Dividendenwachstum ist die Strategie für Leute, die Wachstumsaktien suchen, aber gleichzeitig nicht auf Dividenden verzichten können. Es ist im Prinzip ein Kompromiss aus Wachstum und Dividende. Die Unternehmen sind oft Fast Grower nach Peter Lynch. Also eher jüngere Unternehmen, die über 10 % Gewinnwachstum pro Jahr haben. Die Idee hinter der Investition ist es, eine Aktie zu finden, die mit einer kleinen Dividende startet, aber sie so schnell steigert, dass man in einigen Jahren einen hohen Cash Flow erhält. Es ist der wahrscheinlichste Weg, um Dividendenrenditen von > 100 % zu erreichen.
Worauf du achten solltest. Das Wichtigste an Dividendenwachstumsaktien ist das operative Wachstum. Denn ohne Wachstum kann es langfristig auch kein Dividendenwachstum mehr geben. Deshalb sollte man als Investor darauf achten, dass das Unternehmen ein hohes Gewinnwachstum hat. Am besten 10 % oder mehr pro Jahr. Als Zusatzfaktoren sind eine niedrige Ausschüttungsquote von unter 50 % und eine geringe Verschuldung optimal. Denn in diesem Fall kann das Unternehmen auch in schlechten Zeiten die Dividende aufrechterhalten und du kannst dir sicher sein, dass in das Geschäftsmodell reinvestiert wird.
Die Dividendenwachstumsstrategie ist der eindrucksvollste Weg, um am Zinseszins teilzunehmen — und auch der planbarste.
Ich selbst investiere in die Dividendenwachstumsstrategie. Deshalb kann ich dir sagen: Es ist zäh. Der Kurs von einer Wachstumsaktie kann innerhalb von wenigen Wochen um 100 % steigen. Aber bis eine Dividende sich verdoppelt, dauert es Jahre. Aber es lohnt sich. In meinem Depot habe ich drei gute Beispiele, was die Strategie alles möglich machen kann.
Nike. Meine Nike-Aktien habe ich 2017 zu einem Kurs von durchschnittlich 56 USD gekauft. Die Dividende lag damals bei nur 0,72 US-Dollar je Aktie bzw. 1,3 %. Heute erhalte ich 1,10 US-Dollar Dividende je Aktie bzw. 2,0 %. Das Dividendenwachstum seit meiner Investition liegt bei 11,2 % pro Jahr. Für 2021 wurde bereits die nächste Erhöhung auf 1,22 US-Dollar angekündigt (2,2 % Dividendenrendite).
Starbucks. Starbucks habe ich 2017 zu 56 US-Dollar gekauft, als die Aktie einige operative Probleme hatte und in einer langen Seitwärtsphase war. Die damalige Dividende lag bei 1,00 US-Dollar je Aktie bzw. 1,8 %. Starbucks hat sich seitdem ordentlich gemacht und zahlt heute 1,80 US-Dollar bzw. 3,2 % Dividende. Das Dividendenwachstum seit meiner Investition liegt bei 15,8 % pro Jahr. Für 2021 wurde bereits die nächste Erhöhung auf 1,96 US-Dollar angekündigt (3,5 % Dividendenrendite).
LVMH. Meine ersten LVMH-Aktien kaufte ich 2016 zu einem Kurs von 154 EUR. Die Dividende lag damals bei 4 Euro pro Aktie bzw. 2,6 %. Heute liegt die Dividende bei 6 Euro bzw. 3,9 %. Das Dividendenwachstum seit meiner Investition liegt bei 8,4 % pro Jahr trotz Coronakrise und einer Dividendenkürzung. Für 2021 wurde bereits die Erhöhung auf 7,00 Euro umgesetzt (4,5 % Dividendenrendite).
▲ Noch deutlicher wird der Effekt von Dividendenwachstum bei einem Zeitraum von zehn Jahren oder länger. Dann fängt der Zinseszinseffekt erst richtig an. Bei rund 14 % Wachstum pro Jahr vervierfacht sich eine Dividende innerhalb von zehn Jahren. Nike-Aktionäre konnten sich nicht nur über steigende Kurse, sondern auch eine ordentliche Dividendenrendite freuen — wenn sie lange genug durchgehalten haben.
