Fast Grower (Aktien)
Fast-Grower ist ein von Peter Lynch geprägter Begriff und bezeichnet die Unternehmen am Aktienmarkt, die ihre Gewinne stetig und mit einer jährlichen Wachstumsrate von mindestens 20 % steigern können. Fast-Grower, oder zu Deutsch "schnell wachsende Unternehmen", können nach Peter Lynch die attraktivste Kategorie von Aktien sein, weil sie durch ihr immenses Wachstum Renditen von bis zu 30 % pro Jahr und mehr ermöglichen können und damit die meisten anderen seiner Aktienklassen übertrumpfen.
Kernpunkte
- Unternehmen, die mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 20 % wachsen, gelten nach Peter Lynch als Fast-Grower.
- Neben Fast-Grower-Aktien existieren auch noch Slow- und Average-Grower.
- Fast-Grower sind oftmals kleinere und sehr aggressiv agierende Unternehmen. Trotzdem finden sich auch immer mal Branchenriesen in den der Kategorie wieder.
Nicht-Zykliker
Fast-Grower gehören, laut Lynch’s Klassifizierung, zur Überkategorie der „Nicht-Zykliker“. Dies sind alle Unternehmen, deren Umsätze und Gewinne wie auf Schienen nach oben steigen und dementsprechend unabhängig von äußeren Faktoren sind. Sie bilden den direkten Gegensatz zu den Zyklikern, deren Performance immer an äußere Faktoren, wie z.B. die aktuelle Konjunktur geknüpft ist. In der Praxis könnten alle Unternehmen, deren Vorsteuer- und Vorzinsengewinn (EBIT) in den letzten zehn Jahren niemals mehr als 50 % eingebrochen sind als Nicht-Zykliker beschrieben werden. Tendenziell können diese Unternehmen daher viel interessanter sein als Zykliker, da die Gewinne viel konstanter und sicherer sind und ein idealer Einstiegszeitpunkt unwichtiger wird. Gegenüber Zyklikern ergeben sich entsprechend geringere Schwankungen bei Umsätzen und Gewinnen, was wiederum zu steig steigenden Kursen und Dividenden führen kann.
Einteilung der Nicht-Zykliker in drei Kategorien
- Slow Grower: Das sind alle Aktien, deren langfristiges und nachhaltiges Gewinnwachstum unter 5 % liegt. Viele Slow-Grower sind früher einmal als Fast-Grower gestartet, aber konnten dieses Wachstum nicht langfrsitig über mehrere Jahre aufrecht erhalten.
- Average Grower: Diese Unternehmen können ihre Gewinne jährlich schon mit einer Rate von über 5 % steigern und liegen auch öfters im Bereich von 10-15% Wachstum.
- Fast Grower: Alle Nicht-Zykliker, die ihre Gewinne Jahr für Jahr mit mehr als 20 % steigern können.
Fast Grower im Detail
Kommen wir nun zurück zu den Fast-Growern: Wie bereits mehrfach erwähnt handelt es sich um Unternehmen, die ihre Umsätze und Gewinne in rasantem Tempo, also mit mehr als 20% jährlich steigern können. Solche Wachstumsraten zu erreichen ist bereits schwierig, diese aufrecht zu erhalten noch deutlich schwieriger.
Aus diesem Grund finden sich bei den Fast-Growern auch hauptsächlich kleinere Unternehmen, die meistens einen Großteil ihrer Gewinne einbehalten und reinvestieren und wenn überhaupt eine kleine Dividende ausschütten. Bei korrekter Auswahl bescheren diese Aktien trotzdem eine überdurchschnittliche Rendite. Fast-Grower finden sich überdurchschnittlich häufig in sowieso stark wachsenden Branchen. Dies ist jedoch keine Voraussetzung und Peter Lynch selber fand es in der Regel sogar besser, wenn ein Unternehmen mit hoher Wachstumsrate in einer Branche herausstach die deutlich langsamer wuchs.
