Zykliker (Aktien)
Zykliker ist ein von Peter Lynch geprägter Begriff und bezeichnet die Unternehmen am Aktienmarkt, die eine wellenförmige Nachfrage ihrer Produkte erleben. Die Nachfrage nach den Produkten eines Unternehmens kann dabei entweder mit der konjunkturellen Entwicklung der Wirtschaft zusammenhängen oder aber von einem anderen Faktor abhängen.
Kernpunkte
- Zyklische Unternehmen werden in der Regel vom ökonomischen Umfeld beeinflusst und folgen so dem allgemeinen Wirtschaftszyklus
- Zykliker haben im Allgemeinen eine höhere Volatilität und zeigen besonders in Phasen boomender Wirtschaft eine starke Performance.
- Zu den zyklischen Aktien zählen meist Branchen, die keine Basiskonsumgüter verkaufen wie bspw. Autohersteller, Airlines, Hotels und Restaurants sowie Kleidungshersteller.
Was sind Zykliker?
Zyklische Unternehmen lassen sich oft anhand eines wellenförmig verlaufenden Aktienkurses erkennen. Dies liegt vor allem daran, dass die Bewertung von Zyklikern immer stark von den aktuellen Wirtschaftszyklen abhängt. In Zeiten einer stark steigenden Wirtschaft haben die Konsumenten mehr Geld zur Verfügung und können sich Dinge wie ein neues Auto, Reisen und andere Produkte, die von Zyklikern angeboten werden, eher leisten als in wirtschaftsschwachen Phasen, sogenannten Rezessionen. Dieses Verhalten der Konsumenten wird, wie oben beschrieben, auch im Aktienkurs deutlich und so schwanken die Gewinne mitunter stark. Als Investor sollte man bei der Betrachtung von Zyklikern ein besonderes Auge auf die Höhe des Eigenkapitals haben. Eine hohe Eigenkapitalquote spielt an dieser Stelle eine wichtige Rolle, da sie es dem Unternehmen ermöglicht, auch längere Phasen der Schwäche durchzuhalten. Zyklische Unternehmen scheitern regelmäßig an langanhaltenden Phasen wirtschaftlichen Abschwungs. Daher ist es als Investor ebenfalls elementar, sein Depot ausreichend diversifiziert zu haben, um eben solche Zeiten mit der guten Performance anderer Assets oder Aktien ausgleichen zu können.
Unterteilung der Zykliker
Einer der wohl berühmtesten Investoren aller Zeiten – Peter Lynch – hat den Begriff der Zykliker geprägt wie kein Zweiter. Durch seine Arbeit ist es uns möglich, jede Aktie in eine seiner aufgestellten Aktienkategorien einzuteilen und daraus Strategieentscheidungen abzuleiten und einen Eindruck über das mögliche Verhalten der Aktie zu bekommen. Peter Lynch unterscheidet zwischen drei Überkategorien, die er wiederum in sechs einzelne Aktienkategorien einteilt:
Jede Aktie lässt sich laut Lynch in eine der drei Kategorien: Nicht-Zykliker, Zykliker und Asset Play einteilen. Je nach Kategorie muss eine Aktie unterschiedlich bewertet werden. Im Folgenden soll speziell auf die Unterscheidung und die Bewertung der zwei Arten von Zyklikern nach Peter Lynch eingegangen werden.
Typische Zykliker
Bei typischen Zyklikern schwanken die Umsätze und Gewinne wie bereits beschrieben stark mit dem Zyklus der Wirtschaft mit. Die vergangenen Schwankungen und die aktuelle Gesamtlage der Wirtschaft lassen daher Rückschlüsse auf die kommende Entwicklung zu. Laut Peter Lynch sollten typische Zykliker dann gekauft werden, wenn die Aktie an einem Tief notiert und besonders geringe Erträge abwirft. Das KGV dieser Aktien ist zu dem Zeitpunkt normalerweise sehr hoch, teilweise sogar negativ, wenn das Unternehmen Verluste schreibt. Natürlich ist es schwierig, den absoluten Tiefpunkt des Zyklus zu bestimmen, es ist aber auch gar nicht nötig, dies zu tun, da mit dem Aufschwung der Wirtschaft die Gewinne und Margen des Zyklikers wieder stark anziehen. Lynch empfiehlt, den Verkauf von typischen Zyklikern dann in Betracht zu ziehen, wenn sich die Aktie den langfristigen Höchstwerten nähert, um sie mit großen Gewinnen zu verkaufen, bevor der nächste Abschwung einsetzt.
Die typischen Zykliker verhalten sich auf KGV Basis vollkommen anders als die Nicht-Zykliker, bei denen man dazu neigt, bei einem niedrigen KGV von einer günstigen Bewertung zu sprechen. Die Zykliker hingegen haben am höchsten Punkt des Zyklus für gewöhnlich ein sehr niedriges KGV. Zu diesem Zeitpunkt sind sie also verhältnismäßig teuer.
Turnarounds
Die Turnarounds nach Peter Lynch sind wirkliche Spekulationen, die extreme Gewinne, aber auch ordentliche Verluste bedeuten können. Ein Turnaround zeichnet sich dadurch aus, dass das Unternehmen in einem heftigen zyklischen Tief steckt, bereits Verluste schreiben musste und das Eigenkapital oft schon vollständig aufgezehrt ist. Ein großer Teil der Marktteilnehmer glaubt zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr an den Fortbestand des Unternehmens und so ist der Kurs durch panische Abverkäufe bereits massiv gesunken, sodass die aktuelle Marktkapitalisierung im Vergleich zu der historischen unglaublich niedrig ist. Ein Beispiel dafür ist das Unternehmen ArcelorMittal, der weltgrößte Stahlhersteller. Das Unternehmen hatte Anfang 2016 eine Marktkapitalisierung von ca. 5 Mrd. EUR, obwohl noch im Jahr 2007 ein Jahresgewinn von 10 Mrd. EUR erzielt werden konnte. Der gesamte Marktwert des Unternehmens ist in 2016 also auf rund die Hälfte des Jahresgewinns aus 2007 geschrumpft.
Als Investor, der an Turnaround-Spekulationen interessiert ist, sollte man sein Risiko möglichst breit streuen sowie seine Investitionen auf mehrere solcher Turnaround-Kandidaten aufteilen und dann auf eine Erholung setzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Unternehmen Pleite gehen, ist relativ hoch, die Chance, dass diese Verluste jedoch durch Unternehmen, die den Turnaround schaffen, mehr als ausgeglichen werden und man eine ordentliche Gesamtrendite erzielt, besteht ebenfalls.