Dividendenertrag ist die Strategie für Leute, die schon heute ein ordentliches Zusatzeinkommen haben wollen. Nicht jeder Investor hat Lust, zehn Jahre auf eine ordentliche Dividende zu warten. Denn beim Dividendenwachstum riskiert man auch, dass man vielleicht in eine Flop-Aktie investiert und niemals eine attraktive Dividende erreicht. Deshalb wählt man eher Average oder Slow Grower nach Peter Lynch. Also eher ältere Unternehmen, die weniger wachsen und sich mehr über die Dividende definieren. Man startet ab Tag 1 mit einer attraktiven Dividendenrendite. Für viele Investoren liegt die Wunschdividende bei mindestens 4 % oder 5 %. Es geht nicht so sehr um das Dividendenwachstum. Das Wachstum soll bloß die Inflation ausgleichen und eventuell noch ein wenig Extradividende bringen. Dividendenertragsinvestoren sind auch bereit, eine höhere Steuerlast zu akzeptieren, um ihre Früchte schon früher ernten zu können.
Worauf du achten solltest. Das Wichtigste an Dividendenertragsaktien ist ein solides Geschäftsmodell. Ohne solides Geschäftsmodell kannst du dich langfristig nicht auf die Dividende als Einnahmequelle verlassen. Deshalb solltest du darauf achten, dass die Gewinne stetig fließen und das Unternehmen weiterhin akzeptable Zukunftsaussichten hat. Die Ausschüttungsquote darf ruhig auch bei über 50 % liegen. Jedoch sollte sie unter 75 % liegen. Denn ohne Reinvestitionen geht jedes Unternehmen langfristig unter. Es gibt natürlich auch Ausnahmen wie REITs oder die Tabakbranche.
Die Dividendenertragsstrategie macht besonders Spaß, wenn man ein sechsstelliges Vermögen hat. Man hat schnell 500 und mehr Euro pro Monat zusammen und kann sich im Leben den ein oder anderen Luxus leisten.
Ich konzentriere mich zwar auf die Dividendenwachstumsstrategie, aber habe auch ein paar Dividendenertrags-Aktien. Hier kommt es mir weniger auf das Wachstum an, aber wenn man die richtigen Aktien erwischt, dann kann man Wachstum mit Dividende kombinieren. Allerdings sollte man keine Sprünge erwarten.
Allianz. Meine ersten Allianz-Aktien habe ich 2016 zu einem Kurs von durchschnittlich 132 EUR gekauft. Die Dividende lag damals bei 7,60 Euro je Aktie bzw. 5,8 %. Heute erhalte ich 9,60 Euro Dividende je Aktie bzw. 7,3 %. Das Dividendenwachstum seit meiner Investition liegt bei 4,8 % pro Jahr. Allerdings hat die Allianz sich auch gut entwickelt.
Public Storage. Public Storage habe ich 2017 zu 213 US-Dollar gekauft. Die damalige Dividende lag bei 8,00 US-Dollar je Aktie bzw. 3,8 %. Seitdem wurde die Dividende nicht erhöht und ich erhalte weiterhin 3,8 % Dividende auf mein Investment. Allerdings muss man auch anmerken, dass Public Storage seine Dividende nicht so regelmäßig erhöht. Für die Zukunft gehe ich von steigenden Dividenden aus.
▲ AT&T ist ein Musterbeispiel für einen Dividendenertragswert. Das Unternehmen konnte man 2010 mit einer Dividendenrendite von rund 5,9 % kaufen. Im Durchschnitt ist die Dividende um 2,2 % pro Jahr gestiegen. Keine Weltensprünge, aber solide Inflationsausgleiche. AT&T-Investoren erhalten jedes Quartal einen ordentlichen Rückfluss von ihrem Investment.
3. Mit der Dividendenstrategie einen hohen monatlichen Cash Flow aufbauen und Ziele messen
Im ersten Kapitel zur Dividendenstrategie bin ich allgemein auf die Dividendenstrategie eingegangen, um den Sinn und die Ziele hinter der Strategie zu erklären. Im zweiten Kapitel ging es um die zwei grundlegenden Dividendenstrategien. In diesem Kapitel geht es um fortgeschrittene Themen. Welche Ziele kann man mit der Dividendenstrategie erreichen? Wie sieht die Bewertung einer Aktie konkret aus? Welche Steuern muss man fürchten?