Diese Unternehmen haben sich oftmals andere Strategien ausgedacht, um ihre Wachstumsraten aufrecht zu erhalten und konnten ihre Marktanteile erhöhen oder sind in andere Märkte expandiert. Wie vorher einmal kurz angesprochen ist die Gefahr von Fast-Growern, dass das Wachstum stoppt und sie zu Slow-Growern werden. Die sinkenden Wachstumraten und weniger blühenden Zukunftsaussichten können von den Investoren an der Börse schnell abgestraft werden. Es kann also wichtig sein, den Zeitpunkt richtig einzuschätzen, an dem der Fast-Grower kein Fast-Grower mehr ist.
Das Risiko für Investoren
Das größte Risiko für Investoren bei dieser Kategorie von Aktien ist es, dass sich das Wachstum des Unternehmens verlangsamt oder gar stoppt. Das ist z.B. in 2016 bei dem dänischen Pharmaunternehmen Novo Nordisk geschehen. Weil die Wachstumsaussichten geringer eingeschätzt wurden, ist die Aktie um über 20 % eingebrochen und erhält nun eine deutlich geringere Bewertung auf Basis verschiedener Kennzahlen am Markt als vor 2016. Novo Nordisk ist vom Fast Grower zum Average Grower geworden. An diesem Beispiel wird der klassische Spruch „An der Börse wird die Zukunft gehandelt.“ deutlich. Weil die Gewinne in Zukunft nicht mehr so stark anwachsen wie ursprünglich prognostiziert, hat sich der Kurs der Aktie folglich an das neue Niveau angepasst.
Um diesen teuren Fehler zu vermeiden, müssen wir Investoren uns bei dieser Art von Aktie also darauf konzentrieren, ob das nachhaltige Umsatz- und Gewinnwachstum auch in Zukunft in ähnlicher Höhe intakt bleiben dürfte.
Wenn das Wachstum erhalten bleibt und man den möglichen Zeitpunkt eines Trendwechsels einschätzen kann, dann macht diese Kategorie von Aktien besonders viel Freude. Bei einem Investment ist es nicht einmal wichtig, ob die aktuelle Bewertung über dem historischen Durchschnitt liegt: Nehmen wir an, dass eine Aktie als Fast-Grower kategorisiert wird und das Gewinnwachstum von 20 % über 5 Jahre halten kann. Sollte man am Anfang dieser 5 Jahre investiert haben ist der Gewinn nach dieser Zeit bei 248 % vom Ausgangswert. Folglich ist es nicht zwingend notwendig unter dem Historischen Schnitt zu liegen und der Einstieg lohnt sich auch noch bei einem 20 % höheren Kaufpreis. Der Werttreiber „Gewinnwachstum“ überstrahlt hier den Werttreiber „Bewertungsänderung“ bei Weitem.
Tenbagger Potential
Wer es schafft einen Fast-Grower sehr früh aufzuspüren und damit die Wachstumsphase über möglichst viele Jahre begleiten kann, der hat eine überdurchschnittliche Chance sehr gute Renditen einzufahren. Solche Aktien bieten uns Investoren die Möglichkeit, unser Kapital innerhalb einiger Jahre zu vervielfachen und auch zu verzehnfachen. Einen Verzehnfacher nennt man einen “Tenbagger”.
Die Strategie lautet wie folgt: Früh entdecken, investieren und investiert bleiben, vom Zinseszins profitieren, darauf aufpassen, dass sich das langfristige Wachstum nicht arg verringert oder sich fundamental etwas am Unternehmen ändert. Wenn nicht, weiter halten. Mit dieser Kategorie von Aktien hat Peter Lynch für die Investoren in seinen legendären Magellan Fonds eine Menge Geld verdient.
Beispiele für Fast-Grower Aktien
Ein Beispiel für diese Kategorie von besonders schnell wachsenden Aktien ist die Firma hinter Google und YouTube: Alphabet. Seit 2005 konnte sich die Aktie von unter 100 USD auf über 1.000 USD binnen 12 Jahren mehr als verzehnfachen. Weil eben Umsätze und Gewinne derart rasant wachsen, kann auch der Börsenwert über die Jahre so stark zulegen. Das Unternehmen Starbucks fällt ebenfalls unter diese Kategorie. Starbucks und Alphabet gehören dabei zu den seltenen Fällen, die es auch nach einem extrem langen Zeitraum und immenser Marktkapitalisierung immer noch schaffen ihre Wachstumsraten aufrecht zu erhalten oder gar zu steigern.