Realistische Ziele mit der Dividendenstrategie
Investoren, die in die Dividendenstrategie investieren, profitieren von einem kontinuierlichen Cash Flow, der jedes Jahr wächst. Die meisten Dividendeninvestoren haben das langfristige Ziel der finanziellen Freiheit. Der Cash Flow soll hoch genug sein, um die monatlichen Lebenskosten zu decken und den Hauptberuf auf Wunsch zu ersetzen. Für mich persönlich liegt dieser Punkt bei 2.000 Euro Nettodividende im Monat.
Natürlich wird niemand über Nacht reich. Man muss stetig einen Anteil von seinem Einkommen investieren, um an diesen Punkt zu kommen. Wer weniger Zeit zur Verfügung hat, sollte eher auf die Dividendenertragsstrategie setzen. Wer jung ist und länger warten kann, kommt mit der Dividendenwachstumsstrategie auch ans Ziel und kann sich anschließend über stärker steigende Dividenden freuen. Allerdings dauert es unabhängig von der Strategie mehrere Jahrzehnte, bis man mit Aktien ausgesorgt hat. Erst nach 25 bis 30 Jahren kann man wirklich Früchte ernten.
▲ Ein Dividendeninvestor erhält nach 25 Jahren zwischen 1.500 und 2.000 Euro Nettodividende im Monat. Der Zinseszins von Dividendenwachstum und Reinvestitionen wirkt erst langfristig. Deshalb liegen Wachstumsinvestoren anfangs deutlich zurück und holen erst nach über 30 bis 35 Jahren den Rückstand auf. Wer es dabei schafft, seine Sparsumme jedes Jahr noch zu erhöhen, verkürzt die Zeit bis zur finanziellen Freiheit erheblich.
Meine persönlichen Dividendenziele
Ich persönlich bin ein Dividendeninvestor und habe mich auf die Dividendenwachstumsstrategie festgelegt. Jedoch streue ich auch ein paar Ertragswerte wie die Allianz oder Store Capital ins Depot hinein, um den Spaß auf dem Weg zur finanziellen Freiheit zu erhöhen. Mein Ziel ist es, dass meine Bruttodividende jedes Jahr um durchschnittlich 15 % wächst. Das möchte ich durch Sparen, Dividendenwachstum und Reinvestieren erreichen. Mein Plan sieht bisher so aus:
Bisherige Ergebnisse
Jahr
Erreichte Brutto-Jahresdividende
Dividendensteigerung
2017
567 Euro
2018
1.814 Euro
220 %
2019
2.140 Euro
18 %
2020
2.200 Euro
3 %
2021e
2.300 Euro
5 %
Langfristiger Plan
Jahr
Brutto-Dividendenziel
Brutto-Dividendenziel inflationsbereinigt
2020
2.200 Euro
2.220 Euro
2025e
4.424 Euro
4.007 Euro
2030e
8.900 Euro
7.301 Euro
2035e
17.902 Euro
13.301 Euro
2040e
36.000 Euro
24.227 Euro
2045e
72.422 Euro
44.143 Euro
2050e
145.666 Euro
80.418 Euro
Alles in allem habe ich einiges vor mir. Durch einige Umschichtungen von dividendenstarken Werten in 2019 und 2020 hat sich meine Dividende kaum erhöht. Das wirft mich etwas zurück, jedoch sollte ich langfristig meinem Ziel von 15 % Wachstum pro Jahr in den kommenden Jahren wieder näherkommen. Wichtig ist kontinuierliches Investieren und Reinvestieren in Werte mit langfristigem Dividendenwachstum.
Viele Investoren tun sich bei der Auswahl von Dividendenaktien schwer. Aus einem spaßigen Thema wird plötzlich eine Wissenschaft. Die Auswahl von langfristigen Dividendenaktien muss aber nicht schwer sein. Denn wie im ersten Kapitel dieser Reihe geschildert, ist die Qualität des Unternehmens entscheidend. Man bewertet eine Dividendenaktie genauso, wie man eine normale Aktie bewertet.
Ich möchte dir deshalb anhand meiner Nike-Investition im März 2017 zum Kurs von 56 US-Dollar zeigen, wie ich vorgegangen bin. In der Grafik unten findest du alle meine damaligen Informationen übersichtlich dargestellt. Grob kann man meine Analyse in drei Teile aufteilen:
Dividendenentwicklung. Ich habe eine Dividendenaktie gesucht, deshalb war mein erstes Kriterium die Dividende. Ich habe verschiedene Unternehmen herausgesucht, die langfristig und verlässlich eine Dividende gezahlt haben. Die Nike-Dividende wurde damals bereits seit mehr als 10 Jahren kontinuierlich gesteigert und nie gesenkt. Das war sehr gut. Außerdem lag die Ausschüttungsquote bei nur 29 %. Das heißt, Nike hat viel Spielraum für zukünftige Steigerungen. Deshalb war die Dividendenrendite von 1,1 % für mich kein Problem.
Geschäftsmodell. Nike ist ein Hersteller von Sportartikeln und die größte Textilmarke der Welt. Millionen Menschen auf der Welt lieben den ikonischen Swoosh und kaufen die Produkte — insbesondere die Schuhe. Die Situation ist sehr stabil dank einer hohen Markentreue. Das zeigt sich auch in der Geschäftsentwicklung. Zwischen 2006 und 2016 konnte Nike den Umsatz um 8 % pro Jahr steigern und den Gewinn je Aktie sogar um fast 13 %. Der Burggraben ist tief und das Geschäft brummt. Ideale Voraussetzungen für ein langfristiges Investment.
Bewertung. Mode ist ein umkämpfter Markt. Nike hatte 2017 einen stärkeren Kurseinbruch kurz bevor ich kaufte. Adidas legte einen Sprint hin und wurde in den USA immer beliebter. Nike blieb dagegen auf der Stelle stehen. So eine Situation kommt selten vor und lädt zum Kaufen ein. Das KGV von 26 bzw. erwartete KGV von 22 war nicht die günstigste Bewertung, aber reichte für mich. Die besten Unternehmen gibt es selten zum Schnäppchenpreis. Hier war der Preis fair genug und das hat ausgereicht.
▲ Als Investor gibt es nicht viele Dinge, die man für die passende Dividendenaktie zusätzlich betrachten muss. Eine steigende Dividende und ein positiver Geschäftsverlauf sind sehr gute Anzeichen für eine tolle Dividendenaktie. Wenn das Geschäftsmodell stimmt und die Bewertung in Ordnung ist, hat man bereits eine gute Dividendenaktie gefunden.
Ein wichtiges Thema bei Dividendenaktien sind die Steuern. Eine Dividende zählt als eine Form von Einkommen und muss deshalb versteuert werden. Wir können Dividenden in Deutschland oder Österreich leider nicht steuerfrei reinvestieren. Das ist schade und damit muss man als Dividendeninvestor leben können.
Wichtig ist, dass du als Investor weißt, wie die Steuern auf eine Dividende funktionieren. Denn beim Verkauf von Aktien zahlst du einfach nur 25 % Kapitalertragsteuern zzgl. 5,5 % Solidaritätsbeitrag. Bei Dividenden ist das etwas komplizierter. Es gibt nämlich zwei Bestandteile, die ein deutscher Broker für dich automatisch zahlt:
Quellensteuer. Diese Steuer zahlst du an das Finanzamt aus dem Land der Aktie. Oft gibt es zwischen dem Land der Aktie und Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), damit man als Investor nicht zu viele Steuern zahlt. Zum Beispiel bei LVMH bezahlt man in Frankreich 26,5 % Quellensteuer. 12,8 %-Punkte dieser Steuer wird mit der deutschen Kapitalertragsteuer über das DBA verrechnet. Die restlichen 13,7 %-Punkte zahlt man an Frankreich Steuern und kann sie sich theoretisch mit einem teuren und mühsamen Antrag wieder erstatten lassen. Wichtig: Wenn du deinen Steuerfreibetrag nicht knackst, zahlst du die ganze Quellensteuer und kannst sie leider nicht verrechnen.
Kapitalertragsteuer. Diese Steuer zahlst du an das deutsche Finanzamt. Sie beträgt in Deutschland 25 % der Dividende und wird mit den französischen 12,8 % verrechnet. Das heißt, in Deutschland sind nur noch 12,2 % Steuern fällig. Auf diese 12,2 % muss man noch den Solidaritätsbeitrag von 5,5 % bezahlen. Also weitere 0,671 %-Punkte. Kirchenmitglieder müssen abhängig vom Bundesland zusätzlich zum Soli nochmals weitere 8 % bzw. 9 % Kirchensteuer bezahlen.
Die Besteuerung sieht bei 1.000 EUR Dividende als Nichtkirchenmitglied so aus:
Zahlung
Steuersatz
Bruttodividende
1.000,00 EUR
—
Steuer Frankreich
-265,0 EUR
-26,5 % (12,8 %-Punkte in Deutschland angerechnet)
Kapitalertragsteuer Deutschland
-122,0 EUR
-12,2 % (25 % abzgl. der 12,8 %-Punkte)
Solidaritätszuschlag
-6,71 EUR
-0,671 % (5,5 % Zuschlag auf die Kapitalertragsteuer von 12,2 %)
Nettodividende
606,29 EUR
Gesamter Steuersatz von 39,37 % (Zum Vergleich: Deutsche Aktie 26,375 %)
Die Besteuerung sieht bei 1.000 EUR Dividende als Kirchenmitglied (in Bundesländern außer Bayern und Baden-Württemberg) so aus:
Zahlung
Steuersatz
Bruttodividende
1.000,00 EUR
—
Steuer Frankreich
-265,0 EUR
-26,5 % (12,8 %-Punkte in Deutschland angerechnet)
Kapitalertragsteuer Deutschland
-120,67 EUR
-12,067 % (25 % abzgl. der 12,8 %-Punkte abzgl. von 9 % anrechenbarer Kirchensteuer)*
Solidaritätszuschlag
-6,64 EUR
-0,6637 % (5,5 % Zuschlag auf die Kapitalertragsteuer von 12,067 %)
Kirchensteuer (für Kirchenmitglieder)
-10,86 EUR
-1,086 % (9 % Zuschlag auf die Kapitalertragsteuer von 12,067 %. In Bayern und BW 8 %)
Nettodividende
596,83 EUR
Gesamter Steuersatz von 40,317 % (Zum Vergleich: Deutsche Aktie 27,995 %)
* Die Kapitalertragsteuer wird ermittelt, indem man die Kapitalertragsteuer aus dem kirchensteuerfreien Beispiel mindert.
Die Rechnung ist: geminderte Kapitalertragsteuer = Bruttodividende / (1 / Kapitalertragsteuersatz + 9 % Kirchensteuersatz)
Beispiel: 1.000 Euro / ((1 / 12,2 %) + 9 %) = 120,67 Euro
Für uns deutsche Anleger gibt es aber einen kleinen Hoffnungsschimmer bei der Dividende. Viele Länder sind steuerlich nicht schlechter als Deutschland. Die USA gehören glücklicherweise dazu. Hier kann man als Aktionär ruhig Dividendenaktien kaufen und muss sich nicht um hohe Steuern sorgen. Andere Länder wie Frankreich oder Irland machen es uns Aktionären dagegen schwierig. Hier zahlt man schnell zu viel und hat kaum Chancen, sein Geld wiederzubekommen. Ein Trick ist das Depot der DKB. Sie bietet eine Vorabreduzierung der Quellensteuer bei einigen Aktien wie z.B. aus Frankreich gegen eine kleine Gebühr an.
▲ Viele europäische Länder haben leider eine hohe Besteuerung für Dividenden. Als deutscher Anleger sollte man deshalb sorgsam abwägen, ob einem die höhere Steuer ein Investment wert ist. Wer sich weigert, höhere Steuern zu zahlen, hat immer noch Zugriff auf die tollen US-Unternehmen. Hier zahlt man sogar etwas weniger Steuern als in Deutschland. Und auch Frankreich hat gute Nachrichten. In den letzten Jahren ist die Quellensteuer dort von 30 % auf 26,5 % gesunken und wird 2022 auf 25 % sinken.
4. Fazit zur Dividendenstrategie
Die Dividendenstrategie ist eine der beliebtesten Strategien für Investoren. Das regelmäßige Einkommen lässt uns den Stress der Börse vergessen und wir fokussieren uns auf den Fortschritt der Unternehmen. Kursgewinne kommen und gehen, aber Dividenden bestehen. Dabei zahlen Unternehmen eigentlich erst sehr spät in ihrem Leben eine Dividende. Es kann sich also auch lohnen, ein paar Dividenden-Anwärter einzukaufen wie Alphabet oder Adobe, die uns eventuell in einigen Jahren mit Dividenden beglücken.
Es gibt nicht die eine Dividendenstrategie, wie es viele Investoren meinen. Dividendenstrategien können sich stark unterscheiden. Es gibt auch bei Dividendenaktien Investoren, die lieber Wachstum oder den direkten Ertrag wollen. Der direkte Ertrag ist natürlich schöner. Man erhält ab Tag 1 eine attraktive Dividende. Aber der Vergleich zwischen Nike und AT&T zeigt auch, dass man nach zehn Jahren Haltedauer mit beiden Strategien eine angenehme Rendite erreichen kann. Wer jung ist und zehn bis zwanzig Jahre Geduld mitbringt, der sollte mit einer Dividendenwachstumsstrategie nicht schlechter dastehen als mit der Dividendenertragsstrategie.
Die passenden Aktien zu finden, ist oft gar nicht so schwierig. Das Geschäftsmodell und die Bewertung sind normale Kriterien, die man auch sonst bei der Aktienbewertung heranzieht. Zusätzlich gibt es Dividendenkennzahlen, die relevant werden wie die Historie der Dividende. So können wir besser abschätzen, ob die Dividende nicht plötzlich in Krisen gekürzt wird und ob die Dividende in den nächsten Jahren auch noch gesteigert werden kann.
Wollen Sie wissen, was mich wirklich glücklich macht? Wenn meine Dividenden kommen.
Die Dividendenstrategie ist genauso beeindruckend wie der Aktienmarkt an sich. Man kann den Zinseszinseffekt für sich nutzen und dadurch einen regelmäßigen Cash Flow aufbauen. Am Anfang ist vor allem entscheidend, dass man viel Geld investiert und so seinen Cash Flow vergrößert. Nach einigen Jahren beginnt allerdings der Zinseszins zu wirken. Nach 20 Jahren kann man unabhängig von der Strategie bereits einen sehr angenehmen Cash Flow von über 1.000 Euro pro Monat haben, der immer noch mit dem Zinseszins wächst. Wer früh mit Dividendenaktien anfängt, kann deutlich schneller in Rente gehen und muss hoffentlich niemals eine Aktie verkaufen dank der Dividendeneinnahmen.
Zu guter Letzt sollte man als Dividendeninvestor darauf achten, dass man die Steuern für seine Dividenden kennt. Dividendensteuern sind ein komplexes Thema. Einen Teil behalten die Länder, in denen das Unternehmen sitzt. Den anderen Teil zahlt man in Deutschland. Hier kann es schnell zu hohen Steuersätzen von über 30 % kommen. Wer Steuern sparen möchte, sollte deshalb bestimmte Länder wie Frankreich, Irland oder Italien meiden.
Nun möchte ich dir ein paar meiner Favoriten nennen für die verschiedenen Strategien.
Hier eine kleine Auswahl von interessanten Dividendenwachstumsaktien, die ich teilweise selbst im Depot habe. Es gibt natürlich viele weitere spannende Dividendenaktien, die man entdecken kann.
Hier eine kleine Auswahl von interessanten Dividendenertragsaktien, die ich teilweise selbst im Depot habe. Es gibt natürlich viele weitere spannende Dividendenaktien, die man entdecken kann. Eine tolle Adresse, um sich Inspiration für Dividendenertragsaktien zu holen, sind Dividenden-ETFs wie der iShares MSCI World Quality Dividend. Die Aktien kannst du schrittweise in AlleAktien Quantitativ testen und schauen, ob die Aktie für deine Strategie passt.
Durchschnittlich 26,8 % Rendite pro Jahr seit 2010, dank wissenschaftlich belegter Strategien. Von McKinsey&Company-Berater & UBS-Bankier Michael C. Jakob. 100.000 erfolgreiche Investoren. Willkommen bei Deutschlands #1 Investorencommunity.